Deutscher Lichtdesign-Preis geht nach Österreich:

Wiener Stephansdom in neuem Licht

von David Lodahl

(Bild: Bettina Theisinger)

Der Wiener Stephansdom hat zum ersten Mal in seiner Geschichte eine flexible und hochwertige multifunktionale Beleuchtung im gesamten Innenraum erhalten. Das vom Studio podpod design geplante und ausgearbeitete Lichtkonzept ersetzt nun vollständig das bisherige unzureichende Beleuchtungssystem. Neben der notwendigen funktionalen Beleuchtung – welche etwa das Lesen von Texten oder die sichere Orientierung im Raum unterstützt – wird zum ersten Mal die Architektur selbst beleuchtet und somit erlebbar. Die Umsetzung erfolgte durch die Dombauhütte St. Stephan in Zusammenarbeit mit österreichischen Firmen

Das Lichtkonzept

Die große Bandbreite der Nutzung (Messen, Abendandachten, Konzerte, Führungen oder Kunstinstallationen) erfordert hohe Flexibilität. Sämtliche Leuchten sind in LED-Technik ausgeführt und in ein technisch komplexes, jedoch auch vom Laien leicht zu bedienendes Lichtsteuerungssystem eingebunden. Das Lichtkonzept setzt sich daher aus mehreren funktionalen Ebenen zusammen, die im Zusammenspiel die jeweiligen Lichtszenen ergeben:

  • Licht zum Sehen – Grundlicht
    Das Grundlicht bildet die Basis für die funktionale Nutzung des Doms. Es dient der Orientierung und der sicheren Bewegung im Kirchenraum und ermöglicht die liturgische Nutzung durch ausreichendes Lichtniveau in den Bankreihen.
  • Licht für den Raum I – Deckenaufhellung
    Die Deckenaufhellung schafft einen Ausgleich der starken Kontraste während der Tagesstunden, lenkt die Aufmerksamkeit auf sehr subtile Weise und erlaubt die Veränderung der Gewichtung des wahrgenommenen Raumvolumens.
  • Licht für den Raum II – Säulenaufhellung
    Die Säulenaufhellung verbindet in ihrer Vertikalität Boden und Decke, erzeugt eine räumliche Tiefe und schafft ein sehr ausgewogenes Erscheinungsbild im gesamten Innenraum.
Objektlicht – Akzentuierung der Altäre und Figuren

Die Akzentuierung der Altäre und Figuren zeigt erst die Vielzahl der im Kontext des Doms bedeutenden Persönlichkeiten. Sie ermöglicht auch die selektive Betonung von Elementen und Themen, je nach Situation und Zeitpunkt. Durch Licht lassen sich Altäre für Messen aktivieren, oder in der Osterzeit die Kreuzwegstationen sichtbar machen. Mystisches Licht – Kerzenlicht auf Lustern und Altären Die Kerzenluster sind nicht nur Teil der festlich prunkvollen Beleuchtung, sie können auch im Zusammenspiel mit den Altarkerzen sehr intime, meditative und mystische Lichtstimmungen erzeugen, die den Raum mehr spürbar als sichtbar erscheinen lassen.

Zahlen und Fakten

Die Beleuchtungsanlage besteht aus 62 Säulenstrahlergruppen und 23 Einzelleuchtengruppen mit in Summe 316 Richtstrahlern und Deckenflutern, sowie 29 Pendensystemen mit insgesamt 327 Richtstrahlern. Von den 22 Kerzenlustern mit 360 Lichtpunkten wurde einer bereits auf visuell und lichttechnisch hochwertige LED-Kerzen umgerüstet, die restlichen werden im Laufe des kommenden Jahres wie auch die 53 LED Kerzen auf den Altären nach budgetärer Disposition ergänzt. Die Elektroinstallationsarbeiten und die Programmierung der Lichtsteuerung wurde von der Amstettner Firma Feilmayr ausgeführt. Und auch sämtliche eingesetzte Leuchten kommen von heimischen Firmen: die Strahlergruppen an den Säulen wurden von Artluce in Tirol gefertigt, die mit Strahlern der Waldviertler Firma Schrutek bestückten Penden von der Niederösterreichischen Leuchten Manufaktur Niefergall. Ebenso von Schrutek kamen schliesslich die patentierten LED-Kerzen.

  • Lichtpunkte (Strahler) gesamt: 643
  • Kerzen gesamt: 413 (16 Stück davon bereits ausgeführt)
  • Gesamtanschlussleistung: ca. 9 kW (entspricht weniger als 3 W/m2)
  • Planung und Umsetzung: 2016 bis 2018

Weitere Informationen unter www.podpoddesign.at

Quelle: Der deutsche Lichtdesignpreis 2018/Highlight

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