Die Redaktion nimmt Stellung:

Zur Lage der (Elektro-)Nation

von Thomas Buchbauer

Die Telefone liefen heiß. Das Credo unser Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung war einhellig: Seit der Entscheidung, die Light + Building in den Frühherbst zu verschieben, wird das Murren in der Branche immer lauter. Vor allem die Lichtindustrie hat mit dem neuen Termin Ende September ihre liebe Not. „Jetzt“ hieße es, die Neuheiten in den Markt zu bringen – im September sei es bereits zu spät und der Zeitpunkt ob des üblicherweise im Herbst auf Hochtouren laufenden Projektgeschäfts denkbar ungünstig.

Nach zahlreichen Telefonaten mit den Entscheidungsträgern der deutschen und österreichischen Industrieunternehmen aus der Elektro- und Lichtbranche scheint sich eine Entwicklung abzuzeichnen: Während bereits etliche dem i-Magazin bekannte Firmen aus der Lichtbranche ihre Teilnahme als Aussteller an der Light + Building im September 2020 bis zum Aussenden dieses Artikels abgesagt hatten, wartet man gerade gespannt darauf, welche Entscheidung einer der Marktleader im Lichtbereich treffen wird. Unsere Quelle berichtete, dass spätestens Ende dieser, Anfang nächster Woche mit einer Veröffentlichung zu rechnen sein wird.

Wer bleibt übrig?

Zahlreichen Aussagen zur Folge könnte die Light + Building aller Voraussicht nach zu einer »Building« schrumpfen. Die Gründe dafür sind vielfältig – einer davon ist aber zweifellos die angespannte Margensituation in der Lichtbranche. Sie könnte der Auslöser dafür sein, dass sich die Lichtbranche künftig in eine vollkommen andere Richtung orientieren und kostenintensive Veranstaltungen aus ihren Marketingkonzepten streichen könnte. Es wäre naheliegend, dass besonders die Unternehmen dieser Branche (aber auch anderer) ihr Heil in der Digitalisierung suchen und künftig digitale Medien und Online-Plattformen der verschiedensten Art zur Verbreitung ihrer Botschaften und Informationen nutzen werden.

Auf der Strecke bleiben wird dabei auch die eine oder andere Messe-Standbaufirma. Das aktuelle Messe-Desaster – ausgelöst durch den Coronavirus – wird dazu führen, dass die großen Aussteller ihre Standbaufirmen übernehmen („es würde einfach zu lange dauern, bis ein neuer Standbauer unsere Wünsche erfüllen könnte“, so die klare Aussage eines unserer Informanten) und nicht wenige andere Standbaufirmen den Gang zum Insolvenzgericht antreten werden müssen.

Was folgt nun?

Während also die ersten Branchen unmittelbar von der Coronakrise betroffen sind und die nachfolgende »Building« eine neue Ausrichtung mit zukunftsträchtigen Schwerpunkten notwendig hätte (ein heißer Tipp wären nachhaltige Technologien wie jene, die aus Konsumenten künftig »Prosumer« machen würden), läuten auch in der Elektrobranche die ersten Alarmglocken, bedingt durch die Folgen der Coronavirus-Verbreitung. Die Arbeiten an den Großbaustellen dieses Landes scheinen von den Sanktionen der Regierung zwar (noch) nicht betroffen zu sein, die Aussagen der Hotellerie- und Gastronomiebranche lassen allerdings schon Sorgenfalten auf der Stirn vieler Protagonisten der Elektrobranche erkennen. Die Investitionen der Fremdenverkehrsbranche werden – schenkt man den Informationen aus diesen Kreisen Glauben – in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten drastisch zurückgefahren. Selbst wenn die Coronakrise zur Gänze ausgestanden ist, wird es danach noch Monate dauern, bis der Fremdenverkehr und damit auch die Investitionen dieser Branche wieder voll anlaufen. Eine Situation, die den Handwerksbetrieben zu schaffen machen wird. Gerade in solchen Zeiten sei es angeraten, jene Kundenkreise intensiver zu bedienen, deren finanzielle Situation es zulässt, Mittel in Technologien für erneuerbare Energie, zur Steigerung des Eigenverbrauchs, für Energiespeicherung bis hin zur Schaffung von Infrastruktur für Elektromobilität zu stecken. Man muss kein Wahrsager sein, um behaupten zu können, dass die Zinssituation auf den Sparbüchern der Bürger auch in den nächsten Monaten nicht rosiger wird und Investitionen dieser Art deswegen besonders lukrativ werden.

Achtung Falle!

Abschließend wollen wir die Möglichkeit nutzen, um an weite Kreise der Elektrobranche den einer oder anderen Appell zu richten: An die Industrie, sich vom derzeit hohen Bestelleingang nicht täuschen zu lassen (der Großhandel bunkert aktuell Waren wie Großmutti die Fertigsuppen, um sie in Krisenzeiten zur Verfügung zu haben) und dass man die Chance nutzt, aus den Fehlern zu lernen und Produktionen aus Asien abzuziehen und wieder nach Europa zu verlagern. An die Elektrotechnikbetriebe appellieren wir, zu erkennen, dass der Einsatz von Billigprodukten aus Asien keine gute Wahl ist und dass der Entschluss, eine Partnerschaft mit Markenherstellern aus Europa einzugehen, wie sich nun herausgestellt hat, langfristig gesehen, die beste Option ist. Wie schon unsere Alten sangen »Alles was billig ist, bringt uns um!«.

Interessant werden dürfte es auch auf der Managementseite der Unternehmen – in den kommenden Wochen wird sich herausstellen, wer von den Spitzenmanagern sein Geld tatsächlich wert sein wird. Denn Kündigungsmaßnahmen alleine werden sicherlich nicht ausreichen, um die bevorstehenden Turbulenzen zu bewältigen. Ein wenig mehr an Kreativität wäre da schon wünschenswert!

Und noch etwas, liebe Elektrounternehmer! Bitte berücksichtigen Sie allfällige Pönaleforderungen, die ihre Auftraggeber in die Verträge einbauen ließen und bedenken Sie, dass Ihnen manche Artikel nicht uneingeschränkt zur Verfügung stehen werden! Die Konsequenzen daraus liegen auf der Hand!

Alles Gute für die nächsten Wochen!

Die Redaktion!

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3 Kommentare

Siegfried Nagele 13. März 2020 - 23:27

Liebes Team, eigentlich solltet ihr alten Hasen schon den Unterschied zwischen billig und günstig kennen 😉
Mittlerweile liefert China Qualitätsware zu leistbaren Preisen ! Und das nicht nur beim Licht
Aus welchen Fehlern genau sollte man lernen ?

Liebe Grüsse

Antworten
Thomas Graf-Zoufal 14. März 2020 - 10:24

Lieber Sigi, du kennst den Unterschied zwischen einer Marke aus China und Einsparen durch billige Produktionsmethoden und niedrigste Sozialstandards. Kein Grund dich angesprochen zu fühlen.

Antworten
Klimawatch 14. März 2020 - 12:28

Es geht nicht darum dass wir billige/marktgerechte Ware aus China brauchen. Allein der Schrott aus Überproduktion, der von dort kommt belastet die Umwelt enorm und kann die 1-2 Grad Klimaerwärmung einsparen.

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