Bei Philips war man in den letzten Wochen intensiv damit beschäftigt, die neue Markenpositionierung umzusetzen. Sie basiert auf der Vision des Unternehmens, durch sinnvolle Innovationen das Leben der Menschen zu bereichern. Kein Wunder, dass der Konzern den Fokus auf dieses Thema gesetzt hat – immerhin ist Philips laut Untersuchungen von Interbrand im Ranking der wertvollsten Brands dieser Welt von Platz 41 auf 40 hinaufgeklettert und lässt dabei so renommierte Firmen wie Ford, Siemens und Sony unmittelbar hinter sich.
Einen weiteren Teil der Neupositionierung bildet die neue Brand Line »Innovation and You«, die in der Überzeugung wurzelt, dass Innovation nur sinnvoll ist, wenn sie unerfüllte Bedürfnisse und Wünsche der Menschen aufgreift. „Mit der Bedeutung dieser Worte kann ich mich sehr stark identifizieren“, freut sich Karner darüber, dass Philips Innovationen auf der einen Seite und die Menschen, deren Leben damit bereichert werden sollen, auf der anderen Seite zum Mittelpunkt des Handelns gemacht hat. Der DACH-Chef von Philips Lighting untermauert diese Feststellung im selben Atemzug mit der Aussage: „Wir sind in Deutschland die Nummer 2 bei der Anzahl der Patentmeldungen pro Jahr – innovativ zu sein, ist in unseren Genen.“ Karner bemerkt auch, dass die Entwicklungen in den drei Philips-Bereichen »Healthcare«, »Consumer Lifestyle« und »Lighting« immer mehr unter dem Einfluss der Digitalisierung stehen – dieser Trend lässt sie gleichzeitig zu einem »Health and Well-being«-Bereich zusammen wachsen.
Good News
„Die Lichtbranche wächst weiter“, teilt uns der DACH-Chef mit – sowohl weltweit (+2%) als auch in Deutschland (+1,7%), Österreich und in der Schweiz. Die Gründe liegen für Karner auf der Hand: „Zum einen steigt der Bedarf nach Licht im Allgemeinen – die Weltbevölkerung wächst und die »Blind-Spots« wie etwa in Afrika werden laufend weiter erschlossen. Es gibt aber auch ständig neue Anwendungen – etwa im Bereich des Pflanzenwachstums – so profitieren die Rasenanlagen in den Fußballstadien dieser Welt davon. Und last, but not least forcieren die Vorteile der digitalisierten Lichttechnik das Wachstum der Lichttechnik“, so der Philips-Chef, der sich erfreut zeigt, dass man mittlerweile mit der LED-Technik die Sonne (punktförmig) und der OLED-Technik den Himmel (flächig) perfekt nachempfinden kann. Darüber hinaus wird die Nachfrage nach energieeffizientem Licht immer größer: „Dabei ist die Lichtquelle das eine und die Handhabung – sprich die Steuerung – das andere.“ Bei Philips geht man davon aus, dass man den weltweiten Strombedarf um 8% reduzieren kann – und zwar alleine durch den Einsatz von innovativer Lichttechnik in Verbindung mit Steuerungen. Im Detail wären 4% durch den Einsatz von LED-Lichtquellen umsetzbar und weitere 4% durch die Optimierung der Systeme durch Steuerungen. „Diese Zahlen alleine belegen, welche Vorteile die digitale Lichttechnik in sich birgt. Fast jeder von uns hat ein Smartphone oder ein Tablet und damit eine digitale Steuereinheit bei sich“, so Karner.
Ein erfolgreiches Jahr
Bei Philips-Licht freut man sich über ein erfolgreiches Geschäftsjahr: „Wir sind 2013 stärker gewachsen als der Markt“, so Karner, der diese Entwicklung damit begründet, dass Philips Marktführer im Bereich der LED-Technik ist. „Über 30% unseres Umsatzes stammen aus dem Verkauf von LED-Technik. Der ZVEI meldet für Deutschland einen durchschnittlichen LED-Anteil von 21% in der Branche. Der Grund, weshalb wir einen dementsprechenden Vorsprung haben, ist, dass Philips früher als die Mitbewerber gemerkt hat, dass der Zug in Richtung LED fährt.“ Philips setzte 2012 im Lichtbereich rund 8,4 Milliarden Euro um – der gesamte Konzern mit seinen drei Sparten erzielte einen Umsatz von ca. 20 Milliarden Euro. Stolze 5% investiert Philips in die Forschung und Entwicklung – am deutschen Standort Aachen, wo die OLED-Forschung und Fertigung beheimatet ist, waren es alleine im letzten Jahr 40 Millionen Euro: „Das hat auch einen dementsprechenden Einfluss auf unsere Innovationskraft“, unterstreicht Karner.
Ausblick
Im Jahr 2015 wird der LED-Bereich bereits 50% und 2020 rund 70% des Umsatzes ausmachen – davon ist man bei Philips überzeugt. Roger Karner prognostizierte, dass der Lampenmarkt durch die hohe Lebensdauer der LED in den nächsten Jahren schrumpfen, der Absatz von Leuchten mit integrierter LED allerdings stark wachsen wird: „In Zukunft wird man vermehrt Leuchten mit Lampen, die man heute noch mit Retrofit bestückt, durch Leuchten, in denen die LED integriert sind, ersetzen.“ Der Lichtmarkt in der DACH-Region beläuft sich laut Philips auf 4 Milliarden Euro, wobei heute schon nur 1 Milliarde mit Lampen, aber 3 Milliarden Euro mit Leuchten erwirtschaftet werden. Auch wenn das Lampengeschäft im Vergleich zur Leuchte in Zukunft an Bedeutung zu verlieren scheint, bleibt der Bereich weiter im Fokus von Philips. Speziell die asiatischen Hersteller, die nun seit ein paar Jahren am Lichtmarkt mitmischen, sorgen bei Philips für Beachtung – Karner nimmt den Wettbewerb aber gerne an und beschreibt die Herausforderung als »Rock´n Roll im Tagesgeschäft«. „Abgesehen davon beschäftigt der Innovationszyklus der LED-Technik die gesamte Branche – er ist sehr rasant. Zwischen sechs und neun Monate dauert es nur, bis die nächste Generation von LEDs marktreif wird. Das war man bisher im Lichtgeschäft nicht gewohnt“, spielt Karner auf die enorme Herausforderung für alle Beteiligten an. Die Konsumenten profitieren allerdings davon: „Wir können mit unseren LEDs mittlerweile alle Lichtfarben abbilden. Unter gewissen Voraussetzungen kann man auch die Lichtfarbe einer einzelnen Lichtquelle verändern – ich schnapp mir dann mein iPad, öffne die dazu passende App und verändere die Lichtfarbe zwischen 2.700 und 6.500 Kelvin. Damit aber nicht genug – wir »nötigen« nun die Technik, um das Licht der Glühlampe nachzustellen. Das heißt wir haben mit der neuen Generation der LED-Lampen das gleiche kuschelige Licht beim Dimmen wie das bei der Glühlampe der Fall war – also Kerzenlicht-Stimmung. Das ist besonders bei Hotels sehr gefragt.“
Einheitliche Vorgehensweise
Karner berichtete, dass die Hersteller im deutschen Fachverband ZVEI – und dazu zählen mittlerweile auch asiatische Produzenten – kürzlich eine Nomenklatur beschlossen: „Wir haben es geschafft, einheitliche Begriffe zu definieren. Der ZVEI hat einen Leitfaden erstellt, der eine neue, einheitliche Sprachregelung für Hersteller und Lichtanwender schafft.“ Mit dieser Nomenklatur will die Industrie eine Situation schaffen, in der für alle die gleichen Regeln gelten und in der jeder weiß, was man unter bestimmten Begriffen wie z. B. unter »Bemessungslichtstrom« versteht und unter welchen Bedingungen sie ermittelt werden.
Auch der »Farbpunkt« ist damit klar definiert. Das Ziel ist, dass eine 2.700 Kelvin-Lampe vom Hersteller A in Zukunft mit einer 2.700 Kelvin-Lampe vom Hersteller B übereinstimmen soll. Das war bisher nicht immer der Fall – der Konsument war der Leidtragende. Selbst wenn man Bescheid wusste und beim Kauf auf die Farbtemperaturangabe achtete, gab es keine Garantie, dass die Lampen von unterschiedlichen Herstellern in der Lichtfarbe tatsächlich übereinstimmten. Vorausgesetzt die Hersteller halten sich an die Vereinbarungen der Nomenklatur, soll es dieses Problem in Zukunft nicht mehr geben.
Konnektivität
„In Zukunft werden die LEDs miteinander kommunizieren – oder anders gesagt: sich untereinander kalibrieren. Damit kann Philips in Zukunft garantieren, dass bei einer Erweiterung einer bestehenden LED-Beleuchtungsanlage, ein einheitliches Lichtbild erzielt werden kann – auch wenn die Ergänzung einer neueren Generation von LEDs angehört“, verspricht Karner. Er hat aber auch noch andere frohe Botschaften: „Biologisch wirksames Licht hat einen Einfluss auf den Gesundungsprozess von Menschen. Es war immer schon bekannt, dass der Patient, der beim Fenster liegt, früher gesund nach Hause entlassen werden kann. Wir haben uns diese Erkenntnis zunutze gemacht und speziell für das Gesundheitswesen Lösungen geschaffen, die das Tageslicht »nachempfinden«. So hat man unter anderem festgestellt, dass grünes Licht schmerzlindernd wirkt. Oder nach Operationen haben Patienten sehr oft das Problem der Orientierungslosigkeit – dem können wir entgegen wirken, in dem wir Tagesrhythmen lichttechnisch nachstellen. Situationen, in denen man zu Angst tendiert, können mit Licht entschärft werden und beruhigend wirken. Wir sind auch in der Lage, Lichtstimmungen zu schaffen, die bei Schülern und Studenten zu einer erhöhten Konzentrationsfähigkeit führt. Um diese Erkenntnisse medizinisch zu untermauern, laufen derzeit Untersuchungen und Forschungsprozesse, die wir unterstützen.“
Smart Home
Einer der wesentlichsten Innovationen aus dem Hause Philips im Jahr 2012 war ohne Zweifel »hue« – in Zusammenarbeit mit Apple entstand eine Lichtlösung, mit der man Philips-E27-Retrofitlampen mit einer App ein- und ausschalten, dimmen und im Farbspektrum verändern konnte. Neben der Apple-Lösung steht den Smart-Phone- und Tablet-Usern dieser Welt aber auch eine Android-Version zur Verfügung. Die Lichtquellen, die dafür notwendig waren, gab es anfangs nur in den Apple-Stores: „Innerhalb von drei Wochen war hue in den Läden vergriffen. Die Nachfrage war enorm groß und blieb es auch. Heute – rund ein Jahr später – wissen wir, dass uns kein Hersteller das Wasser abgegraben hat“, ist Karner überzeugt. Die Programmierer dieser Welt entwickelten im Laufe der letzten Monate über 100 Apps zur Steuerung der Philips-Lampen und -Leuchten – rund 40 davon hat Philips bis heute zertifiziert. Aber auch bei Philips selbst tat sich diesbezüglich einiges – mittlerweile bietet der Hersteller eine Reihe von Leuchten und LED-Stripes an, die in das Netzwerk per Plug&Play einzubinden sind. „Die Connectivity im Smart Home-Bereich hat den nächsten Schritt gemacht – wir bieten immer mehr Devices an“, bemerkt Karner. Er berichtet auch, dass ein Teil der Range neben den Apple-Stores nun auch bei den Apple-zertifizierten Vertriebspartnern und darüber hinaus seit Dezember 2013 in den DACH-Ländern auch bei Media-Markt und Saturn zu haben ist. „Wir werden unser Angebot an »connected light« immer mehr erweitern und auch öffnen. Wir haben auch festgestellt, dass der Preis nicht kaufentscheidend ist. Konsumenten, die sich hue kaufen, erwarten sich eine Mischung aus Komfort, Luxus, Spaß und Wohlbefinden. Philips geht davon aus, dass dieser Bereich »connected-world« – und da ist hue nur einer davon – ein Wachstumspotenzial zwischen 20 und 40% jährlich hat“, schloss Karner das Gespräch schließlich mit – so wie wir meinen – überaus interessanten Perspektiven für die Licht- und Elektrobranche.