Für Andreas Wirth stand die Bundesinnungsausschuss-Sitzung im steirischen Leibnitz ganz klar im Zeichen der »next Generation«. Die EuroSkills 2020 in Graz sehen die Innungsverantwortlichen – allen voran Bundesinnungsmeister Wirth – als besonders große Chance, um für den Lehrberuf der Elektrotechnik gehörig die Werbetrommel zu rühren und damit dem Mangel an Fachkräften langfristig beizukommen. Dem i-Magazin wurden die Details, wie das gelingen soll, nun zugespielt.
Den Termin darf man nicht verpassen: Von 16. bis 20. September 2020 ist Graz der Mittelpunkt Europas. Die steirische Landeshauptstadt ist im Spätsommer nächsten Jahres Austragungsort der EuroSkills. 640 Teilnehmer und 1.600 Betreuer aus 30 europäischen Ländern stehen dabei am Start und matchen sich auf über 60.000 m2.
Mit bis zu 100.000 Besuchern rechnen die Organisatoren des Events, der mit einem Budget von rund 20 Millionen Euro auskommt (alleine die Eröffnungsfeier der WorldSkills in Kasan kostete laut unbestätigten Quellen rund 50 Millionen Euro) und an drei Wettkampftagen die Europameister in 47 Berufen hervorbringen wird.
Kazan soll getoppt werden!
Auch die österreichischen Elektrotechniker wollen ein Wörtchen um den Sieg mitreden, wenn die Elite Europas an den Start geht und die Beste bzw. den Besten unter sich ausmacht. Dass das duale Ausbildungssystem Österreichs keinen Vergleich zu scheuen braucht, ist nicht erst seit Kasan bekannt. In der Stadt im Südwesten Russlands räumte die heimische Delegation im vergangenen August mächtig ab: 12 Medaillen und 17 Medallions for Excellence – eine davon durch den Jung-Elektrotechniker Stefan Prader – standen schließlich auf der Habenseite des rotweißroten Teams. Österreich war damit in Kazan die beste EU-Nation.
Auch in Graz soll Prader die Kohlen für die Elektrotechniker aus dem Feuer holen. Er wird von Thomas Benkö trainiert, der von der Bundesinnung nominiert wurde und dafür sorgen soll, dass Prader nicht nur optimal vorbereitet wird, sondern auch im Laufe des Wettkampfes in Graz den Kopf für die gestellten Aufgaben frei haben kann.
Während die Nachwuchshoffnung seine beste Leistung im Wettbewerb abrufen wird, sollen parallel dazu die jüngeren Besucher der Europameisterschaft, die gerade im Begriff sind, ihre Berufswahl zu treffen und mit Sonderzügen aus allen Teilen Österreichs nach Graz gebracht werden sollen, die Möglichkeit haben, die spannenden Seiten der Elektrotechnik kennenzulernen und so ein Teil von »die Zukunft ist elektrisch« zu werden. Mit der Aktion »TryASkill« wollen die Verantwortlichen der Bundesinnung – allen voran der Leiter des Arbeitsausschusses Aus- und Weiterbildung Bernhard Pabinger – und die Landesinnung Steiermark als verantwortliche Organisation des austragenden Bundeslandes die Aufmerksamkeit der Jugend auf die Elektrotechnik ziehen. Auf einer Fläche von rund 25 m2 im nahen Umfeld des elektrotechnischen Wettkampfortes planen Pabinger und Kollegen, die Kids mit spannenden Aktionen aus der Reserve zu locken und ihnen den Spaß an einer elektrotechnischen Ausbildung zu vermitteln. „Die EuroSkills in Verbindung mit TryASkill sind für den Berufsstand der Elektrotechnik eine besondere Herausforderung, um Berufsinformation auf einem bisher ungeahnten Level zu betreiben. Wir wollen, dass die zigtausenden Besucher unsere TryASkill-Ausstellungsfläche wahrnehmen und so die Berufswahl des Elektrotechnikers auch in Erwägung ziehen. Eine derartige Chance wird so schnell nicht wieder kommen“, betonen die Verantwortlichen der Bundes- und der Landesinnungen.
Dass die Bundesinnung bereits seit Längerem intensiv an Projekten arbeitet, die der Jugend zugutekommen, ist nicht neu. So ist die Wissens-App »eLap« eines der Tools, das ins Leben gerufen wurde, um im Zeitalter von Gamification die Jugend für die Elektrotechnik zu begeistern. Die App, die mittlerweile rund 3.000 User zählt, vermittelt dem Nachwuchs das elektrotechnische Wissen auf spielerische Art – Bernhard Pabinger dazu: „Die Kids nutzen die App mit Begeisterung – sie treten mit Hilfe dieses Tools gegeneinander an, um festzustellen, wer über das größere elektrotechnische Wissen verfügt“, so der Leiter des Arbeitsausschusses Aus- und Weiterbildung. Mittlerweile hat sich der Nutzen von eLap bis zu den Berufsschulen durchgesprochen. Mit einer Informationskampagne will die Innung den Nutzen der App in den nächsten Monaten vorantreiben.
Auszeichnungen & Abschiede
Während anlässlich der EuroSkills in Graz auf der einen Seite neue Sterne am elektrotechnischen Horizont aufgehen werden, traten auf der anderen Seite zwei Granden der Elektrotechnik anlässlich der BIAS von der (Innungs-)Bühne ab. Steiermarks langjähriger Landesinnungsmeister und Bundesinnungsmeister-Stellvertreter, Ernst Konrad, legte seine Funktionen zurück und übergab damit an seinen Nachfolger Ing. Christian Gaich. BIM Andreas Wirth bedankte sich bei Ernst Konrad im Rahmen einer Ansprache für seinen unermüdlichen Einsatz. Neben Konrad war es nun auch für Joe Witke die letzte BIAS. Dem ehemaligen Bundesinnungsmeister, der bis zur Wirtschaftskammerwahl im nächsten Frühjahr noch ein Mandat innehat und sich danach aus dem Großteil seiner politischen Funktionen zurückziehen wird, zollte der BIM so wie Ernst Konrad anerkennende Worte.
Gemeinsame Zukunft
Andreas Wirth war die Erleichterung deutlich anzumerken – der Bundesinnungsmeister freute sich im Rahmen der BIAS, seinen Kollegen offiziell mitteilen zu können, dass die Bundesinnung in Zukunft wieder Teil der PV Austria ist: „Wir sind nun nicht nur wieder Mitglied der Photovoltaik Austria, sondern auch Vorstandmitglied“, so der BIM. Die Gründe für den Schulterschluss und die nun wieder stattfindende intensive Mitarbeit in der PV Austria liegen für Wirth auf der Hand: „Wir sitzen nun einmal alle im selben Boot. Deswegen ist es auch für uns essenziell, Teil einer Organisation zu sein, die im Zweitalter von »mission 2030« ein prägender Bestandteil in der Wertschöpfungskette sein wird“, betonte er und forderte die Kollegen und Mitglieder im Anschluss auf, die Fachtagung für Photovoltaik und Stromspeicherung am 5. und 6. November im Allianz Stadion in Wien zu besuchen.
Stand der Gespräche
Andreas Wirth, der in Leibnitz nun die letzte BIAS vor den Kammerwahlen im März 2020 leitete, berichtete seinen Kollegen darüber hinaus von den Gesprächen mit der Industrie und dem Großhandel zum Thema »Wertschöpfungskette« – eine Initiative im Rahmen der Wirtschaftskammer gemeinsam mit dem Fachverband der Elektroindustrie, auf die er große Stücke setzt: „Schließlich stehen nach der Regierungsfindung wichtige Entscheidungen an, die es gilt, gemeinsam an die politischen Entscheidungsträger heranzutragen und die Kräfte zu bündeln“, lautete die Botschaft des Bundesinnungsmeisters an die Verantwortlichen der Industrie und des Großhandels, die Wirth als Partner auf Augenhöhe betrachtet. Die ersten Früchte hat diese Zusammenarbeit bereits getragen: Erst kürzlich präsentierten Andreas Wirth und Robert Pfarrwaller (CEO Rexel Österreich) in einer Pressekonferenz ein gemeinsam erarbeitetes »Positionspapier zur Diskussion der Überarbeitung des österreichischen Energieeffizienzgesetzes hinsichtlich des Energieträgers Strom und seines systemeffizienten Einsatzes im Gebäudebereich« – so der Titel eines achtseitigen Folders, den man den künftigen politischen Entscheidungsträgern übergeben möchte.