Allen Krisen zum Trotz: „Die aktuellen Außenhandelsdaten bestätigen die Stabilität der bilateralen Wirtschaftsbeziehung zwischen Deutschland und Österreich und untermauern die wechselseitige Bedeutung der Märkte“, betont Hans Dieter Pötsch, Präsident der Deutschen Handelskammer in Österreich (DHK) und Aufsichtsratsvorsitzender der Volkswagen AG sowie Vorstandsvorsitzender der Porsche SE, anlässlich der DHK-Jahrespressekonferenz 2024 in Wien. Doch die aktuellen Herausforderungen würden entschlossene Maßnahmen und eine kluge Navigation von Politik und Wirtschaft erfordern, so Pötsch.
Im Zuge des allgemeinen Rückgangs des deutschen Handelsvolumens ist im Vorjahr auch jenes mit Österreich gesunken: Die deutschen Exporte nach Österreich haben sich im Jahresvergleich um 9,2 Prozent auf 81,9 Milliarden Euro reduziert. Die Importe verringerten sich um 6,1 Prozent auf 54,6 Milliarden Euro. Insgesamt ergibt sich daraus ein bilaterales Handelsvolumen von 136,5 Milliarden Euro. Das entspricht einem Rückgang um 8,0 Prozent gegenüber dem Jahr 2022, wo das bilaterale Handelsvolumen bei 148,4 Milliarden Euro lag. Einen wesentlichen Einfluss auf diese Entwicklung hatte der Handel mit Erdöl und Erdgas. So ist das bilaterale Handelsvolumen von Erdöl und Erdgas laut vorläufigen Zahlen im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um 6,3 Milliarden Euro geringer ausgefallen.
„Die Position Österreichs im Ranking der wichtigsten Handelspartner bleibt aber trotz aller Konjunkturschwankungen und globaler Krisen stabil“, betont Pötsch. Österreich ist für Deutschland aktuell das siebtwichtigste Exportland und das achtwichtigste Importland. Auch in den vergangenen Jahren belegte Österreich in diesem Ranking immer die Plätze 6 bis 8.
Energieversorgung und -infrastruktur wesentlich
Allerdings gebe es in der wirtschaftlichen Entwicklung und in der Wettbewerbsfähigkeit beider Länder Luft nach oben. Als Interessensvertreter von Unternehmen, die in beiden Ländern tätig sind, formuliert DHK-Präsident Pötsch daher 4 Forderungen an die Politik:
- stärkere Kooperation bei der Energieversorgung
- verbesserte Rahmenbedingungen für Bildung und Innovation
- Abbau von Bürokratie
- Ausbau internationaler Kooperationen, wie zum Beispiel dem Mercosur-Abkommen
„Wirtschaft braucht Energie“, betont Pötsch. Diese muss nicht nur verlässlich zur Verfügung stehen, sondern auch finanzierbar sein. Positiv zu bewerten sei daher der Ausbau der WAG – der West-Austria-Gasleitung und die Zusammenarbeit der Länder im Bereich Wasserstoffversorgung beim »H2-Südkorridor«. Mehr Tempo ist auch beim Ausbau der Stromnetze gefragt. Pötsch: „Wir brauchen eine verstärkte länderübergreifende Zusammenarbeit, um die Herausforderungen im Energiesektor gemeinsam anzugehen und die Energiewende voranzutreiben. Wir brauchen mehr Europa in der Energiepolitik.“
Felbermayr: Energieunion, Kapitalmarktunion, Infrastrukturoffensive
„Der aktuelle Konjunkturverlauf in Österreich und in Deutschland sind sich ähnlich“, erläutert Prof. Gabriel Felbermayr, Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo): „Beide leiden immer noch unter hohen Energiepreisen, einer schwachen Weltwirtschaft und geopolitischer Unsicherheit.“ Während das letzte Problem bis auf weiteres bleibt, verbessert sich der Ausblick bei den ersten beiden Themen. Daher hellt sich die Lage um die Jahresmitte auf. Aber das Trendwachstum ist in beiden Ländern viel zu niedrig.
„Für mehr Dynamik braucht es beherzte Reformen“, so Felbermayr. „Der Strompreis muss für alle Akteure nachhaltig niedrig sein.“ Statt Protektionismus sollte die Politik auf eine wehrhafte Offenheit setzen, deren Kern in der Stärkung der bestehenden komparativen wirtschaftlichen Vorteile besteht. Das wichtigste Projekt zur Wachstumsbeschleunigung ist der weitere Ausbau des Binnenmarktes. Felbermayr: „Hier geht es um die Umsetzung einer Energieunion, einer Kapitalmarktunion und einer gemeinsamen Infrastrukturoffensive.“
Weitere Informationen auf: www.oesterreich.ahk.de