Die gesamte Industriewelt erwartet mit Spannung die 4. industrielle Revolution (Industrie 4.0). Die reale und die virtuelle Welt wachsen immer weiter zusammen – Informations- und Kommunikationstechnologien verschmelzen mit klassischen industriellen Prozessen zu cyber-physischen Systemen und ermöglichen so eine höchst flexible, adaptive Produktion.
Schon bald werden die intelligenten Fabriken (Smart Factory) der neuen Generation nicht nur die Fertigung, sondern die gesamte Industrie verändern. Gänzlich neue Denk- und Verfahrensweisen werden Platz greifen, neue Kooperationen und Geschäftsmodelle entstehen. Aber was bedeutet das, welche Technologien setzen sich durch, wie bereitet man sich darauf vor und – vor allem – was ist heute schon möglich? Es herrscht viel Unsicherheit rund um den Begriff »Industrie 4.0« – viele Fragen stehen im Raum. Antworten erhält man auf der Fachtagung industry.tech15 von 22. bis 23. September im Ferry Porsche Congress Center in Zell am See (Salzburg).
Ganz im Sinne der neuen Zusammenarbeit, die bei Industrie 4.0 erfolgsentscheidend sein wird, haben sich Festo, Phoenix Contact, SAP Österreich und Sick entschlossen, die industry.tech15 ins Leben zu rufen – eine Veranstaltung mit hochkarätigen internationalen Vortragenden und vielen Beispielen aus der Praxis. Von der Industrie für die Industrie: industry.tech15 wird unterstützt von den Partnern Rittal und Eplan.
Flexible Fertigung: Losgröße 1 – das Maß aller Dinge?
Flexibilität ist Trumpf – Industrie 4.0 steht für eine höhere Produktivität und Qualität bei gleichzeitig möglichst niedrigen Lagerhaltungskosten und das idealerweise auch bei kleinen Losgrößen. Die spezifischen Anforderungen sind jedoch von Fertigungsbetrieb zu Fertigungsbetrieb oder sogar von Produkt zu Produkt sehr unterschiedlich. Während sich Lohnfertiger oft schnelle, flexible Konzepte für eine Fertigung bis zur Losgröße 1 wünschen, steht in der Serienfertigung meist die wirtschaftliche Produktionen hoher Stückzahlen im Vordergrund.
Wer braucht was und wie viel Flexibilität bieten Fertigungssysteme schon heute, was wird mittelfristig möglich sein und wohin geht die Fertigung in 10 oder 20 Jahren? Vordenker wie der bekannte deutsche Univ. Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Radermacher oder Univ. Prof. DI Dr. Friedrich Bleicher von der TU Wien spannen auf der industry.tech15 den Bogen von der Gegenwart in die Zukunft.
Dr. Friedrich Bleicher nimmt die »Produktion von morgen – Herausforderung variantenreiche Fertigung« unter die Lupe. Der Institutsvorstand vom IFT, dem Institut für Fertigungstechnik und Hochleistungslasertechnik hinterfragt dabei Losgröße 1 als die zentrale Herausforderung für die Fertigung. Weitere spannende Fragen: Wird die generative Fertigung bisherige Verfahren ersetzen und wohin geht die Entwicklung der Fertigungsmaschinen?
Der Vortrag von Dr. Dr. Josef Radermacher, einem bekannter Verfechter der ökosozialen Marktwirtschaft, titelt: »Die digitale Transformation. Was kommt auf die Unternehmen zu?«. Dabei stehen wichtige Themen wie das Internet der Dinge und seine Folgen im Fokus: Werden die Systeme immer intelligenter, geht das immer so weiter und was bedeutet diese Entwicklung für die Gesellschaft und für die Arbeitsplätze? Ist eine grüne und inklusive Weltökonomie möglich? Prof. Dr. Dr. Franz Josef Radermacher: „Wirtschaftliche Mechanismen müssen mit sozialen und ökologischen Vorgängen adäquat verknüpft werden, um das »System Menschheit« nachhaltig zu sichern“.
Neue Technologien – die industrielle Zukunft beginnt jetzt
Schneller, besser, flexibler – auch wenn von der 4. industriellen Revolution gesprochen wird, ist aus heutiger Sicht nicht von einer abrupten Veränderung, einem Bruch in der technologischen Evolution auszugehen. Das kontinuierliche Streben noch effizienter und noch wirtschaftlicher zu werden ist Antrieb zur Entwicklung neuer Technologien, neuer Prozesse und Lösungen. Unternehmen investieren mit Bedacht und in erster Linie dann, wenn dadurch Vorteile entstehen, also die eigene Wettbewerbsfähigkeit gestärkt wird. Industrie 4.0 wird daher schrittweise Einzug in die Fertigung halten. Doch welche Technologien sind im Vormarsch? Wo und warum sollte man schon heute investieren und welche Möglichkeiten sehen Anwender für die Zukunft? Auf der industry.tech15 nehmen Experten aus verschiedenen Bereichen zukunftsweisende technologische Entwicklungen und ihre praktische Anwendung unter die Lupe.
Big Data goes Industry – Fertigung braucht Security
Das Internet der Dinge wird bis 2020 Milliarden an »Devices« miteinander verbinden – die Simulation der gesamten Produktion im digitalisierten Raum ist zentrales Thema bei Industrie 4.0. Gleichzeitig werden alle Geschäftsprozess im Umfeld der Fertigung in atemberaubender Geschwindigkeit digitalisiert: Online Vertriebsmodelle, Supply Chain Optimierung und auch die Planung und Steuerung der Unternehmen werden nahezu in Realtime abgebildet. Zentrales Element in diesem Zusammenhang ist der Umgang mit gigantischen Datenmengen: IDC schätzt, das bis 2020 215 Mrd. Devices an dieser Vernetzung teilnehmen werden. Wie aber ist vorzugehen, damit uns die Welt der Daten, Computer und Automatisierung nicht aus dem Ruder läuft? Auf der Fachtagung industry.tech15 erfährt man mehr über „Big Data in der Industrie und kann live erleben, wie schnell eine Maschinensteuerung über Hintertürchen »gehackt« werden kann.“
Der Zukunftsforscher Lars Thomsen von der future matters AG verknüpft das Thema verstärkt mit dem Menschen und seiner Berufswelt. Sein Vortrag unter den Titel »Die Zukunft unserer Arbeit – Trends und Umbrüche der kommenden 10 Jahre« betrachtet unter anderem die Führung und Hierarchien in Unternehmen und Organisationen, die eher nach dem Prinzip von »sozialen Netzwerken« aufgebaut sind.
Lars Thomsen, future matters AG: „Unser Verständnis von dem, was »Arbeit« bedeutet ist noch immer stark von den Anfängen des Industriezeitalters geprägt. Damals war es die Dampfmaschine, die eine ganz neue Ära in der Geschichte der Menschen auslöste. Heute stehen wir an der Schwelle zu einem neuen Zeitalter: Künstliche Intelligenz und Robotik zwingen uns, das was wir unter dem Begriff »Arbeit« verstehen komplett neu zu definieren.“
Flexible Produktion – flexible MitarbeiterInnen
Die Arbeitswelt verändert sich mit rasant beschleunigendem Tempo – Veränderungen, die die ganze Gesellschaft erfassen. Es zeichnet sich ab, dass drei Faktoren die künftige Entwicklung der Arbeitswelt vorantreiben werden: der technologische Fortschritt, der demografische Wandel und die Globalisierung. Wie Unternehmen mit diesen Veränderungen und den resultierenden Unsicherheiten umgehen, spiegelt sich in ihrer Zukunftsfähigkeit wider, die für den langfristigen Unternehmenserfolg entscheidend sein wird.
Aber welche Rahmbedingungen müssen geschaffen werden, um den künftigen Arbeitsanforderungen gerecht zu werden und was bedeutet das für uns als Mitarbeiter? Der Bestsellerautor Dr. Andreas Salcher und andere Experten werfen bei der industry.tech15 einen Blick auf die Arbeitswelt der Zukunft und zeigen auf, was uns in den nächsten Jahren erwartet. Der Vortrag von Dr. Andreas Salcher trägt den Titel: »Sieger und Verlierer im globalen Bildungswettlauf.«
Interessante Einblicke verspricht auch der Vortrag von Mag. Gerald Reischl, Leiter der Kurier Futurezone. Sein Titel: Das Wild West Web: Sensoren überall und jederzeit. Der Technik-Experte zeigt unter anderem auf, wie das Internet der Dinge die Privatsphäre auf den Kopf stellt. Mag. Gerald Reischl: „Wenn Informationen »organischer Dinge« – wie Menschen, Tiere und Pflanzen – mit jenen von Geräten kombiniert werden, sind neue Datenschutzkonzepte notwendig.“ Eines der vielen spannenden Themen auf der industry.tech15.