Mit einer anfänglichen Kapazität von zwei Gigawatt Solarzellen pro Jahr:

Meyer Burger kündigt Solarzell-Produktion in Colorado, USA an

von Siawasch Aeenechi
Foto: © Pixabay

Die Meyer Burger Technology AG gibt bekannt, dass das Unternehmen ein Werk für Hochleistungs-Solarzellen in Colorado Springs (US-Bundesstaat Colorado) eröffnen wird. Mit einer anfänglichen Kapazität von zwei Gigawatt Solarzellen pro Jahr wird das neue Werk exklusiv die Solarmodulproduktion von Meyer Burger in Goodyear (US-Bundesstaat Arizona) für den nordamerikanischen Markt beliefern.

Für den schnellstmöglichen Produktionsstart hat sich das Unternehmen eine ehemalige Halbleiterfabrik als Standort gesichert und einen langfristigen Mietvertrag zu regionalen Marktkonditionen abgeschlossen. Der Produktionsbeginn ist für das vierte Quartal 2024 geplant, er wird mehr als 350 direkte Arbeitsplätze schaffen. Die Investition wird durch eine Steuergutschrift im Rahmen des Inflation Reduction Acts und damit zusammenhängenden Massnahmen ebenso gefördert, wie durch die Unterstützung des US-Bundesstaates Colorado und der Stadt Colorado Springs.

Mit der Ausweitung der Geschäftsstrategie auf Solarzellen „Made in USA“ reagiert Meyer Burger auf Marktanforderungen, die sich aus neuen Regulierungen in den Vereinigten Staaten ergeben: Kürzlich hat das US-Finanzministerium Richtlinien für die Qualifizierung von „domestic content“ bekannt gegeben. Diese ermöglichen einen zusätzlichen zehnprozentigen Bonus auf die Investitionssteuergutschrift (ITC) für US-Solarprojekte. „Meyer Burger ist der festen Überzeugung, dass inländisch hergestellte Solarzellen unseren Kunden einen zusätzlichen Nutzen bringen, sowohl in Bezug auf die Verwendung von erstklassigen Hochleistungs-Solarprodukten ‚Made in USA‘ als auch zur Qualifizierung für zusätzliche Steuergutschriften“, sagt Gunter Erfurt, CEO von Meyer Burger. Mit einem anfänglichen Produktionsvolumen von jährlich zwei Gigawatt Solarzellen und -modulen in den USA hat Meyer Burger die Möglichkeit, von Produktionsbeginn im Jahr 2024 bis Ende 2032 Steuergutschriften von bis zu USD 1,4 Milliarden zu erhalten.

Im Rahmen der Entscheidung, das Solarzellenwerk in den USA anzusiedeln, erhält Meyer Burger neben den IRA-Steueranreizen ein weiteres umfangreiches Finanzpaket: Die Stadt Colorado Springs und der US-Bundesstaat Colorado unterstützen die Investition mit fast USD 90 Millionen, hauptsächlich in Form von Steuergutschriften, direkter Unterstützung und vergünstigten Strom- und Wassertarifen. Darüber hinaus sind Vorauszahlungen von Modul-Abnehmern und ein Darlehen des US-Energieministeriums (DoE) in Höhe von insgesamt mehr als USD 300 Millionen absehbar. Diese sollen zur Finanzierung des Wachstums von Meyer Burger in den Vereinigten Staaten beitragen.

„Unsere Präsenz in den USA wird es uns ermöglichen, bestehende und zukünftige Kunden schneller zu erreichen. Ich möchte unseren Partnern in der Biden-Administration und in Colorado sowie unseren Abnahmepartnern DESRI, Ingka und BayWa herzlich für ihre Unterstützung beim Ausbau unserer US-Aktivitäten danken“, sagt Gunter Erfurt. Er fügt hinzu: „Meyer Burger arbeitet derzeit an weiteren Multi-Gigawatt-Abnahmeverträgen in den USA mit neuen Kunden. Wir prüfen bereits Möglichkeiten, weitere Produktionskapazitäten für Solarzellen und -module in den USA aufzubauen“.

Der beschleunigte Produktionsplan in den USA wird durch eine Umleitung von Produktionsmaschinen ermöglicht, die ursprünglich für die bereits angekündigte Erweiterung der Solarzellenfabrik am Standort Thalheim in Bitterfeld-Wolfen, Deutschland, vorgesehen waren. Diese Anlagen werden nun am Standort Colorado Springs installiert, um den geplanten Fertigstellungstermin der Zellfabrik im Jahr 2024 einzuhalten.

Im Rahmen der erfolgreichen Bewerbung von Meyer Burger für den EU-Innovationsfonds ist zu einem späteren Zeitpunkt ein Ausbau im Multi-Gigawatt-Bereich in Thalheim geplant. Voraussetzung für solche Investitionen sind günstige Marktbedingungen und sichere, faire Wettbewerbsbedingungen für europäische Solarhersteller in der EU.

„Meyer Burger ist eine treibende Kraft für den Ausbau der Solarenergie sowohl in den USA als auch in Deutschland und Europa“, sagt Erfurt. „Wir freuen uns, den Grundstein für eine transatlantische Solarenergie-Partnerschaft zu legen und auch in Zukunft unsere Produktion in Deutschland und der Europäischen Union auszubauen.“ In Deutschland wird sich das Unternehmen deshalb am kürzlich angekündigten Interessensbekundungsverfahren der deutschen Bundesregierung für eine Renaissance der PV-Industrie beteiligen.

Vorläufige H1-Finanzergebnisse und Geschäftsaussichten

Meyer Burger hat in der ersten Jahreshälfte ein Produktionsvolumen von rund 300 Megawatt erreicht. Gleichzeitig ist der Hochlauf der dritten Zell- und Modulproduktionslinie in Deutschland im Gange. Negativ auf die Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr wirkt sich der Preisdruck aus, der vor allem durch das chinesische Überangebot auf den Märkten entstanden ist, insbesondere im derzeit nicht regulierten Solarmarkt der Europäischen Union. Darüber hinaus wirkten sich erhebliche Waferpreissenkungen, die erst ab dem dritten Quartal 2023 wirksam werden, rückwirkend auf das Ergebnis im erste Halbjahr aus. Zusätzlich sind Sondereffekte aufgrund der Wertminderung von Lagerbeständen von Solarmodulen sowie durch Lagerschutzklauseln für unsere wichtigsten Vertriebspartner in Höhe von insgesamt rund CHF -13 Mio. zu erwarten. Insgesamt könnte dies zu einem (noch nicht auditierten) EBITDA-Ergebnis für das erste Halbjahr in Höhe von rund CHF -42 Millionen führen.

Für das zweite Halbjahr 2023 erwartet Meyer Burger eine herausfordernde Marktsituation. Das Unternehmen hat daher die Vertriebs- und Marketingaktivitäten in allen Märkten deutlich verstärkt. Zudem setzt es Preisanpassungen um, um gesunkenen Waferpreisen Rechnung zu tragen. Von diesen Massnahmen erwartet sich das Unternehmen insgesamt einen positiven Einfluss für das zweite Halbjahr 2023.

Aufgrund der anhaltend schwierigen Marktprognosen sieht Meyer Burger ab sofort von einer Guidance auf Ebitda-Ebene für 2023 ab. Meyer Burger wird den Halbjahresbericht am 17. August 2023 veröffentlichen.

Moritz Borgmann verlässt Meyer Burger aus persönlichen Gründen

Chief Commercial Officer (CCO) Moritz Borgmann verlässt die Meyer Burger Technology AG aus persönlichen Gründen. Moritz Borgmann prägte die Transformation vom Anlagenbauer hin zum Produzenten von Solarzellen und -modulen wesentlich mit – seit 2020 als Berater, seit Anfang 2021 als Geschäftsführer der Meyer Burger (Industries) GmbH und dann als CCO der Meyer Burger Gruppe. Er baute die internationale Vertriebs- und Marketingorganisation auf, entwickelte Meyer Burger zur Premiummarke für Solarmodule und leistete wichtige Beiträge zur erfolgreichen Finanzierung des Unternehmenswachstums. Chief Operating Officer (COO) Daniel Menzel übernimmt die Verantwortung für Vertrieb und Geschäftsentwicklung in den USA. Des Weiteren ist Daniel Menzel verantwortlich für den Aufbau des Betriebs in Goodyear, Arizona und Colorado Springs, Colorado (USA). CEO Gunter Erfurt übernimmt die Verantwortung für die kommerziellen Aktivitäten in Europa und dem Rest der Welt.

„Wir bedauern es sehr, dass Moritz Borgmann Meyer Burger verlässt. Er hat mit unermüdlichem Engagement die strategische Neuausrichtung von Meyer Burger mit vorangetrieben“, sagte Verwaltungsratspräsident Franz Richter. CEO Gunter Erfurt fügte hinzu: „Ich danke Moritz Borgmann für seinen Einsatz aus Überzeugung, unsere Vision einer florierenden Solarindustrie in Europa und den USA zu realisieren. Für die Zukunft wünsche ich ihm alles erdenklich Gute.“

Weitere Informationen: www.meyerburger.com

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