Plötzlich war sie da – die Corona-Krise. Ganz überraschend von heute auf morgen – oder etwa doch nicht?
E-Necker hat sich 2019 um die Dietrich Elektro- und Energieanlagentechnik erweitert und als Geschäftsführer eines smarten Unternehmens war bzw. ist es mir wichtig, immer einen Schritt voraus zu sein. Daher haben wir, schon lange bevor von Corona die Rede war, unsere EDV bei der Firma Dietrich modernisiert. Das hat sich nun bezahlt gemacht.
von Mario Pascal Necker
E-Necker hatte immer schon den »digitalen Gedanken«: remote arbeiten, überall auf der Welt und auch so für die Kunden erreichbar zu sein und diese gut betreuen zu können. Mit diesem Konzept sind wir bei E-Necker schon viele Jahre erfolgreich. Um jedoch alles auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen und auch den Mitarbeitern den Vorteil digitaler Arbeit zu vermitteln, war schließlich auch bei der Dietrich ein »Change-Prozess« notwendig.
Dank einer neuen Telefonanlage und einem Server sowie einem kaufmännischen Angebots- und Warenwirtschaftssystem sind wir nun gut aufgestellt – aber noch immer in der Optimierungsphase. Wichtig dabei ist auch der passende Großhandelspartner, der als kaufmännischer Partner diese Integration ebenfalls unterstützt und auch digitale Prozesse anbietet. Und da sind wir beim Zauberwort »Prozesse«. Sie sind auch bei kleinen Unternehmen wichtig. Denn so hat man die Sicherheit, dass bei Ausfall eines Mitarbeiters Arbeitsabläufe weiterhin funktionieren bzw. nachvollzogen werden können!
Ich bin seit knapp 25 Jahre ehrenamtlich im Rettungsdienst tätig und habe die höchste Ausbildung eines Sanitäters – für Insider: NFS-NKI. Als ich dann im Jänner erstmals von Corona hörte, haben bei mir sofort die Alarmglocken geläutet und wir haben umgehend diverse Vorbereitungen getroffen: Bestellungen für Großbaustellen reservieren und die Ware beim Großhandel auf Lager legen. Denn sollten die Grenzen – so wie es jetzt zum Teil der Fall ist – gesperrt sein, kann es bei der Versorgung von einzelnen Artikeln kritisch werden. Da auch die »Just-in-time-Lieferungen« des Großhandels ausfallen könnten, legten wir ein kleines Lager für den Störungsdienst an. Als Teil der kritischen Infrastruktur ist es uns wichtig, im Fall der Fälle für unsere Kunden einsatzbereit zu sein. Jeder Elektrotechniker ist zur Aufrechterhaltung in Krisenzeit verpflichtet – so steht es auch in den Standesregeln.
Als dann Ende Februar die Light + Building in Frankfurt abgesagt wurde, war die Situation schon kritischer. Als wir noch vor der Absage der Light + Building bekannt gaben, an dieser nicht teilzunehmen, wurden wir anfangs von vielen belächelt. Der Schritt ist uns nicht leicht gefallen – wir waren schon sehr auf die Messe gespannt, zumal wir auch für den KNX-Award nominiert waren. Außerdem haben wir uns schon auf den Austausch mit unseren Geschäftspartnern und Freunden gefreut… aber, wie alle wissen, kam es dann anders: Die Veranstaltung wurde vorerst auf September 2020 verschoben.
Danach ging es Schlag auf Schlag und es kam zu Maßnahmen, die ich zum Teil nur von den Ausbildungen im Katastrophenschutz/Katastrophenmedizin kannte. Pressekonferenzen stehen an der Tagesordnung und wir alle standen und stehen vor einer komplett neuen Situation. Gemeinsam mit meiner Frau schrieb ich Anträge für Förderungen, besuchte täglich die WKO-Seite, um aktuelle Infos zu bekommen, Kurzarbeit wurde eingeführt usw.
Plötzlich hatte es auch mich erwischt – ich fühlte mit schlapp, der Husten war da, das Atmen fiel mir schwerer und dann kam noch das Fieber dazu. Nach Kontakt mit der 1450-Hotline wurde dann bei mir ein Corona-Test durchgeführt. Zum Glück pendelte sich das Fieber auf erhöhte Temperatur ein und die Beschwerden waren dann nicht mehr allzu schlimm. Mühsam war die verordnete Quarantäne. Aber zum Glück gibt es Freunde und Onlineshops, die einen beim Besorgen der Produkte für den täglichen Bedarf unterstützen. Letztendlich kam es dann noch einmal zum Fieberschub: Ich fühlte mich wirklich elend – während Medikamente zu keiner Linderung führten, halfen Schlafen und Schwitzen schließlich doch, das Fieber zu senken. Auch der Ärztefunkdienst meldete sich nach einer Woche und fragte nach meinem Befinden.
Ganz ehrlich: Als die Temperatur kletterte, begannen mich üble Gedanken zu plagen – also nutzte ich meine Erfahrung als Sanitäter, beobachtete mich selbst und maß mit dem Pulsoximeter die Sauerstoffsättigung im Blut. In derartigen Situationen kommen viele Gedanken hoch: Man denkt an die Familie, die Arbeit, die Mitarbeiter und an ihre Familien. Man weiß, man hat Verantwortung – kann aber gerade nichts machen.
Wie gesagt: In mir schlagen zwei Herzen, einmal das des Elektrikers und dann das des Sanitäters. Wofür soll ich mich im Fall der Fälle entscheiden? Ich weiß, ich kann mich zu 100 % auf meine Mitarbeiter verlassen und sie werden den Betrieb aufrechterhalten, damit ich jenen helfen kann, die meine Hilfe im Rettungsdienst brauchen – weil ich dann hoffentlich schon immun gegen diesen Virus bin (allerdings habe ich noch kein Testergebnis aufliegen).
Auch um meinen Sohn, der Zivi ist, mache ich mir Gedanken. Für die Jungen ist die Situation schwer, da sie bisher zum Glück noch nicht so viele Schicksalsschläge erleben mussten. Meine lieben Unternehmer-Kollegen, vergesst nicht: Wenn die Jungs nach dem Zivildienst oder dem Bundesheer zurückkommen, müssen sie lernen, mit dieser Situation umzugehen. Gebt ihnen die Chance, das Erlebte zu verarbeiten! Denn das kann für manche sehr schwer sein.
In diesem Sinne versucht, auf euch, eure Familien und eure Mitarbeiter zu schauen! Ich wünsche mir, dass die Lage in Österreich nicht schlimmer wird. Ich hoffe, dass die Umsatzeinbrüche für uns alle nicht zu drastisch sind und wir gut durch diese Krise kommen!
Alles Liebe
euer Mario Pascal Necker