Ulrich Bettermann ist höchst wagemutig in sein Unternehmerleben gestartet. 1968 trat er 22-jährig bei OBO ein. Zwei Jahre später war er Gesellschafter, aber seine Kompagnons aus der Familie wollten nichts Neues wagen und ruhten lieber auf ihrem Geld. Ulrich Bettermann war damals schon ein anderes Kaliber. Er verschuldete sich bis zur Halskrause, zahlte den Alteigentümern einen dreistelligen Millionenbetrag aus und investierte noch einmal in gleicher Höhe in Produktion und Vertrieb.
Wenn Ulrich Bettermann am kommenden Freitag (14. Oktober) sein siebzigstes Lebensjahr vollendet, dann kann er auf ein gelungenes Lebenswerk schauen. Aber es ist kein Rückblick, denn „einer der erfolgreichsten deutschen Unternehmer“ (Die Zeit) nimmt noch höchst aktiv am Geschehen teil. Gerade hat er zusammen mit seinem Sohn Andreas Bettermann (40) in Russland ein neues Werk mit 200 Mitarbeitern eröffnet. Wie fast immer war auch Christoph Bettermann (31) mit dabei, der auf den Rollstuhl angewiesene Sohn.
Die OBO Familie ist wieder größer und noch internationaler geworden. Es ist inzwischen der achte internationale Produktionsstandort, an dem OBO Elektroinstallationstechnik herstellt. Neben dem Stammsitz Menden und dem ungarischen Bugyi bei Budapest mit jeweils rund 1.000 Mitarbeitern verfügt das Industrieunternehmen über Werke in der Schweiz, den Niederlanden, Großbritannien, Südafrika, den USA, Indien und Russland.
Niemand hat das 1911 gegründete Unternehmen so geprägt wie Ulrich Bettermann. „Unsere Erfolgsstory trägt seine Handschrift, die wachsende Internationalisierung hat mein Vater vor vier Jahrzehnten begonnen“, sagt Andreas Bettermann, der das Familienunternehmen heute nach gelungenem Generationswechsel in vierter Generation operativ führt. Wo Strom fließt, Daten zu führen sind und Energie kontrolliert wird, da setzen Ingenieure und Handwerker weltweit auf das Sortiment der 30.000 Produkte und Lösungen von OBO. Das Unternehmen beschäftigt 3.700 Mitarbeiter, macht einen Jahresumsatz von mehr als 500 Mio. Euro und investiert allein in diesem Jahr 38 Mio. Euro.
Den Fortbestand von OBO als Familienunternehmen hat Ulrich Bettermann durch die Gründung von Stiftungen langfristig gesichert. „Die Börse war nie nach meinem Geschmack. Dagegen denken Familienunternehmen langfristig in Generationen, schaffen Vertrauen, Sicherheit, Perspektive und Partnerschaft für Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten“, sagt er.
Ulrich Bettermann lebt und arbeitet in fünf Ländern. Schon früh war er Inhaber einer Jetpilotenlizenz und gründete auch eine Flugzeugflotte mit dem eigenen OBO-Flugplatz Arnsberg/Menden. Seine Aktivitäten entfaltet er nicht nur im Business, sondern sorgt auch dank fein geknüpftem Netzwerk und sozialem Engagement für Schlagzeilen. Hans-Dietrich Genscher war ein besonders enger Freund. Viktor Orbán trifft er mehrmals im Jahr. Gerhard Schröder schaute erst vor einigen Tagen wieder in Menden herein. 2013 ließ Ulrich Bettermann in einem OBO Jet den von Russlands Präsident Wladimir Putin begnadigten Michail Chodorkowskij auf spektakuläre Weise nach Deutschland fliegen.
Seit einigen Jahren nimmt sich Ulrich Bettermann mehr Zeit für seine Leidenschaften Jagd und Tennis und für seine Familie. Nach einem normalen Arbeitstag am Schreibtisch in Menden wird er mit ihr seinen runden Geburtstag abends beim Grillen feiern.
- Ulrich Bettermann Geboren am 14. Oktober 1946 in Menden/Deutschland
- Vater von vier Kindern und Großvater von sechs Enkelkindern
- Geschäftsführer der deutschen Unternehmensgruppe OBO Bettermann
o 1911 in Menden/Deutschland gegründetes Industrieunternehmen für
o Elektroinstallationstechnik mit Systemen für Verbindungen und Befestigungen, Transienten und Blitzschutz, Kabeltragtrassen, Brandschutz, Leitungsführungen, Einbaugeräte und Unterflurinstallationen
o mehr als 500 Mio. Euro Jahresumsatz
o 3.700Beschäftigte
o Produktionsstandorte in Deutschland, Schweiz, Ungarn, Niederlande, Großbritannien, Südafrika, USA, Indien und Russland
o Marktpräsenz mit 40 Tochtergesellschaften in 60Ländern
- Gründer der Bettermann AG und der Wolfo Technics AG in Wolfenschiessen/Schweiz
- Nach dem Gymnasium Lehre und Abschluss als Bankkaufmann
- 1968 Eintritt in die Unternehmensgruppe OBO Bettermann
- 1970 Mitgesellschafter OBO Bettermann
- 1982 Alleingesellschafter OBO Bettermann
- 2011 Gründer OBO Bettermann Unternehmensstiftungen
- Inhaber sämtlicher Berufspilotenlizenzen
- 1969 – 1994 Handelsrichter beim Landgericht Arnsberg/Deutschland
- 1981 Ernennung zum Ehrenoffizier der Schweizer Armee zusammen mit dem damaligen Bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß
- 1983 Ständiges Mitglied des von ihm mitbegründeten World Economic Forum in Davos/Schweiz
- 1993 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande, überreicht durch den damaligen Ministerpräsidenten Nordrhein-Westfalens, Johannes Rau
- 1997 Berufung zum Botschafter der Standortpromotion Zentralschweiz der Urkantone
- 2010 Verleihung des Offizierskreuzes des Verdienstordens der Republik Ungarn
- 2012 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes I. Klasse, überreicht durch den Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in der Schweiz, Peter Gottwald, im Beisein des früheren Bundeskanzlers Gerhard Schröder
- 2013 Ein OBO-Jet fliegt den auf Vermittlung Hans-Dietrich Genschers von Russlands Präsident Putin begnadigten Michail Chodorkowskij nach Deutschland
- Berater hoher politischer Repräsentanten und Mäzen caritativer, kultureller und sportlicher Einrichtungen in Deutschland, Ungarn, der Schweiz und Uganda
- Regelmäßiger Kolumnist des Wirtschaftsmagazins Bilanz (bilanz.de) des Axel-Springer-Verlags
Fotos: (OBO / Die Zeit)