Der Distributionsmarkt zieht eine versöhnliche Jahresbilanz. Auch für 2019 werden gute Ergebnisse erwartet, wenn auch nicht mehr mit so starkem Wachstum. Internationale Konkurrenz, der Direktvertrieb von großen Herstellern sowie die Bauteileknappheit in einzelnen Bereichen machen es den Distributoren nicht leicht. Ulf Timmermann, CEO bei Reichelt Elektronik, hat sein ganz eigenes Erfolgsrezept, um auf dem hart umkämpften Markt zu bestehen:
„Unser Credo bei Reichelt war immer: selber anpacken und die Dinge in die Hand nehmen. Mit diesem Grundsatz haben wir es in den mehr als 30 Jahren, die ich nun schon bei Reichelt arbeite, von einem kleinen Versandhändler mit 20 Mitarbeitern auf ein solides und erfolgreiches Mittelstandsunternehmen mit 265 Mitarbeitern geschafft. Doch die Agilität des kleinen Teams mit kurzen Wegen haben wir uns soweit wie möglich erhalten. Es ist wichtig, dass jeder sich für den Erfolg eines Unternehmens verantwortlich fühlt und sein Bestes dafür gibt.
Das Tempo der Zeit mitgehen
Ein ganz klarer Vorteil dabei ist die Schnelligkeit. In einem schnelllebigen und konkurrenzgetriebenen Geschäft wie dem Onlinehandel darf man nicht stehen bleiben. Was heute noch reichlich auf Lager ist, kann morgen schon zum knappen Gut werden. Was gestern noch niemand kannte, hat sich heute schon in Unternehmen etabliert.
Doch es geht auch um die Geschwindigkeit, in der eine Bestellung abgewickelt werden kann. Mit immer schnelleren Entwicklungszyklen will und kann niemand mehr lange auf eine Lieferung warten. Schnelle Prozesse sind in diesem Zusammenhang essenziell für den Erfolg der Zusammenarbeit mit Kunden – angesichts der knappen Liefersituation bei einigen Bauteilen keine leichte Aufgabe. Deshalb ist es in einigen Fällen ratsam, eine größere Menge an Bauteilen vorrätig zu haben, um bei plötzlich auftretenden Engpässen auf einen entsprechenden Vorrat zurückgreifen zu können.
Die beste Lösung kommt meist nicht von der Stange
Diese steigende Menge an Produkten logistisch effizient zu verwalten und mit schlanken Prozessen zu arbeiten, ist hier die Herausforderung. Die Lösung für dieses Problem kann von Unternehmen zu Unternehmen ganz unterschiedlich aussehen.
Für uns bei Reichelt war klar: Wir wollen uns nicht mit den auf dem Markt angebotenen Basislösungen zufriedengeben. Wir benötigen ein Warenwirtschaftssystem, das ganz individuell unseren Ansprüchen gerecht wird und uns auch in die Zukunft begleiten kann. Am Ende haben wir das Logistiksystem – und damit das Herzstück unseres Unternehmens – selbst konzipiert, gebaut und programmiert.
Der Status Quo ist nicht gut genug
Dieser Schritt war für Reichelt nicht nur deshalb wichtig, weil er die Lager- und Warenausfuhrkapazität auf ein Level gehoben hat, das sowohl heute als auch in Zukunft konkurrenzfähig ist. Er war auch bedeutend, weil er uns darin bestärkt hat, unseren eigenen Weg zu gehen. Ein individuelles Problem braucht eine individuelle Lösung – auch wenn man dafür den Status Quo hinterfragen und über sich hinauswachsen muss.
Wenn wir uns heute den Maker-Trend ansehen, dann ist es genau diese Herangehensweise, die junge Leute antreibt. Sie wollen eigene Ideen umsetzen, individuelle Projekte verwirklichen und geben sich mit vorhandenen Lösungen oder Produkten nicht zufrieden. Die deutsche Industrie braucht genau dieses Bastler- und Erfindertum, um im internationalen Wettbewerb erfolgreich zu sein.“