Siemens und BayWa:

Treiben CO2-optimierte Produktion voran

von Jasmin Fuerbach
Foto: © Siemens zum Firmenprofil

In einem Pilotprojekt verknüpft Siemens seine Software für Emissionsmanagement Sigreen mit der BayWa-Software zum Emissionsausgleich BayWa Carbon Connect. Der reale CO2-Fußabdruck von Produkten wird entlang der Lieferkette transparent und nachverfolgbar – von der Entstehung über die Reduktion bis hin zum Ausgleich. In einem ersten Anwendungsfall gleicht Siemens während der Projektlaufzeit die CO2-Emissionen ausgewählter Produkte der Simatic S7-1500 Familie im Elektronikwerk Amberg aus.

Das Technologieunternehmen Siemens und die BayWa AG treiben gemeinsam eine CO2-optimierte industrielle Produktion voran. Im Rahmen eines Pilotprojekts verknüpfen die beiden Unternehmen die Siemens Software für Emissionsmanagement Sigreen mit der BayWa-Software zum Emissionsausgleich BayWa Carbon Connect. Das soll Industrieunternehmen zukünftig ermöglichen, Emissionen, die bei der Herstellung von Produkten entlang der Lieferkette entstehen, bis zu ihrem Ausgleich nachzuvollziehen: Also erst mit Sigreen den realen CO2-Fußabdruck eines Produkts entlang der Lieferkette zu ermitteln, dann Maßnahmen für die Vermeidung von CO2 abzuleiten und schließlich momentan noch unvermeidbare Emissionen über den Zukauf von CO2-Zertifikaten aus vertrauenswürdigen Klimaschutzprojekten über BayWa Carbon Connect auszugleichen. Für das gemeinsame Pilotprojekt werden ausschließlich Projekte ausgewählt bei denen CO2 gespeichert wird, beispielsweise in Biomasse oder Humus.

Einheitliche Qualitätsstandards bei Klimaschutzprojekten

Die Kombination beider Software-Lösungen soll in Zukunft ermöglichen, die Informationen über Emissionsausgleichsprojekte entlang der Lieferkette an andere Unternehmen weiterzugeben. Dies soll erfolgen, ohne die Datensouveränität der Lieferanten und Sub-Lieferanten einzuschränken. Das ermöglicht es, auf digitalem Wege einheitliche Qualitätsstandards für Emissionsausgleichsprojekte innerhalb der eigenen Lieferkette festzulegen und zu verankern. Hersteller erfahren so in Zukunft, ob und mit welchen Projekten die Produkte ihrer Zulieferer ausgeglichen wurden. „Ein durchgängiger, vertrauenswürdiger und zertifizierter Prozess, von der Entstehung unvermeidlicher CO2-Emissionen bis zur endgültigen Entnahme dieser Emissionen aus der Atmosphäre, ist die erklärte Vision dieses gemeinsamen Pilotprojektes“, so Dr. Gunter Beitinger, SVP Manufacturing, Factory Digitalization und Sigreen bei Siemens und 1. Vorstand des Estainium-Vereins. „Bisher konnten Unternehmen mangels Transparenz nur bedingt den Neutralisations- und Kompensationsmaßnahmen der eigenen Lieferkette vertrauen. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit der Verbindung von BayWa Carbon Connect und Sigreen den Weg für einheitliche Qualitätsstandards innerhalb der Lieferkette ebnen und damit einen wichtigen Transformationsschritt hin zum glaubhaften Emissionsausgleich in der Industrie einleiten,“ sagt Steffen Winkler, Business Unit Lead im Bereich IT Products and Services bei der BayWa AG und Leiter von BayWa Carbon Services.

Erster konkreter Anwendungsfall im Siemens-Werk in Amberg

Einen konkreten Anwendungsfall zeigt Siemens anhand seiner eigenen Produktion am Standort in Amberg: Das Unternehmen gleicht die CO2-Emissionen aus, die während der Projektlaufzeit vom 1.01. bis 31.12.2023 durch die Produktion ausgewählter Produkte aus der Familie der Simatic S7-1500 Steuerungen ausgestoßen wurden. Berücksichtigt werden hierbei die Emissionen der Lieferkette bis zum Werkstor („Cradle-to-Gate“). Das Elektronikwerk Amberg hat im Zeitraum 2015 bis 2022 nachweislich 49% CO2 reduziert und sich das Ziel gesetzt, 2026 CO2-neutral zu sein. Auch die Emissionen aus der Lieferkette werden mit verschiedensten Maßnahmen reduziert. So setzt Siemens beispielsweise auf den Einsatz nachhaltiger Materialien und die Zusammenarbeit mit Zulieferern bei der Reduzierung produktspezifischer CO2-Fußabdrücke. Das Werk wurde 2023 mit dem Sustainability Award des World Economic Forums ausgezeichnet.

Sigreen

Mit Sigreen ermöglicht es Siemens seinen Kunden bereits heute, produktspezifische Emissionen entlang kompletter Lieferketten auf Basis realer Daten zu ermitteln und auszutauschen. So können produzierende Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette die Wirksamkeit von Maßnahmen zum Einsatz von erneuerbaren Energien, die Einsparung von Ressourcen und kürzere Transportwege quantifizieren. Um die Vertrauenswürdigkeit der Daten zu erhöhen, setzt Siemens auf kryptographische Schlüssel und die Einbindung unabhängiger Zertifizierungsstellen. Sigreen gehört zum offenen, interoperablen Siemens Xcelerator-Portfolio.

BayWa Carbon Connect

Die Software BayWa Carbon Connect stellt den digitalen Arm der Geschäftseinheit BayWa Carbon Services dar. Diese begleitet Unternehmen dabei, ganzheitliches Klimamanagement mit vertrauenswürdigem Emissionsausgleich, unterstützt durch Digitalisierung, zu verbinden. Das bedeutet: Klimaschutzprojekte müssen Qualitätskriterien u. a. zur Art der Klimaschutztechnologie, Nachvollziehbarkeit der Emissionsminderung, Projektgröße oder Standort erfüllen, um ins Portfolio aufgenommen zu werden. Das macht sie besonders transparent und glaubwürdig. Von der BayWa eigens umgesetzte Projekte werden mittels Fernerkundung bewertet und überwacht, einzelne Projektmaßnahmen in BayWa Carbon Connect dokumentiert. Über digitale Schnittstellen kann BayWa Carbon Connect Daten zu den erworbenen Neutralisations- oder Kompensationsprojekten mit anderen Softwaresystemen austauschen. Die Register, auf die BayWa Carbon Services zugreift, stellen sicher, dass CO2-Zertifikate nicht mehrfach beansprucht werden.
Die Gestaltung der Datenschnittstellen und Auswahl der Klimaschutzprojekte während des Pilotprojekts lief in enger Kooperation mit dem Estainium-Verein. Mit der Zusammenarbeit unterstützen Siemens und BayWa die Vision des Vereins, die Netto-Null-Ziele des industriellen Sektors mit Hilfe von digitalen Technologien zu erreichen.

Weitere Informationen auf www.siemens.com/at/de.html

Quelle: Siemens

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