Eingeschränkte Warenverfügbarkeit, explodierende Preise und prognostizierte Lieferzeiten von über 60 Wochen – die Folgen der Corona-Pandemie bekommt nun auch die Elektrobranche deutlich zu spüren. Denn zur Herstellung ihrer Produkte ist sie in der Regel auf die Anlieferung von Rohmaterialien und diversen Bauteilen angewiesen – so auch die Kopp Gruppe. Doch der Hersteller elektrotechnischer Produkte und Komponenten mit Sitz in Kahl am Main kann für das erste Halbjahr 2021 trotz mehr als dreimonatiger Schließung zahlreicher stationärer Handelsunternehmen eine positive Bilanz ziehen.
Stephan Dörrschuck, CEO der Kopp Gruppe: „Wir liegen knapp über unserem Ergebnis in 2020. Unter den schwierigen Voraussetzungen ist dies eine solide Entwicklung, die zeigt, dass wir in unserer Wachstumsstrategie bestehen.“ Diese beinhaltete schon lange vor Corona die Weichenstellung auf Zukunft: „Bereits seit vielen Jahren investieren wir, auch als Hersteller ganzheitlicher Lösungen für ein effizientes Energiemanagement, bereits in den Bereich energetischer Unabhängigkeit und Klimaneutralität. Denn die dezentrale Energieversorgung ist nichts Geringeres als die Zukunft. Und genau dieses Ziel verlieren wir nicht aus den Augen und prognostizieren für die zweite Jahreshälfte daher auch ein deutlicheres Wachstum in diesem Segment.“
Im Retail-Bereich zeigte vor allem die mehrmonatige Schließung der Baumärkte Auswirkungen auf den Umsatz. Nahezu ausgeglichen wurde dies durch das starke Onlinegeschäft der Marktpartner. Stephan Dörrschuck: „Was unser traditionelles
Angebot – von klassischen Stecker- und Schalterprogrammen bis hin zu Dimmern und Bewegungsmeldern – angeht, hat nicht zuletzt wegen der Marktschließungen eine Verschiebung vom stationären zum Onlinemarkt stattgefunden.“ Diese wird künftig vermutlich anhalten, sich eher sogar noch steigern, erklärt der Geschäftsführer weiter: „Elektroinstallateure, Großhändler, Industrie und OEM decken außerdem gerade die Nachholbedarfe, die sie 2020 wegen der Pandemie nicht bedienen konnten. Bei den Bestellungen verzeichnet Kopp also keinen Rückgang.“
Sorgenkind Materialverfügbarkeit
Was der gesamten Branche jedoch Sorgen bereitet, ist die Verfügbarkeit von Rohmaterialien. „Bei dem einen oder anderen ist es zum jetzigen Zeitpunkt schon wirklich knapp“, weiß Stephan Dörrschuck. Es gäbe zwar zaghafte Stimmen, dass sich der Markt stabilisiere und man in den nächsten drei bis vier Monaten wieder mit einer normalen Verfügbarkeit rechnen könne, jedoch gäbe es auch nach wie vor »Force Majeur«-Meldungen seitens Produzenten, die Ausfälle beklagen. „Zudem ist es derzeit extrem schwierig, die Spezialstähle zu bekommen, die wir bei Kopp verarbeiten – hier können wir aktuell keine langfristigen Vereinbarungen sichern“, erklärt der Geschäftsführer. Hinzu komme die Flutkatastrophe, die einen bedeutenden Teil der metallverarbeitenden Industrie getroffen hat: „Das macht es unmöglich, in absehbarer Zeit eine geregelte Lieferkette aufzubauen.“ Auf Elektronikbauteile muss die Branche außerdem aktuell bis zu 60 Wochen warten – länger als ein Jahr. Stephan Dörrschuck: „Wie wir aktuell aus der Presse entnehmen, kennt auch die Automotive-Industrie das Problem. Wie bei uns können auch dort bestimmte Produkte einfach nicht fertiggestellt werden, wenn eine Komponente fehlt, auch wenn es sich dabei nur um eine kleine Schraube handelt.“
Neuer Geschäftsbereich
Zuversicht gibt Kopp indes seine Ausrichtung als ganzheitlicher Systemanbieter von nachhaltigen und vernetzten Anwendungen, erweitert um Energiemanagement. Mit seinen ganzheitlichen und energieoptimierten Gesamtlösungen aus einer Hand – von PV-Modulen über Wechselrichter und Speicher bis hin zu E-Ladestationen, integriert in ein umfangreiches Smart-Home-System auf Basis von Bluetooth Mesh – schließt Kopp die Lücke zwischen Energieversorgung mit erneuerbaren Energien und Home Automation. Kopp richtet sich u. a. an Elektroinstallateure, Solarteure, Energie- und Wohnungswirtschaft sowie Massiv- und Fertighaushersteller und bedient einen Markt mit enormem Potenzial. Stephan Dörrschuck: „In diesem Bereich konnten wir im ersten Halbjahr 2021 u. a. einen nennenswerten Auftrag für einen bestehenden Großkunden gewinnen. Trotzdem wirkt sich Corona auch hier verzögernd aus, sodass wir uns zwar gut entwickeln, aber noch nicht so gut wie es unter normalen Umständen möglich wäre.“
Der Boom wird kommen
Dass Kopp an seine Strategie glaubt, zeigt nicht zuletzt das im Vergleich zu 2020 gleich gebliebene Auszubildendenniveau: Hier schöpft der Hersteller aus Kahl seine Kapazitäten voll aus und beschäftigt über die drei Ausbildungsjahre hinweg 20 Azubis. Alles in allem ist der CEO der Kopp Gruppe überzeugt, dass die Situation sich wieder normalisieren wird: „Voraussetzung für eine positive Entwicklung ist die Verfügbarkeit der Rohstoffe und Komponenten. Damit stellen wir unsere Lieferfähigkeit sicher und sorgen für einen reibungslosen Verlauf. Wir gehen fest davon aus, dass wir mit der Erweiterung unseres Portfolios um smarte, ganzheitliche Energiemanagementsysteme für den Eigenheim- und Mehrfamilienhausbereich auf dem richtigen Weg sind, das zeigt nicht zuletzt die Politik. Außerdem wird Kopp schon bald mit einer revolutionären Neuheit auf den Markt kommen, die es so bislang noch nicht gibt. Deshalb glaube ich daran, dass wir auch in der zweiten Jahreshälfte unser Ziel erreichen werden. Von daher: Bleiben wir stark und innovativ, dann werden wir und die gesamte Branche die aktuelle Zeit überstehen und sogar gestärkt und mit neuem Rückenwind aus der Krise hervorgehen“, so Stephan Dörrschuck.
Weitere Informationen auf: www.kopp.eu