Die Hauptursache für elektrisch gezündete Brände sind sogenannte Störlichtbögen. Die heute in der Elektroinstallation eingesetzten Schutzgeräte (Schmelzsicherungen, LS- und FI-Schutzschalter) können diese Störlichtbögen nicht erkennen und damit auch nicht zur Abschaltung des betroffenen Stromkreises führen. Der Brandschutzschalter hingegen ist so konstruiert, dass er diese Störlichtbögen erkennt und in Kombination mit einem LS- oder FI/LS-Schalter die Abschaltung durchführt. Damit wird das heute angewendete Schutzkonzept für die Elektroinstallation um einen maßgeblichen Baustein erweitert.
Siemens hat bereits große Erfahrungen mit dem Einsatz des Brandschutzschalters 5SM6 in Europa gesammelt und eine große Anzahl an Referenzen, wie z.B. das renommierte Großkaufhaus KaDeWe in Berlin.
Angesichts der enormen Größe des KaDeWe und einem Besucherstrom von täglich bis zu 100.000 Kunden wahrlich eine herausfordernde Aufgabe. Bei der Umsetzung vertraute das KaDeWe-Team nicht nur auf persönliche Kompetenz und langjährige Erfahrung, sondern auch auf leistungsfähige Technik: „Wir sind immer auf dem neuesten Stand. Dabei unterstützen uns Fachfirmen als gute und langjährige Partner.“
Elektroinstallation mit mehreren hundert Unterverteilungen
Ein zentrales Gewerk im KaDeWe ist die Elektroinstallation. Denn 70.000 energieeffiziente Leuchten, 64 Fahrtreppen, 26 Aufzüge, die Kassen und unzählige weitere elektrische Anwendungen benötigen Tag für Tag zuverlässig Strom. Rund 500 Unterverteilungen sorgen für die sichere Niederspannungsversorgung auf den Verkaufsetagen. Sie sind allesamt mustergültig mit den vorgeschriebenen Schalt- und Schutzkomponenten ausgestattet. Diese herkömmlichen Schutzgeräte würden allerdings in einem speziellen Gefahrenfall keine Störung erkennen: bei der Entstehung serieller Fehlerlichtbögen, die durch die starke Hitzeentwicklung einen Schwelbrand verursachen können. Eine mögliche Ursache für solche gefährlichen Fehlerlichtbögen sind beispielsweise schadhafte Elektrogeräte, lose Kontakte oder auch abgeknickte Kabel. Gerade bei externen Reinigungs- und Dienstleistungsfirmen, die ihr eigenes Equipment ins KaDeWe mitbringen, war diese latente Brandquelle bisher nicht ganz auszuschließen.
Veranstaltungsfläche mit hohen Sicherheitsanforderungen
In noch größerem Umfang stellte sich das Problem rund um eine große Aktionsfläche im Erdgeschoss dar. Diese wird regelmäßig für Kunden- und Firmenveranstaltungen mit bis zu 1.000 Besuchern genutzt. Dabei kommt umfangreiche Eventtechnik von Fremdfirmen zum Einsatz. Das KaDeWe stellt lediglich die Basisausstattung zur Stromversorgung. Scheinwerfer, Lautsprecher, Aggregate und anderes Bühnenequipment organisiert der jeweilige Veranstalter. Das bedeutet, hohe Sicherheitsstandards, wie sie große Menschenmengen erfordern, treffen auf energieintensive Peripherie-Technik. Und das in einem Bereich mit hoher Brandlast. Denn die Verkaufsbereiche rund um den Eventbereich bieten vor allem Kleidung an. Etwaige serielle Fehlerlichtbögen sind aus Brandschutzgründen also auf jeden Fall auszuschließen.
Die Lösung brachte schließlich eine Neuentwicklung von Siemens: der Brandschutzschalter 5SM6. Michael Hafemeister, Geschäftsführer der Hafemeister Plan GmbH in Berlin, hatte das innovative Gerät kurz zuvor über Siemens kennengelernt und schnell festgestellt: „Damit können wir die bisherige Sicherheitslücke in der Elektroinstallation schließen. Diese Möglichkeit gab es vorher noch nicht auf dem Markt.“ Eine Reihe an bereits installierten Brandschutzschaltern bietet zusätzliches Vertrauen in die Technologie.
Intelligenter Feuerwächter
Der Brandschutzschalter 5SM6 erkennt gefährliche Fehlerlichtbögen automatisch und zuverlässig. Im Detektionsfall schaltet er den betroffenen Stromkreis sofort sicher ab. In den USA sind Brandschutzschalter, wo sie als AFCI (Arc-Fault Circuit Interrupter) bekannt sind, seit vielen Jahren vorgeschrieben. Im europäischen Markt hat Siemens diese Schutzlücke geschlossen: Die Produktentwicklung ergänzt die üblichen Schutzeinrichtungen zu einem durchgängigen Schutzkonzept.
Der Brandschutzschalter ist ausgelegt bis 16 A Bemessungsstrom und wird in Kombination mit einem Fehlerstrom- oder mit Fehlerstrom-/Leitungsschutzschaltern (FI/LS-Schaltern) eingesetzt. Leitungsschutzschalter bieten Schutz bei Kurzschluss sowie vor Überlast. Sie trennen den Stromkreis bei parallelen Fehlerlichtbögen, die zwischen Außenleitern oder zwischen Außen- und Neutralleiter auftreten. Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen erfassen nur Fehlerströme und Fehlerlichtbögen gegen Erde. Serielle Fehlerlichtbogen erkennen diese Schutzeinrichtungen alleine nicht. Der Brandschutzschalter hingegen erfasst nicht nur Strom und Fehlerspannung, sondern misst auch kontinuierlich das Hochfrequenzrauschen in dessen Intensität, Dauer und den dazwischen liegenden Lücken. Integrierte Filter in Verbindung mit intelligenter Software verarbeiten, analysieren und bewerten diese Signale nach einer Vielzahl von Kriterien. Sind die Bedingungen eines Fehlerlichtbogens erfüllt, wird der angeschlossene Stromkreis innerhalb von Sekundenbruchteilen abgeschaltet. Brandgefahren von der elektrischen Leitung bis hin zum Endgerät können so frühzeitig erkannt und unterbunden werden. Mittels einer integrierten Selbsttestfunktion überprüft der Brandschutzschalter zudem seine eigene Funktionsfähigkeit.
Brandschutzschalter im KaDeWe
Überzeugt von diesen Vorteilen, präsentierte Elektro-Profi Hafemeister den Brandschutzschalter bei den Technik-Experten des KaDeWe. Dort stieß die Komponente sofort auf großes Interesse. „Auf die Elektrogeräte von externen Firmen haben wir nur bedingt Einfluss. Deshalb war uns klar: Der neue Brandschutzschalter bringt uns an diesem Punkt zusätzliche Sicherheit“, so Technik-Leiter Wolfgang Maschke.
Zunächst wurde der Brandschutzschalter 5SM6 (in Kombination mit FI/LS-Schaltern) in dem für die Veranstaltungsfläche relevanten Bestands-Bereichsverteiler im ersten Obergeschoss installiert. Ihre Bewährungsprobe haben die ersten Brandschutzschalter bereits erfolgreich bestanden: Der Wasser-Staubsauger eines Handwerkers hatte außerhalb der Geschäftszeiten einen seriellen Störlichtbogen verursacht. Der betroffene Stromkreis wurde korrekt abgeschaltet. Eine gefährliche Wärmeentwicklung konnte so vermieden werden. Weitere Verteiler sollen sukzessive nachgerüstet werden, vorrangig etwa in den Großküchen der Gastronomie-Etage.