Anlässlich des Starts der wienweiten Kurzparkzone lud der E-Bike Hersteller Qwic Politik und Mobilitätsexpert:innen ein, um über die Auswirkungen auf den Pendlerverkehr zu sprechen. Mag. Stephan Auer-Stüger (SPÖ), Dr. Stephan Gara (Neos), DI Ernst Kloboucnik, ÖAMTC-Landesdirektor für Wien, Niederösterreich und Burgenland, Lina Mosshammer von der Mobilitätsorganisation VCÖ und Stefan Wisiak, Country Manager Qwic Österreich, diskutierten über die Möglichkeiten und Grenzen der urbanen Mobilität.
Mit Anfang März wurde Wien flächendeckend zur Kurzparkzone – ein mutiger Schritt, der besonders die 120.000 täglichen Auto-Pendler:innen betrifft.1 Doch wurde rechtzeitig für attraktive Alternativen für Pendler:innen gesorgt? Da waren sich die Verkehrsexpert:innen bei der Expert:innendiskussion nicht ganz einig. Der niederländische E-Bike Hersteller Qwic lud zum Gespräch, um gemeinsam nachhaltige Lösungen für Pendler:innen zu diskutieren. Unter anderem das E-Bike, das sich besonders für Kurzstrecken als Alternative zum Auto eignet.
„Wir wissen, dass bei etwa 80 Prozent aller Autofahrten weniger als 20 km zurückgelegt werden. Viele wollen weg vom Auto, aber trotzdem mobil sein. Was es dafür braucht: ein noch besser ausgebautes Radverkehrsnetz, vor allem jetzt, wo durch das Parkpickerl viele Pendler:innen auch umsteigen wollen. Wir brauchen eine verbesserte Infrastruktur, um das Umsteigen so attraktiv wie möglich zu gestalten“, so Stefan Wisiak, Country Manager von Qwic Österreich.
Investitionen und Pläne für die mobile Zukunft Wiens
Dem Parkparadies Wien wurde mit den neuen Regelungen nun Einhalt geboten. „Natürlich verändern die neuen Parkregelungen Mobilitätsflüsse und Mobilitätsverhalten, bei manchen werden sie tatsächlich auch zu einem Verzicht des Autos führen“, so Dr. Stefan Gara, Neos Wien Sprecher für Klimaschutz, Energie, Gesundheit, Forschung & Innovation. Hier soll unter anderem das Wiener Liniennetz im Umland ausgebaut werden, dazu gäbe es schon Gespräch mit den Partner:innen und Bundesländern. Aber auch neue Formen der Mobilität, wie beispielsweise ein E-Bike, sollen für die Pendler:innen spannender gemacht werden: „Deshalb wollen wir unser Radverkehrsausbauprogramm intensiver und größer gestalten, zum Beispiel mit Radschnellwegen. Eine weitere wichtige Maßnahme ist der Ausbau von Park&Ride Anlagen und WienMobil Stationen mit Sharing-Angeboten an wichtigen Kontaktpunkten, wo die Mobilitätsform gewechselt wird.“
Rund die Hälfte der Wiener Haushalte besitzt gar kein Auto.2 „Das normale Mobilitätsverhalten ist ein Mix aus vielen, vor allem bei längeren Strecken: Viele fahren mit dem Auto oder Rad zur U-Bahn- oder Zug-Station, um dann mit dem öffentlichen Verkehrsmittel weiterzufahren. Unser Ziel ist es, den Umstieg auf die Öffis und andere alternativen Mobilitätsformen so einfach als möglich zu machen, auch für Pendler:innen aus dem Umland“, verdeutlicht Mag. Stephan Auer-Stüger, SPÖ-Gemeinderat und Mitglied des Gemeinderatsausschusses für Innovation, Stadtplanung und Mobilität.
ÖAMTC kritisiert neue Parkraum-Regulierungen als „im besten Fall ein Zwischenschritt“
Die neuen Parkregulierungen treffen jetzt besonders Pendler:innen aus dem Umland. Auch für sie wurden nun weitere 229.000 öffentliche Stellplätze in Hietzing, Liesing, Floridsdorf, Donaustadt und Simmering gebührenpflichtig. Mit dem Auto zur U-Bahn zu pendeln, ist somit de facto unmöglich geworden. Ernst Kloboucnik, ÖAMTC-Landesdirektor für Wien, Niederösterreich und Burgenland bedauert, dass zuerst Maßnahmen gesetzt und erst dann alternative Angebote angekündigt werden: „Es wäre sinnvoll gewesen, bereits im Vorfeld verträgliche Alternativlösungen für Pendler:innen zu schaffen. Ich weiß, dass sich die Wiener Stadtregierung bereits mit einem großen Umsetzungsdruck in Sachen Parkraumbewirtschaftung konfrontiert sah. Aber was jetzt passiert ist, halten wir bestenfalls für einen Zwischenschritt auf dem Weg zu einem zeitgemäßen, intelligenten und nachhaltigen Parkraummanagement. Die aktuelle Lösung ist keine, die einer Weltstadt wie Wien gerecht wird“, so der Landesdirektor und meint weiter: „Wichtig ist, dass wir das gesamte Spektrum der Mobilität betrachten. Mit gut durchdachten integrierten Verkehrskonzepten könnte Wien eine Musterstadt für multimodale Mobilität werden. Hierzu braucht es eine Zusammenarbeit über Partei-, Bezirks-, Stadt- und Bundesländer-Grenzen hinweg.“
Radfreundliche Infrastruktur: VCÖ fordert stärkere Orientierung an Best-Practice Ländern
Sechs von zehn Autofahrten, die in Österreich an Werktagen zurückgelegt werden, sind kürzer als zehn Kilometer, vier von zehn sogar kürzer als fünf Kilometer.3 Lina Mosshammer von der Mobilitätsorganisation VCÖ sieht im Transportmittel Fahrrad deshalb sehr großes Potential. Doch was fehlt, um Autopendler:innen langfristig zu überzeugen, für Kurzstrecken auf das Rad umzusatteln? „Wichtig ist, dass die Infrastruktur vorhanden ist: sichere, durchgehende Radwege ohne Umweg, die auch wirklich einen Komfort darstellen. Werden Straßen ausgebaut, ist mehr PKW-Verkehr die Folge. Dasselbe gilt auch für den Radverkehr: Städte, die gute Rad-Infrastruktur errichten, werden von der Bevölkerung mit mehr Radverkehr belohnt.“ Andere Länder fungieren hier als Best-Practice Beispiel: „In den Niederlanden und in Dänemark gibt es aufgrund der guten Infrastruktur einen viel höheren Prozentsatz an Radfahrenden. Die Großstadtregion Kopenhagen hat bereits 197 Kilometer Radschnellwege und hat damit auch einen Anstieg von 23 Prozent an Radfahrenden erzielt.“
Fast jede:r Vierte:r in Österreich kann sich vorstellen, mit dem E-Bike zu pendeln
Das E-Bike boomt: Aktuell gibt es eine Million Elektro-Fahrräder in Österreich.4 E-Bikes haben ein sehr großes Potenzial Autofahrten zu ersetzen, gerade bei Kurz- & Mittelstrecken. Eine aktuelle QWIC Studie5 zeigte: Rund ein Viertel der Befragten ist offen, mit dem E-Bike zur Arbeit oder Ausbildungsstätte zu fahren. „Ich erlebe es selbst als E-Bike fahrender Pendler, dass das Radverkehrsnetz bereits gut funktioniert. Wenn wir uns an den Niederlanden orientieren, ist trotzdem noch Luft nach oben“, so Wisiak abschließend und appelliert: „Wir müssen jetzt die Menschen und besonders die Pendler:innen überzeugen, umzusteigen. Und deswegen unser Appell: Mehr Investition in Radwege, Infrastruktur – wie unter anderem Ladestationen und Parkmöglichkeiten – sowie in öffentliche Aufklärung und qualitative E-Mobilität.“
1 AK: Studie: Pendeln in der Ostregion; Online: https://bit.ly/3C1qDMI
2 Statistik Austria, VCÖ 2021; Online: https://bit.ly/3K5QFRF
3 VCÖ: Infrastrukturen für die Verkehrswende, Online: https://www.vcoe.at/infrastrukturen
4 VCÖ: VCÖ fordert Infrastruktur Offensive mit einem Netz an Radschnellwege; Online: https://bit.ly/3vsIB9s
5 Die Umfrage wurde mit einer Sample-Größe von 500 Interviews in der Feldzeit vom 27. August bis zum 02. September 2021 durchgeführt. Die Kernzielgruppe der Umfrage waren Personen im Alter zwischen 14 und 75 Jahren mit einer Inzidenz von 100%, womit ein Sample entstand, welches repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ist.
Weitere Informationen unter www.qwic.com
Quelle: Qwic