Linz – Der Markt für Wärmepumpen ist auch 2019 gewachsen. In den 21 untersuchten EU-Staaten kamen mehr als 1,6 Millionen Pumpen hinzu. In Österreich wurden im selben Zeitraum 31.721 Stück verkauft. Die EU-weit abgesetzte Menge entspricht einem Anstieg um 23 % im Vergleich zu 2018. Das Marktvolumen in der EU beträgt 8,2 Milliarden Euro.
Seit 1995 wurden in Europa ca. 13,5 Millionen Wärmepumpen mit einer Gesamtleistung von 470 GWth installiert. Bisher konnten damit 203 TWh Endenergie eingespart und 159 TWh an erneuerbarer thermischer Energie produziert werden. Inklusive der im Jahr 2019 installierten Wärmepumpen konnten somit 40,6 Megatonnen an Treibhausgas-Emissionen eingespart werden.
10 Milliarden Euro Umsatz in Europa
Der Umsatz am europäischen Markt in 2019 entsprach über 10,7 Milliarden Euro. Die Herstellung, Vertriebe und die Wartung schufen 88.000 Vollzeitstellen in ganz Europa. Die tatsächlichen Beschäftigungszahlen des Wärmepumpenmarktes dürften noch deutlich darüberliegen, da nicht alle Angestellten der Branche durchgehend nur im Bereich Wärmepumpen arbeiten.
In Österreich wurden 2019 8,5 Wärmepumpen pro 1000 Haushalte verkauft. Europaweite Spitzenreiter sind Norwegen und Finnland mit 41,7 bzw. 39 verkauften Wärmepumpen pro 1000 Haushalten.
Rekordabsatz in Österreich
Anders als EU-weit werden die österreichischen Zahlen nicht erst mit einem Jahr Verzögerung gemeldet, sondern zu Beginn des Folgejahres. Mit 31.721 Stück verkauften Wärmepumpen im Absatz des Inlandsmarktes hat die Wärmepumpenindustrie in Österreich 2020 einen neuen Rekordabsatz erreicht. Das Ergebnis teilt sich dabei auf 24.715 Heizungswärmepumpen, 6.721 Brauchwasserwärmepumpen sowie 237 Wohnraumlüftungswärmepumpen und 48 Industriewärmepumpen (projektspezifische Fertigung) auf.
Auch der Gesamtmarkt inklusive der Exporte österreichischer Hersteller war für die Wärmepumpenbranche von einer deutlichen Absatzsteigerung geprägt. Der Gesamtabsatz von Heizungswärmepumpen (alle Märkte, alle Leistungsklassen, exklusive Wohnraumlüftung) steigerte sich vom Jahr 2019 mit einem Absatz von 31.383 Stück auf das Jahr 2020 mit einem Absatz von 34.650 Stück um 10,4 %. Der Exportanteil bei den Heizungswärmepumpen betrug dabei im Jahr 2020 28,7 %. Verantwortlich dafür war vor allem der stark wachsende Markt (+11,4 %) im niedrigeren Leistungsbereich bis 10 kW.
Im Inlandsmarkt für Heizungswärmepumpen (alle Leistungsklassen, exkl. Wohnraumlüftung) konnten im Jahr 2020 24.715 Stück abgesetzt werden, was einem Anstieg vom 9,6 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (22.553 Stück) entspricht. Die Coronakrise also nicht zu einem rückläufigen Absatz geführt. Der Gesamtabsatz betrug übrigens 10,4 %. Laut Wärmepumpe Austria, der Interessenvertretung der österreichischen Wärmepumpenbranche war auch der Zuwachs der Absatzzahlen im mittleren Leistungssegment zwischen 10 kW und 20 kW „beeindruckend“, hat er sich im Inlandsmarkt doch um 9 % auf 10.326 Stück erhöht.
Verteilung der Wärmequellen am Inlandsmarkt
Der langjährige Trend zu Luft/Wasser-Wärmepumpen war auch im Jahr 2020 ungebrochen und stieg von 17.964 Stück im Jahr 2019 auf 20.197 Stück im Jahr 2020 an. Der relative Anteil dieses Wärmequellensystems erhöht sich damit auf 82 % im Jahr 2020. Somit waren 8 von 10 verkauften Heizungswärmepumpen im Jahr 2020 Luft/Wasser-Wärmepumpen. Sole/Wasser-Wärmepumpen hatten im Jahr 2020 einen Anteil von 16 % (3.976 Stück) am Inlandsmarkt. Bei den Wasser/Wasser-Systemen gab es einen leichten Rückgang auf 1,2 % (304 Stück), bei den Direktverdampfungs-Systeme auf 1,0 % (238 Stück).
Politische Rahmenbedingungen: Nationaler Energie und Klimaplan
Mit dem Nationalen Energie- und Klimaplan hat sich die Österreichische Bundesregierung wichtige Ziele zur Reduktion der CO2-Emissionen und einer klimaneutralen Energieerzeugung und Wärmebereitstellung gesetzt. Dabei spielt die Wärmepumpe als effizientestes der erneuerbaren Wärmebereitstellungsysteme eine entscheidende Rolle. Damit die Wärmepumpe ihr volles Potential als klimafreundlichste Heizung entfalten kann, muss nach Vorstellung von Wärmepumpe Austria die Politik in Gesetzgebung und Verwaltung in mindestens sechs Bereichen nachjustieren: Raumordnung, Steuerpolitik, Energieeffizienz, Energiegemeinschaften, Renovierung, Tourismus.
Raumordnung: Im Zuge einer nachhaltigen Energieraumplanung soll eine verpflichtende Prüfung und Nutzung von Abwärmepotentialen etabliert werden. Hier können Potentiale, beispielsweise aus Abwässern (Kanäle oder Abwasserreinigungsanlagen), gewonnen werden. Mit Hilfe eines Wärmetauschers, der dem Abwasser die Wärme entzieht, und einer Wärmepumpe wird die gewonnene Energie zur Beheizung von Gebäuden nutzbar gemacht. Diese Potentialanalyse ist in der Schweiz bereits verpflichtend vorgeschrieben.
Steuerliche Anreize zur Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energie: Um den Anteil erneuerbarer Energie in Österreich zu erhöhen, soll nach den Vorstellungen des Verbandes eine Steuer- und Abgabenbefreiung von Strom für den Betrieb von Wärmepumpensystemen eingeführt werden. Bei netzdienlichen Wärmepumpen mit dem sogenannte »smart-grid-ready-label« sollten die Steuern und Abgaben sowie die verbrauchsabhängigen Netzgebühren entfallen, um einen Anreiz für diese Produkte zu erhöhen. Dies dient dem Abfedern temporärer Überschüsse im Stromnetz.
Begleitende Maßnahmen zur Energieeffizienz: Ergänzung von zielgerichteten Förderungen und Einzelmaßnahmen mit hohen Kosten-Nutzen-Vorteilen, wie zum Beispiel hydraulischer Abgleich von Wärmeabgabesystemen, Tausch von ineffizienten Umwälzpumpen, Leistungsdämmung sowie Tausch oder Verbesserung des Wärmeabgabesystems. Mit einem relativ geringen Investment kann mit diesen Maßnahmen der Energieverbrauch bestehender Wärmeabgabesysteme um etwa 20-30 % reduziert werden.
Energiegemeinschaften im Rahmen des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes: Die Möglichkeit für Gemeinschaften und genossenschaftliche Strukturen zur Erzeugung, Speicherung und Lieferung von erneuerbarem Strom auch über Liegenschaftsgrenzen hinweg sollte auf Wärme ausgedehnt werden, wofür kalte Fernwärmenetze (Anergienetze) mit Wärmepumpen hervorragend geeignet sind.
Abbau von Hürden in Bestandsgebäuden: Wärmepumpensysteme werden durch technisch nicht begründbare Anforderungen beim Erhalt von Förderungen benachteiligt, so Wärmepumpe Austria. Eine solche Einschränkung bei der Vergabe von Fördermitteln liegt zum Beispiel in der Einschränkung der Förderung auf Wärmepumpensysteme mit einer Vorlauftemperatur von kleiner als 40 Grad Celsius. Europaweit hat sich hier ein Standard von 55 Grad Celsius etabliert, wobei auch in diesem Temperaturbereich die Wärmepumpe das effizienteste Heizungssystem darstellt.
Wärmepumpen in der Hotellerie: Gerade in der Tourismusbranche und speziell in der Hotellerie im Alpinen Raum ist der Anteil an Ölheizungen noch ungewöhnlich groß, und der Anteil an hocheffizienten Wärmepumpensystemen auffallend gering. Dies liegt unter anderem an den nicht praxistauglichen Förderkriterien für den Heizungstausch in dieser Branche. Unter anderem wird beim »Raus-aus-Öl-und-Gas«-Programm für die Förderung des Tausches auf ein erneuerbares Energiesystem eine maximale Vorlauftemperatur von 40 Grad Celsius vorgeschrieben. Dies ist zum Beispiel für ein Hotel mit hohem Wärmebedarf auf 1.000 Meter Seehöhe nicht realistisch.
Eine Anpassung dieser Kriterien wäre dringend erforderlich, um den Hotels in ihrer Corona-bedingt schwierigen Lage zu helfen und die Investition in kosteneffiziente erneuerbare Energiesysteme zu erleichtern.
Quelle: APA