Sonnen- und Schattenseiten beim Power-Circle in Salzburg: Während der Besucherandrang viele Aussteller positiv überraschte, war bei genauerer Betrachtung noch lange nicht alles eitel Wonne. Denn das geschlossene Antreten von Österreichs Großhandels-Protagonisten könnte viele Aussteller darüber hinweggetäuscht haben, dass der Besuch der heimischen Elektrounternehmer, -Einkäufer und -Monteure sich einmal mehr in Grenzen gehalten hatte. Lesen Sie das Resümee der i-Magazin-Redaktion!
Die Messegesellschaft hatte sich sichtlich Mühe gegeben. Einheitsstände, die bei vielen Ausstellern ursprünglich auf wenig Gegenliebe gestoßen waren, zeigten sich als ein doch recht gutes Rezept – so lautete jedenfalls die Zusammenfassung einiger Aussteller im Gespräch mit der i-Magazin-Redaktion. Dass es auch Gegenstimmen gab, lag auf der Hand – manche potenziellen Aussteller hatten sich gegen eine Teilnahme entschieden, weil sie das Standkonzept als zu wenig flexibel bzw. praktikabel betrachtet hatten. „Ich halte das überschaubare und aufgeräumte Messekonzept für sinnvoll“, widersprach etwa Günther Mosinzer, Sales Director Building Channels bei Schneider Electric, im Resümee der Messegesellschaft den Verantwortlichen jener ferngebliebenen Industrieunternehmen. „Viele Aussteller haben es genutzt, um sich gut zu präsentieren. Das ist auch aus einem anderen Blickwinkel wichtig: Wir werden die Herausforderungen der Zukunft nur gemeinsam bewältigen, daher ist es essenziell, mehr Aussteller vor den Vorhang zu holen. Sich als großer Aussteller abzuschirmen, ist nicht mehr zeitgemäß“, heißt es in der Presseaussendung weiter. Karin Banas, Marketing Siemens Infrastructure, betrachtete das Konzept realistisch: „Es hat die Planung vereinfacht und vielleicht auch die Budget-Freigabe seitens des Konzerns. Wir wussten schon relativ früh, was wir hier präsentieren wollten, und haben unsere passenden Highlights herausgepickt.“ Als „einfache und schnelle Methode, um die Kunden kurzfristig zu erreichen“, empfand Stefan Kleinhans, Local Business Area Sales & Marketing Manager bei ABB, das Standbaukonzept. Und es sei keineswegs zum Nachteil der großen Aussteller, ließ Kleinhans durchklingen: „Diese Vielfalt ist bereichernd, es ist gut, wenn möglichst viele Aussteller hier sind, wenn viele Möglichkeiten und viele Varianten aufgezeigt werden.“ Sandra Schallerl bezeichnete das Standbau-Konzept Cost-per-Lead, mit dem jeder Aussteller die gleiche Voraussetzung hat, gar als »großartig«: „Außerdem ist es ganz einfach einmal etwas Neues, denn die großen Stände kennt ja jeder zur Genüge. Das Konzept ist natürlich nicht für jede Messe geeignet. Aber der Power-Circle ist ja ein dynamisches Konzept, hier geht es vor allem um Netzwerken und um das Präsentieren einiger weniger Highlights.“
Erwartungen übertroffen?
Die Ausstellung, die für das Jahr zwischen den Power-Days geplant ist, präsentierte sich für viele Besucher als übersichtlich und kompakt – wie das i-Magazin in vielen Gesprächen herausfand. Die Ziele der Aussteller waren allerdings von Anfang an niedrig gesteckt: „Unser persönliches konkretes Ziel waren 100 qualitative Kontakte mit Besuchern – und das ist gelungen“, verrät Stefan Kleinhans der Messegesellschaft gegenüber. Thomas Farthofer, Vertriebsleiter bei Intercable Tools, sagte in der gleichen Zusammenfassung zu seinen Erwartungen: „Meine Erwartungshaltung war, ehrlich gesagt, eher niedrig. Unter anderem, da es im Vorfeld durchaus auch negative Stimmen gab. Ich bin daher positiv überrascht, wir haben hier viele gute Gespräche geführt.“
Speisekarte in der Kritik
Auch die gastronomische Versorgung der Besucher und der Aussteller fand bei vielen Anklang. Am Eingang bekamen Besucher Gutscheine für Getränke und Snacks, die sie unabhängig von den Ausstellern konsumieren konnten. Einziger Kritikpunkt an dieser Stelle: „Neben der klassischen Leberkäsesemmel hätte man in Zeiten der Klima-Diskussionen und damit in Zusammenhang stehenden notwendigen Veränderung unserer Ernährungsweise vielleicht dann doch auch den einen oder anderen vegetarischen Snack anbieten können“, hieß es in manch einem Gespräch.
Die Jugend im Fokus
Kontroversiell diskutiert wurde auch das Verhalten mancher »Nachwuchs-Elektrotechniker« – zwar war die Bereitschaft bei den Nachwuchskräften, dazuzulernen und sich von der Industrie informieren zu lassen, erkennbar. Aber das intensive »Sammlerverhalten« mancher, ging für viele Aussteller über ein akzeptables Maß hinaus. Während kritische Stimmen über ein Zeitfenster für Schüler bei der nächsten Veranstaltung nachdenken, wies Karin Banas von Siemens auf einen wichtigen Aspekt hin: „Wir haben nicht nur alte Bekannte getroffen, sondern auch die Kunden und Mitarbeiter von morgen – also die Schüler, die ja bekanntlich nicht immer gerne gesehen sind auf Messen. Ich habe die meisten allerdings als wirklich gut vorbereitet und als interessiert erlebt, sie haben viele Fragen gestellt und wurden offenbar auch von den Lehrkräften mit konkreten Projekten losgeschickt.“
Mehr oder weniger auf den Punkt brachte es Helmut-Klaus Schimany, Präsident der BieM (Bundesinitiative Elektromobilität), dessen Verbandsmitglieder auf einem Gemeinschaftsstand vertreten waren: „In gewissem Sinne war der Power-Circle für alle Seiten ein Experiment. Der Event war keine Fachmesse für Elektromobilität oder Energiewende, daher war es durchaus eine gewisse Challenge, diese Schwerpunkte zu setzen. Für die Aussteller bedeutet das ein gewisses Risiko, und man muss ehrlich sagen, dass beim Power-Circle nicht die Abschlüsse im Vordergrund standen, sondern diese zwei Tage geprägt waren von informellen Gesprächen. Die Aussteller gehen hier auch klar ein Stück weit in Vorleistung.“
Das bestätigte letztendlich auch der Veranstalter selbst: „Der Power-Circle“, sagte Christine Kosar, Head of Operations Industry bei RX, „war in dieser Form ein einmaliges Format, aber er hat uns allen bereits jetzt große Lust auf die Power-Days im kommenden Jahr gemacht.“