Für die Klimaziele 2030 und für die Klimaneutralität Österreichs im Jahr 2040 sind weitreichende Transformationsschritte zur Verminderung des Einsatzes fossiler Energie erforderlich. Parallel zum Ausbau erneuerbarer Energieträger müssen zudem wichtige Maßnahmen in Richtung Ressourcen- und Energieeffizienz gesetzt werden.
Der österreichische Gebäudesektor bietet als einer der energieintensivsten Sektoren erhebliche CO2-Einsparungspotentiale. Im Jahr 2020 verursachte dieser Sektor acht Millionen Tonnen an Emissionen CO2-Äquvivalent. Über drei Viertel der Bestandsgebäude in Österreich wurden vor 1990 gebaut und gelten laut Statistik Austria zu 60 Prozent aus energetischer Sicht als sanierungsbedürftig [2]. Einsparungspotentiale mittels Gebäudeautomation durch intelligente Regeltechnik, intelligente Beleuchtung sowie ein verbessertes Haus- und Gebäudemanagement wurde bisher nur wenig beachtet.
In der vorliegenden Studie wurden mögliche Sanierungspotentiale in den Bereichen Raumheizung, Trinkwassererwärmung sowie Beleuchtung im Einfamilienhaussektor und mehrgeschossigen Wohnbau erhoben. Mit dem Einsatz von Gebäudeautomation könnten durchschnittlich mehr als 20% zusätzlicher CO2 Einsparungen in Österreich erzielt werden. Die Ergebnisse basieren auf jährlichen Sanierungsraten des österreichischen Gebäudebestands von 0,8 Prozent, 3 Prozent sowie 5 Prozent, wobei die Berechnungsbasis die Önorm EN ISO 52120 darstellt.
Ähnlich wie in anderen Lebensbereichen wird im Gebäudesektor bis 2050 eine vollständige Dekarbonisierung angestrebt. In der Langfriststrategie 2050 der Bundesregierung [3] wurden Aktionsfelder definiert, die es konsequent umzusetzen gilt.
Die wesentlichen Eckpfeiler sind:
- Steigerung der Energieeffizienz und die damit verbundene Verringerung des Endenergieverbrauchs
- Verstärken der Sektorkopplung, d.h. die Verschränkung von Strom, Wärme, Mobilität und IndustrieabläufenUmstieg auf Strom- und Fernwärmeerzeugung auf Basis erneuerbarer Energien und systematische Nutzung von Abwärmepotenzialen
- Umstieg auf Strom- und Fernwärmeerzeugung auf Basis erneuerbarer Energien und systematische Nutzung von Abwärmepotentialen
- Deutliches Forcieren umfassender energetischer Sanierungen mit dem kurzfristigen Ziel laut #Mission 2030, die Sanierungsquote von derzeit 0,8 Prozent auf zumindest 2,5 Prozent anzuheben.
Aus den angeführten legislativen Zielsetzungen ergibt sich die Notwendigkeit, mittelfristig die Energieeffizienz im Gebäudesektor vor allem in der Sanierung erheblich zu steigern sowie energetische Optimierungspotentiale sichtbar zu machen. Als wesentliche Handlungsempfehlungen gelten daher strategische, ökonomische, technische und organisatorische Maßnahmen.
Strategische Maßnahmen
- Politische Rahmenbedingungen: Aktuell werden bei bestehenden Fördersystemen maßgeblich thermische Aspekte in
der Sanierung berücksichtigt. Es sollte daher ein politischer Rahmen geschaffen werden, der ganzheitliche energetische Sanierungen unter Berücksichtigung verschiedener Technologien nach heutigem Stand der Technik, darunter beispielsweise intelligente Beleuchtungs- oder Trinkwassererwärmungssysteme mit Gebäudeautomation, entsprechend forciert. Voraussetzung für die Steigerung der Systemeffizienz ist dabei die Verankerung von Kennwerten in österreichischen Richtlinien, Verordnungen und Baunormen auf Basis internationaler Standards. - Roadmap: Für eine zielgerichtete Umsetzung umfassend energetischer Sanierungsraten, bedarf es einer Roadmap, die alle relevanten Stakeholder und entsprechende Technologien einbindet.
- Investoreninformationen: Das Potenzial und die Ziele der umfassenden energetischen Gebäudesanierung bei privaten und öffentlichen Investoren klarer kommunizieren, um Vertrauen und Informationsweitergabe zu schaffen. Öffentliche Gebäude sollten bevorzugt ganzheitlich energetisch saniert werden und so eine Vorbildfunktion einnehmen und als Referenzprojekte dienen.
Ökonomische Maßnahmen
- Fördersysteme für CO2-Einsparungspotenziale: umfassende energetische Sanierungen sollen auf Basis ihrer CO2 -Einsparung gezielt gefördert werden.
- Anreize für nachhaltige Investitionen: Starke wirtschaftliche Signale inklusive entsprechend angepasster finanzieller Instrumente für den Einsatz von nachhaltigen Investitionen setzen.
- Aus für kontraproduktive Förderungen: Beseitigung indirekter Subventionen fossiler Energieträger mit wirtschaftlichen Signalen sowie angepassten Finanzinstrumenten
Technische Maßnahmen
- Monitoring: Den Einsatz von Energiemonitoringsystemen als Überwachungs-, Steuerungs- und Optimierungstools zum Erhalt sowie Sicherstellung eines optimierten Zustands forcieren
- Bewertung: Überprüfungsmechanismen inklusive Indikatoren und Bewertungssystemen zur Evaluierung der Energieeffizienz wie die Einführung des SRI (Smart Readiness Indicator) zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Gesamtsystemen implementieren
- Einheitliche Richtlinien: Energetischer Parameter in den OIB Richtlinien (vor allem OIB RL 6) verankern, um eine gesamtheitliche Aussage über die Energieeffizienz des Energiesystems zu ermöglichen.
- Flexibilisierung: Lastverschiebungspotentiale durch die Gebäudeautomation nutzen, um den elektrischen Verbrauch an die verfügbare Energie anzupassen und somit eine Sektorkopplung zu ermöglichen.
Organisatorische Maßnahmen
- Stakeholderdialog: Kurzfristige Einberufung eines Stakeholderdialogs unter Einbeziehung der Technologieanbieter entlang der Wertschöpfungskette im Gebäudesektor zur Steigerung umfassender energetischer Sanierungsquoten.
Weitere Informationen auf www.ove.at
Quelle: Österreichischer Verband für Elektrotechnik