Karl Müllner von Sonepar verabschiedet sich in den Ruhestand:

47,5 Jahre auf Draht

von Thomas Buchbauer
von Thomas Buchbauer – Recherche, Konzept und Kuration Foto: © www.i-magazin.com

Wenn man Karl Müllner fragt, wie lang er schon „unter Strom“ steht, dann sagt er: 47,5 Versicherungsjahre. Ende dieses Jahres zieht er nun beruflich den Stecker und verabschiedet sich in den Ruhestand – nach über vier Jahrzehnten im Außendienst, mehr Kilometern als so mancher Fernfahrer im Leben schafft und mehr Kundengesprächen als man zählen kann.

Angefangen hat Karl in den frühen 1980ern, als Telefone noch Wählscheiben hatten und das Fax als Hightech galt. Vom Lehrbetrieb über Eduard Funke, Elin und GFI bis zu Sonepar führte sein Weg stetig weiter. Sein Gebiet? Nördliches Niederösterreich. Seine Aufgabe? Alles außer langweilig. Denn Karl war nicht nur Verkäufer – er war „Verkabeler“ von Beziehungen, Brückenbauer und immer wieder auch Problemlöser mit Handschlagqualität.

Überleben bei Hochspannung

Konzernwechsel, neue Chefs, große Umstrukturierungen – Karl blieb gelassen. „Ich habe sie alle überlebt“, sagt er mit trockenem Humor. Während anderen Sicherungen durchknallten, blieb er der verlässliche Leitungsschutzschalter: beständig, humorvoll und immer mit einem offenen Ohr für die Kunden.

Von Fax zu Webshop

Wenn Karl über Technik spricht, dann klingt das nach einem Elektromuseum im Zeitraffer. „Zu Beginn meiner Berufslaufbahn kam gerade das Faxgerät auf – da haben viele geglaubt: Jetzt könnt ihr Außendienstler alle daheimbleiben, weil wir faxen die Bestellungen einfach durch.“ Natürlich ein Irrglaube, wie Karl lachend festhält: „Das Geschäft gemacht hat immer der, der den besten Kundenkontakt hatte – kein Faxgerät der Welt ersetzt ein Gespräch beim Kaffee.“

Und billig war so ein Fax auch nicht: Die ersten Geräte verschlangen Thermopapierrollen, die teurer waren als manch Kabeltrommel. Viele Firmen hielten viel zu lange daran fest, weil sie den damals sehr hohen Kaufpreis vom Fax wieder „hereinholen“ wollten. Karl hat es mit Humor genommen – und mit der Gewissheit: Am Ende zählt nicht das Gerät, sondern der Mensch.

Später kam der Webshop – die ersten halbwegs brauchbaren im Jahr 2005: „Eine Bestellposition einzutragen hat damals bis zu zwei Minuten gedauert – das war wie Zeitlupe“, erinnert er sich. Aber auch hier machte Karl das Beste daraus, zeigte seinen Humor und erfand für die legendären Kick-Off-Meetings kurzerhand den Namen „Kick-Ass-Meetings“. Er bewies damit: Außendienst ist kein Job, sondern eine Lebenseinstellung.

Wettbewerb unter Strom

Besonders in Erinnerung geblieben sind Karl die Verkaufswettbewerbe – herausfordernd, spannend und für ihn oft auch erfolgreich. Benzingutscheine, Hotelaufenthalte oder kleine Prämien waren mehr als nur Belohnungen: Sie sorgten für Motivation, Spaß und echten Wettstreit unter den Kollegen. Heute, in Zeiten strenger Konzern- und Compliance-Richtlinien, ist das Geschichte. „Schade eigentlich“, meint Karl, „weil der Wettbewerb unter Verkäufern immer ein Motor war – jetzt fehlt dieser Antrieb oft.“ Mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu: „Die Jungen sitzen mehr am PC, aber wer zuhört, nah dranbleibt und Kunden ernst nimmt, wird auch in Zukunft erfolgreich sein.“

Kundennähe statt Widerstand

Sein Erfolgsrezept war simpel: „Wer den besten Kundenkontakt hat, macht das Geschäft.“ Karl verstand es, nicht nur Preise zu diskutieren, sondern zuzuhören. Aus Kunden wurden Freunde, aus Begegnungen Geschichten. Er war kein Außendienstler im klassischen Sinn, sondern eine wandelnde Powerbank – stets geladen, jederzeit bereit.

Zukunft: elektrisch bleibt elektrisch

Karl blickt auch nach vorn: „Bidirektionales Laden sei das nächste große Thema“, sagt er. Sein Tipp an die Elektriker: „Alles, was mit Elektromobilität und Energiemanagement im Gebäude zu tun hat, wird der nächste Boom. Bleibt dran – die Zukunft ist elektrisch, mehr denn je.“

Mit einem Augenzwinkern fügt er jedoch hinzu: Ein großer Fan der reinen Elektromobilität ist er persönlich nicht – auch wenn er selbst beruflich einen batterieelektrischen Skoda fährt. Für ihn privat wird es ein Diesel-Hybrid werden – pragmatisch wie immer. „Damit fahre ich 70 Kilometer elektrisch, den Strom liefert meine eigene PV-Anlage am Dach. Für alles andere habe ich den Diesel.“ Ein Satz, der zeigt: Karl bleibt Realist – und zugleich seiner elektrischen Linie treu.

Ruhestand: Eigenverbrauch aktivieren

Und was kommt jetzt? Karl hat einen klaren Plan: mehr Golf, eine Runde Tennis im Winter, vielleicht Reisen in wärmere Gefilde. Der Elektrotrolley fürs Golfen ersetzt künftig den elektrischen Dienstwagen. Statt Umsatzlisten stehen Birdies am Programm – und statt Kick-Ass-Meetings gibt’s hoffentlich viele entspannte Kaffeehausrunden.

Lieber Karl,

du warst jahrzehntelang ein verlässlicher Stromkreis im Vertrieb – mit Energie, Humor und Menschlichkeit. Danke für alles, was du bewegt hast. Jetzt wünschen wir dir, dass dein Ruhestand genauso hell leuchtet wie dein Berufsleben.

Servus, Karl – bleib weiter auf Draht!

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