Von der Unmöglichkeit des Möglichen

von

„Das Internet wird kein Massenmedium“ und „von Facebook wird in fünf bis sechs Jahren keiner mehr reden.“ Das prognostizierte »Trend- und Zukunftsforscher«. Matthias Horx 2001 bzw. 2010 – ist dann wohl doch anders gelaufen. Den kennt keiner sagen Sie? Gut, wie wäre es dann mit diesem: „In zwei Jahren wird das Spam-Problem gelöst sein“, das versprach Bill Gates im Jahr 2004. Tja Spam-Mails machen immer noch rund 90 Prozent des weltweiten Mailverkehrs aus. „Ich denke, dass es weltweit einen Markt für vielleicht fünf Computer gibt“, davon sprach Thomas Watson, Chairman von IBM im Jahr 1943. Auch nicht schlecht ist dieses Zitat: „Es gibt praktisch keine Möglichkeit, um Kommunikationssatelliten im Weltall zu verwenden, um besser Telefon-, Telegraph-, Fernseh- und Radiodienste in den USA zu ermöglichen.“ Dieser Meinung war T. Craven, FCC Commissioner im Jahr 1961, vier Jahre nachdem die UdSSR den ersten Satelliten der Menschheitsgeschichte ins All geschossen hatte. Gut da war wahrscheinlich der Neid der Vater des Gedankens. Ähnlich ging es wahrscheinlich dem ehemaligen Microsoft-Chef Steve Ballmer als er 2007 über das erste vorgestellte i-Phone schmunzelte „500 Dollar? Das ist das teuerste Telefon der Welt. Und es spricht Business-Nutzer überhaupt nicht an, weil es keine Tastatur hat. Damit ist es keine besonders gute Mail-Maschine“… den Rest der »Smartphone-Geschichte braucht man hier wohl nicht weiter auszurollen. Das Telefon ansich dürfte es eigentlich sowieso gar nicht geben, wenn man interne Aussagen von Western Union aus dem Jahr 1876 heranzieht: „Dieses Telefon hat zu viele Schwächen, als dass man es ernsthaft für die Kommunikation in Erwägung ziehen kann.“

Worauf ich hinaus will? Schon viele Menschen und zwar keineswegs unerfolgreiche oder gar unbedeutende haben sich in ihrer Meinung, was die Zukunft betrifft, schon gründlich getäuscht. Darum reagiere ich auf fatalistische Aussagen, dass sich – um das aktuellste Beispiel zu nehmen – die Elektromobilität bestimmt und ganz sicher sowieso nicht durchsetzen wird, meist mit Kopfschütteln. (Auch die Photovoltaik hielt man viele Jahrzehnte für gerade einmal geeignet teure Satelliten damit zu bestücken) Am besten finde ich immer jene Aussagen, die mit „ich kann mir nicht vorstellen, dass …“ beginnen. Sich etwas nicht vorstellen zu können, sagt doch in erster Linie etwas über die eigene (eingeschränkte) Fähigkeit der Vorstellungskraft aus. Gibt es noch viele Probleme zu lösen, bis die Elektromobilität ein akzeptables Niveau erreicht, dass man mit ihr wirklich etwas ändern kann? Ganz bestimmt! Ist es deshalb unmöglich? Oder nicht erstrebenswert?
Zum Abschluss noch eines meiner Lieblingssprichwörter (Verfasser unbekannt): „Alle sagten immer, es sei unmöglich, bis einer kam, der das nicht wusste und es einfach gemacht hat.“

 

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0 Kommentar

Niklas Seitz 20. Juni 2017 - 12:02

Lieber Herr Egger,
Danke für Ihren Beitrag!
Das mit den gesicherten Zitaten ist immer ein wenig schwierig wenn man noch keinen YouTube-Videobeweis hat 😉

Ja ich gebe ich Ihnen recht damit, dass er aus seiner damaligen Sicht gar nicht unrecht hatte! Aber genau darum geht es doch. Aus Sicht seiner Zeit war es schier undenkbar, was 75 Jahre später alles möglich sein wird. Damals hätte sich wohl auch niemand vorstellen können, dass man Essen in ein viereckiges Kasterl steckt und in einer Minute ist es heiß und essensfertig.
Genauso wird heute über Technologien „geurteilt“, die aus heutigem technologischen Verständnis heraus unmöglich erscheinen. Wer sagt, dass ein Elektroauto immer bei einer Reichweite von 300 bis 400 Kilometer herumdümpeln wird. Auch wenn ich mich damit weit aus dem Fenster lehne, aber vielleicht kommt einmal der technologische Sprung und ein Elektro/Hybrid/Wasserstoff oder »was auch immer Auto« kommt mit einer Ladung plötzlich 3.000 Kilometer weit – damit hätte sich das Tankstellenproblem erledigt.

Von der heutigen Perspektive auf die Zukunft zu schließen, funktioniert eben nur recht bedingt – darum soll es in diesem Kommentar gehen

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Robert Egger 19. Juni 2017 - 10:03

Lieber Niklas Seitze,
bezogen auf Thomas J. Watson (Ihre anderen Behauptungen habe ich nicht nachrecherchiert) sind Sie recht oberflächlich und unpräzise. Hier ein kurzer Auszug aus Wikipedia:
QUOTE
Watson wird oft folgendes Zitat zugeschrieben: „Ich glaube, dass es auf der Welt einen Bedarf von vielleicht fünf Computern geben wird.“ Er soll diesen Satz 1943 gesagt haben, es gibt jedoch keine Belege dafür. Ebenfalls ohne Beleg stand im Spiegel vom 26. Mai 1965: „IBM-Chef Thomas Watson hatte zunächst von neuen Geräten nichts wissen wollen. Als in den frühen fünfziger Jahren die ersten Rechenungetüme für kommerzielle Nutzung auftauchten, die mit ihren Tausenden von Röhren ganze Zimmerfluchten füllten und unerträgliche Hitze entwickelten, schätzte Watson den Bedarf der US-Wirtschaft auf höchstens fünf Stück.“
UNQUOTE
Für mich heißt das, Watson hatte von den damaligen Rechner-Ungetümen gesprochen und insofern hatte er – aus meiner bescheidenen Sicht – in der Einschätzung der damals aktuellen Situation gar nicht unrecht. Er war ja schließlich auch nicht gefragt worden, eine Prognose für das Jahr 2017 abzugeben. Aber jetzt das (nicht mal gesicherte) Watson-Zitat fast 75 Jahre danach einfach so auf die heutigen PCs, Notebooks und SmartPads umzulegen, halte ich für unsauber.
Watson kann sich nicht mehr dagegen wehren. Aber ich.

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