Schritt in die Zukunft

von Thomas Buchbauer
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Bereits in der i-Magazin-Ausgabe 3/08 berichteten wir über das Siemens-Projekt der Siemens City. Damals wurde gerade der Baubeginn eingeläutet – heute, rund eineinhalb Jahre später, können wir über ein fast fertiges Gebäude berichten. Wir trafen uns deshalb mit dem Siemens-City-Projektleiter Erich Schöfbeck und unterhielten uns über die Technik des Neuesten aller Siemens-Gebäude.

Die Warum-Frage
Binnen kürzester Zeit wurde im 21. Bezirk in Wien auf dem Siemens-Standort ein neues Gebäude aus dem Boden gestampft. Dabei verfügt gerade Siemens über eine Unzahl an Gebäuden und Standorten in Wien. Aber genau dieses Faktum war ausschlaggebend dafür, dass man sich für ein derart umfangreiches Projekt wie die Siemens City entschied.
 „Als zukunftsorientierter Welt-Konzern möchten wir auf unserem neuen Standort die Büros der Zukunft bauen. Dabei steht das Thema Kommunikation an erster Stelle – und wie kann die Kommunikation besser funktionieren als mehrere Standorte zusammenzufassen und das gesamte Know-how der Mitarbeiter in der Siemens City zu fokussiert“, erklärt Erich Schöfbeck, Projektleiter Siemens City, einen ausschlaggebenden Grund für den Bau. Dass gerade am Standort Siemensstraße die baulichen Gegebenheiten ideal waren, war ein weiterer wichtiger Punkt. Darüber hinaus stellt das futuristische Gebäude auch einen neuen Standort für Central- und Eastern Europe dar – praktisch Tor zum Osten. Denn gerade diese Märkte werden momentan erschlossen und bieten künftig einiges an Potenzial. Denn gerade diese Märkte werden momentan erschlossen und bieten künftig einiges an Potenzial.
Der Startschuss für das Projekt Siemens City fiel im Jahr 2004 mit dem Verkauf der Liegenschaft in Wien-Erdberg. Siemens veranstaltete gemeinsam mit der Stadt Wien einen städtebaulichen Wettbewerb, den das Wiener Architekturbüro Soyka/Silber/Soyka für sich entscheiden konnte. Nach intensiven Planungs- und Vorbereitungsarbeiten wurde im Februar 2008 mit dem Bau der Siemens City durch eine ARGE aus Porr und Strabag begonnen. Siemens deckte dabei so viele Bereiche des Neubaus wie nur möglich mit eigenen Unternehmen ab – damit konnten konzernintern bereits viele Gewerke sinnvoll eingesetzt werden.
Die Haustechnikplanung beispielsweise wurde von Siemens Gebäudemanagement & Services durchgeführt, die auch für die örtliche Bauaufsicht verantwortlich zeichnet. Die Generallieferanten für die technische Gebäudeausrüstung waren eine ARGE aus Siemens Bacon und Siemens Elin. Auch die Mess-Steuer- und Regelungstechnik wie die Sicherheits-, Brandmeldeanlage sowie Zutrittskontrolle wurde durch Siemens I B T realisiert.
„Da wir für das Facilitymanagement und den Betrieb hausintern zuständig sind und in diesen Bereichen weltweit tätig sind, haben wir große Erfahrung darin. Deshalb wurde in der Planung besonders auf Nachhaltigkeit und geringe Betriebskosten Rücksicht genommen. Wir sind Eigentümer und werden deshalb auch langfristiger Nutzer sein. Deshalb legen wir auf sinnvollen Einsatz der notwendigen Ressourcen großen Wert“, bestätigt Schöfbeck. Für Siemens fallen unter das Thema Betriebskosten nicht nur Energieverbrauch, sondern auch Instandhaltungs- und Reinigungskosten sowie auch Detaillösungen über die bereits im Planungsstadium nachgedacht wurde, um später einfacher, schneller und effizienter Handeln zu können. „Das heißt, Nachhaltigkeit und geringe Betriebs­kosten waren bereits die Vorgaben an Planer und Architekten. Das bedeutet zwar, dass viele Lösungen nicht unbedingt güns­tig waren, diese sich aber bereits schon in den nächsten Jahren bezahlt machen“, so Schöfbeck weiter.

Verteilung
Siemens zeichnet auch für die Energieaufbereitung, also die Nieder-, Mittel- und Hochspannung verantwortlich. Dafür kamen natürlich auch die Transformatoren, Schaltschränke und die Montage der Geräte aus dem Hause Siemens.
Darüber hinaus gibt es eine zentrale Energieübergabestation mit Ringleitungen, Ausfallsystemen und auch Vorkehrungen für die geplanten Erweiterungen der Gebäudestrukturen – also auch in diesen Bereichen wurde für die Zukunft vorgerüs­tet. Die komplette Datenversorgung realisierte Siemens ebenfalls selbst. Darunter fallen nicht nur die Datenleitung für die EDV der Büros, sondern auch Kommunikationssysteme für die MSR über Sicherheitsmanagement, Kameraüberwachungen, Gegensprechanlagen bis hin zu Kommunikationssystemen für den Feuerwehrfunk. „Bei der Zutrittskontrolle handelt es sich um ein neues Offline-Schließsystem, das mittels Mitarbeiterausweis bedient wird und von Siemens I B T installiert wird“, kündigt Schöfbeck an.

Aktivierung
Da sich Siemens für Nachhaltigkeit und Effizienz entschied, wurde der gesamte Gebäudekern mit Rohrleitungen für eine Bauteilaktivierung ausgestattet. Dabei wird eine Flüssigkeit mit einer gewissen Vorlauftemperatur und Vorlaufzeit durch die Gebäudestruktur (Betondecke) geschickt und dadurch die Gebäudemasse zur Temperaturregulierung (wärmen oder kühlen) genutzt.
„Unsere Anlagen wurden so konzipiert, dass wir Jahreszeitabhängig so lange wie möglich mit »Freecooling« fahren können. Wenn es also möglich ist, der Außentemperatur über die Rückkühler die Wärme zu entziehen, dann brauchen wir keine Turbokompressoren einzuschalten. Wir haben darüber hinaus auch die Möglichkeit, die Anlagen zu switchen. Denn über die Mess- und Regeltechnik und ein kleines Smart-Grid-System versuchen wir laufend, die Energieverteilung so zu schichten, um möglichst wenig Energie zusätzlich aufwenden zu müssen. Durch diese zahlreichen Lösungen auf dem technisch aktuells­ten Stand, ist es uns möglich, die Regelung und den Betrieb des Gebäudes bis hin zu sehr kleinen Einheiten exakt durchzuführen“, berichtet der Projektleiter.
In Zukunft soll auch die Wettervorhersage für den nächsten Tag in die Steuerung der Bauteilaktivierung miteinbezogen werden. Dadurch kann vereinfacht gesagt, die Startzeit für die Kühlung des Betonkerns gezielt festgelegt werden. Denn wird es am nächsten Tag sehr heiß, läuft die Kühlung beispielsweise von 22 Uhr des Vortages bis 4 Uhr früh. Wenn es hingegen nicht so heiß wird, reicht es möglicherweise, von 24 bis 2 Uhr den Gebäudekern zu kühlen.

Flexibles Lichtkonzept
In den Büros haben wir im Gangbereich eine Grundbeleuchtung installiert. Die Arbeitsplätze wurden mit Siteco-Stehleuchten ausgestattet, die über Bewegungs- und Helligkeitssensoren verfügen, aber auch individuellen Bedürfnissen angepasst werden können. Bei einer einschaligen Sonnenschutzverglasung würde weniger Licht ins Innere des Gebäudes gelangen und mehr künstliches Licht benötigt werden. Künstliches Licht verursacht wiederum Wärme, die schlussendlich durch Kühlung kompensiert werden müsste. Deshalb entschied sich Siemens bewusst für eine zweischalige lichtdurchlässige Fassade mit außen liegendem Sonnenschutz und lichtlenkenden Jalousien. Dadurch gelangt im oberen Drittel der Fenster Tageslicht in die Büroräume wodurch der Kunstlichtanteil verringert werden kann. Diese Lösung verursacht zwar relativ lange Amortisationszeiten, ist aber laut Schöfbeck langfristig gesehen wesentlich energiesparender.

Sinnvolle Ressourcennutzung
„Für die WCs und Hauskühlung wird Grundwasser verwendet, denn unserer Ansicht nach macht es keinen Sinn, Hochquellwasser für WC-Spülungen zu verwenden. Für uns ist das aber nichts Neues, denn wir machen das bereits seit Jahren an unserem Standort“, macht Schöfbeck die sinnvolle Ressourcennutzung deutlich.
Die rund 120 Tiefenpfähle auf denen der »Tower« der Siemens City steht, sind mit Leitungen versorgt, um die Erdwärme zu nutzen. „Mit der Wärmepumpenfunktion können wir damit im Sommer kühlen und im Winter heizen. Darüber hinaus haben wir mit einer Solaranlage die Möglichkeit, die Warmwasserversorgung für unser Restaurant sicherzustellen. So wird beispielsweise das Warmwasser für die Geschirrreinigung aufbereitet. Dabei wurde schon im Vorfeld abgeklärt, welche Lösungen wo Sinn machen? Denn in den Büroräumen z. B. braucht man so wenig Warmwasser, dass man dafür keine Versorgung von der Solaranlage benötigt“, nennt Schöfbeck ein Beispiel von effektiver Ressourcennutzung.

Erholung
Zum Gesamtkonzept der Siemens City zählt auch ein großer Park mit einem Biotop, um den Siemens-Mitarbeitern die Möglichkeit zu einem direkten Zugang zu einem Grünraum zu ermöglichen. „Diese »Grünbeziehung« hat hier auf dem Standort bereits lange Tradition. Darüber hinaus sind wir natürlich froh, diese Möglichkeit aufgrund der uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, unseren Mitarbeitern auch anbieten zu können. Das ist eine Standortqualität, die in Wien seinesgleichen sucht. Sicherlich sind bei anderen Unternehmen oder an anderen Standorten Grünanlagen mit Verkehrsmitteln rasch zu erreichen, aber hier in der Siemens City hat man den Park quasi vor der Haustür“, ist Schöfbeck abschließend mit dem Standort Siemensstraße zufrieden.

Angebot
In der Siemens City werden die MitarbeiterInnen aus drei Themenrestaurants wählen können. Zusätzlich zu Bistro und Espressobar stehen damit kulinarische Köstlichkeiten unter den Mottos »Mediterran«, »Traditionell« und »Natur & Vitality« zur Verfügung. Darüber hinaus finden sich im neuen Siemens-Gebäude neben top-modernen Büros Einrichtungen wie z. B. Bankfiliale, Reisebüro, Post oder Putzerei. Bereits Ende November begann Siemens mit dem Einzug und im Juni 2010 sollen alle sich derzeit in Bau befindlichen Gebäude fertiggestellt sein. Früher oder später werden dann alle Wiener Standorte in der Siemens City vereint sein. Bis auf wenige Ausnahmen, bei denen es sich infrastrukturbedingt nicht realisieren lässt.

 

 

www.siemens.at

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