Österreich braucht Strom, das ist jedem klar. Doch wie kommt dieser zu jedem Einzelnen von uns, welche Prozesse laufen im Hintergrund ab, und was spielt Austrian Power Grid (APG) dabei für eine Rolle? „Das Strom-Übertragungsnetz stellt das Rückgrat der österreichischen Stromversorgung dar und spielt eine zentrale Rolle, wenn es um Versorgungsicherheit und die Erreichung der Klimaziele geht“, sagt Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG. Wie das Übertragungsnetz künftig ausgebaut wird, ist im Netzentwicklungsplan beschrieben. „Wenn wir von der Dekarbonisierung Österreichs sprechen, spielt Strom aus erneuerbarer Energie eine wichtige Rolle nicht nur für private Haushalte, sondern auch für die Industrie. Aktuell basieren viele Industrieprozesse, wie etwa die Stahlproduktion, auf der Nutzung von fossilen Energieträgern. Künftig werden viele energieintensive Industrie- und Gewerbebetriebe auf Strom aus erneuerbaren Quellen umsteigen“, sagt Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG. Um den benötigten Strom transportieren zu können, sind im Netzentwicklungsplan die Netzausbauprojekte der nächsten zehn Jahre festgehalten. Neben der höchst wichtigen Salzburgleitung wurde zum Beispiel für den Zentralraum Oberösterreich ein Anspeisekonzept entwickelt, mit dem APG der voestalpine einen zukunftsorientierten 220-kV-Netzanschluss zur Verfügung stellen kann. In Kärnten wiederum ist ein neues Umspannwerk in Villach in Planung, weil Infineon Technologies AG, Anbieter von Halbleiterlösungen, besonders hohe Anforderungen an die Versorgungsqualität des Stroms hat.
E-Control genehmigt den APG-Netzentwicklungsplan
Bei APG wird der Netzausbau in einem umfangreichen Prozess über Jahre im Voraus geplant. Dies ist aufgrund der langen Umsetzungszeiträume erforderlich, um zukünftig notwendige Transportkapazitäten bereitzustellen. Dabei sind die Projekte der kommenden drei Jahre (d.h. 2020 bis 2022) verpflichtend umzusetzen. „Trotzdem ist eine jährliche Genehmigung notwendig, da es sich bei der Netzausbauplanung um einen transparenten und international abgestimmten Prozess handelt, bei dem die Stakeholder einbezogen werden“, erklärt Christiner. Der im August bei E-Control eingereichte NEP2019 wurde soeben von der E-Control genehmigt.
2,9 Milliarden Euro wird Austrian Power Grid in den kommenden zehn Jahren investieren, um die Versorgungs- und Netzsicherheit in Österreich weiterhin zu gewährleisten und damit auch die Stromversorgung von Industrie und Gewerbe mit hoher Qualität sicherzustellen. Pro Jahr verbraucht Österreich rund 72 Terrawattstunden Strom – 80 Prozent entfallen dabei auf Dienstleistungen, Gewerbe und die Industrie sowie 20 Prozent auf Privathaushalte.
Bis 2030 sollen laut der Klima- und Energiestrategie in Österreich 100 Prozent des Stroms aus erneuerbarer Energie erzeugt werden. Der weitere Ausbau der nachhaltigen Stromerzeugung ist dafür eine notwendige Grundlage. Die dadurch steigende Belastung des Netzes eine Konsequenz. „Die Energiewende ist eine große Chance für Österreich.
Davon profitieren alle ÖsterreicherInnen, Klein- und Mittelbetriebe und die Industrie. Eine leistungsfähige und zukunftsorientierte Netzinfrastruktur ist die Voraussetzung für die Integration der erneuerbaren Energien, wenn es um die Versorgungssicherheit geht. Wir leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Klima- und Energiestrategie Österreichs“, sagt Karall.
Zukunftsprojekte
Zu den wichtigsten und größten APG-Leitungsprojekten zählen derzeit die Umsetzung der 380-kV-Salzburgleitung, der Ersatzneubau der Weinviertelleitung sowie der Ausbau der Stromversorgung des Zentralraums Oberösterreich.
In den kommenden vier Jahren stehen der Ausbau der Leitungskapazität zwischen Deutschland und Österreich (mit dem Projekt »Deutschlandleitung«) sowie zwischen Italien und Österreich (Projekt »Reschenpass«) am Plan. „Großes Augenmerk wird APG in den kommenden Jahren auch auf die Erneuerung der 220-kV-Netzebene legen.
Hier gilt es, die 60 bis 70 Jahre alte Leitungen zu erneuern“, sagt Christiner. Für die Einspeisung der Windkraft wird APG die 380/110-kV-Umspannwerke Zurndorf (Bgld.) und Sarasdorf (NÖ) mit zusätzlichen Transformatoren ausstatten. Zahlreiche weitere Ausbauten und Neuerrichtungen von Umspannwerken stehen in den Bundesländern in den nächsten Jahren bevor.
Die Salzburgleitung
Die Investitionen für die neue 380-kV-Leitung liegen bei rund 890 Millionen Euro und werden alleine in Salzburg rd. 1.000 Arbeitsplätze sichern. Zentrales Anliegen bei der Planung war es größtmögliche Rücksicht auf Mensch und Natur zu nehmen. Nach Fertigstellung der 380-kV-Leitung wird es in Salzburg durch die Mitführungen und Trassenoptimierungen sowie Demontagen alter Leitungen insgesamt 65 Leitungskilometer und 229 Maste weniger geben.
Die Weinviertelleitung
Die neue 380-kV-Leitung führt ab Seyring bis zum neu zu errichtenden 380/220/110-kV-Umspannwerk in Neusiedl an der Zaya und als 220-kV-Leitung weiter zur tschechischen Staatsgrenze (insgesamt rd. 62 km). Die Investitionskosten der neuen Leitung mit dem Umspannwerk liegen bei rd. 215 Millionen Euro. Für ganz Österreich bringt die Weinviertelleitung eine Wertschöpfung von rd. 130 Millionen Euro, davon entfallen rd. 30 Millionen Euro auf Niederösterreich. Insgesamt werden in der Bauphase 2.100 Arbeitsplätze geschaffen, davon fast 600 in Niederösterreich.
Quelle: APA
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