Als verlässlicher Partner von volatilen Erzeugungsanlagen, wie Windkraftwerken oder PV-Anlagen, sind leistungsfähige Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke ein wesentlicher Eckpfeiler im Rahmen der Energiewende in Österreich. Durch ihre Fähigkeiten, innerhalb von Sekunden Überschussenergie zu speichern und im Bedarfsfall wieder abzugeben, leisten diese hochflexiblen Anlagen einen wichtigen Beitrag zur Wahrung der Versorgungssicherheit. Erst Anfang 2021 haben die österreichischen Pumpspeicher im Zuge eines massiven Frequenzabfalls einen entscheidenden Beitrag bei der Abwendung eines möglichen Blackouts geleistet. Um die ökologische Bilanz dieser systemnotwendigen Flexibilitätstechnologien weiter zu verbessern, setzt die E-Wirtschaft laufend Maßnahmen im Bereich der Gewässerökologie. Zudem entwickelt die Branche in enger Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur und dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus derzeit ein objektives Bewertungsverfahren, das künftig klare Aussagen zu den besten Verbesserungsmaßnahmen für jeden Standort erlaubt.
„Leistungsfähige Speicher und Flexibilitätskapazitäten zählen kurz-, mittel- und langfristig zu den entscheidenden Kernelementen einer nachhaltigen Energiewende. Sie sind die Möglichmacher der CO2-freien Zukunft. Selbst ein zeitweiser Verzicht auf diese Anlagen würde heute, ebenso wie in einem zukünftig 100% erneuerbaren Stromsystem massive Unsicherheiten schaffen, unweigerlich unsere Abhängigkeit von Importen vergrößern und im schlimmsten Fall zu Versorgungsengpässen führen“, erklärt Karl Heinz Gruber, Sprecher des Bereichs Erzeugung bei Oesterreichs Energie, der Interessenvertretung der E-Wirtschaft. Etwa ein Drittel der österreichischen Kraftwerksleistung wird derzeit von Speicher- und Pumpspeicherkraftwerken bereitgestellt – und jedes MW wird aktuell gebraucht. „Die sichere Stromversorgung mit ungeplanten Stromausfällen im geringen Minutenbereich sind in Österreich kein Zufall – es handelt sich um eine Errungenschaft, zu der auch Speicherkraftwerke beitragen“, so Gruber.
Durch die Funktionsweise bewirken diese Flexibilitätsanlagen kurzfristige Änderungen der Durchflussmenge – genannt Schwall und Sunk – was zu Belastungen der Lebensräume in unmittelbar anschließenden Fließgewässern führen kann. Wenn der Strom aus den hochliegenden Speichern zur Stabilisierung des Stromsystems benötigt wird, fließt Wasser ab – der Wasserstand steigt. Wenn Überschussstrom durch Wind- und PV-Anlagen verfügbar ist, wird Wasser in die hochliegenden Speicher gepumpt – dabei sinkt der Wasserstand wieder. Das Maß der Beeinflussung hängt dabei auch maßgeblich davon ab, wie das ökologische Gesamtgefüge ausgestaltet ist. Dabei spielt die Wasserkraft auch eine Rolle – neben Stakeholdern wie dem Hochwasserschutz oder der Landwirtschaft.
E-Wirtschaft investiert in Gewässerökologie
Konkret sind in Österreich von den über rund 100.000 km vorhandenen Bach- oder Flussläufe weniger als ein Prozent dieser Wasserstrecken von Schwall und Sunk betroffen. Um genau diese Strecken kümmert sich die E-Wirtschaft gerade intensiv, um den systemrelevanten Speicherbetrieb bestmöglich mit der Gewässerökologie in Einklang zu bringen. Es werden nicht nur umfangreiche und umfassende Forschungsprojekte vorangetrieben, es werden auch konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerökologie umgesetzt. Am Inn werden derzeit etwa ein Schwalldämpfungsbecken und ein Schwallausleitungskraftwerk errichtet. Insgesamt wurden im Zuge der Umsetzung der Nationalen Gewässerbewirtschaftungspläne NGP1 und NGP2 bislang mehr als 315 Mio. Euro investiert. Die E-Wirtschaft kommt damit ihren Verpflichtungen in den Bereichen Ökologie und Umwelt umfassend nach.
„Schwall und Sunk sind ein Problem, das uns seit Jahrzehnten beschäftigt“, sagt Gruber. „Da dabei zentrale energiewirtschaftliche Herausforderungen eng mit ökologischen Anliegen verknüpft sind, gibt es bei diesem Thema leider keine schnellen und einfachen Lösungen. Für echte Fortschritte brauchen wir hier ein faktenbasiertes Vorgehen, das die Lebensräume in unseren Gewässern langfristig und nachhaltig verbessert. Dazu braucht es eine Gesamtbetrachtung, die alle Nutzungsinteressen einbezieht und Lösungen, die einer fachlich-wissenschaftlichen Betrachtung standhalten. Der einfache Fingerzeig auf die Wasserkraft greift da zu kurz.“
Um künftig klare Aussagen zu den bestmöglichen standortspezifischen Maßnahmen treffen zu können, werden derzeit von Oesterreichs Energie und seinen Mitgliedsunternehmen in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur, dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus und weiteren wissenschaftlichen Partnern Grundlagen geschaffen, die zur Erstellung eines Praxisleitfaden dienen, der sowohl ökologische als auch energiewirtschaftliche Interessen berücksichtigt.
Quelle: Österreichs Energie