Urmet Dialog – Spezialist für Torsprechanlagen, Videoüberwachung, Alarmanlagen und Zutrittskontrolle – war einer der ersten Partner an der Seite des i-Magazins in unserer Entstehungsgeschichte. Beinahe zweieinhalb Jahrzehnte ist das nun her und nicht nur bei uns hat sich vieles getan. Um einen Einblick in die Entwicklungen bis zu den aktuellen Herausforderungen bei Urmet Dialog zu erlangen, baten wir Geschäftsführer DI Helmut Poschenreither zum Gespräch.
Interview: Thomas Buchbauer und Thomas Graf-Backhausen
Text: Mag. Sandra Eisner
Seit den Anfängen von Urmet Dialog in den 1940er-Jahren ist viel passiert: von der Entwicklung der ersten Transistorsprechanlage in Mitteleuropa (1957) über die erste TV-Torsprechanlage (1960) und klassische Bürosprechanlagen bis hin zu heutigen netzwerkbasierten Systemen. Mit der Eingliederung in die Urmet Gruppe – ein weltweit renommiertes Unternehmen mit rund 2.750 Mitarbeitern in über 60 Tochtergesellschaften und Beteiligungen – wurde der Weg in der Welt der Telekommunikation und Hauskommunikationstechnik ausgeweitet. DI Helmut Poschenreither, Geschäftsführer von Urmet Dialog, legt im Gespräch mit dem i-Magazin nicht nur die Vorteile der angebotenen Produkte und Lösungen dar, sondern spricht auch über die Wachstumspotenziale in der aktuellen Zeit und mögliche Zukunftsszenarien bei Urmet Dialog.
Urmet Dialog zählt zu den ersten Partnern in der Geschichte des i-Magazins. Inzwischen sind beinahe 25 Jahre ins Land gezogen. Was ist in der Zwischenzeit alles bei Urmet Dialog passiert?
Helmut Poschenreither: In unserem Stammgeschäft der Torsprechanlagen hat sich vieles getan: Neben neuen Systemen und erfolgter Digitalisierung sind IP-Technologien hinzugekommen, auch das Verschmelzen verschiedener Funktionalitäten im Haus (Video, Meldeanlagen) wurde realisiert. Zusätzlich zu diesen Entwicklungen ist bei Urmet auch die Videotechnik ein spannendes Thema.
Sie bieten in einem Webshop im Internet Ihre Lösungen an – wen sehen Sie hier als Zielgruppe? Wer kauft hier ein?
Poschenreither: Grundsätzlich verkaufen wir nur an den Elektroinstallationsbetrieb, deshalb ist ein Zugang zum Webshop erst nach einer Registrierung möglich.
Welchen Stellenwert hat das Thema der Sanierung bei Urmet Dialog?
Poschenreither: Das ist eine der Stärken, die Urmet ausmachen: alte Systeme zu erneuern und Sanierungen zu ermöglichen. Unabhängig von den Neuanlagen pflegen wir nach wie vor die alten Systeme, und unser Anteil am Sanierungsgeschäft ist dementsprechend hoch. Außerdem bieten wir technischen Support für unsere Kunden und begleiten sie von der Konzeptionierung der Anlage über die Installation, Inbetriebnahme, Wartung bis hin zur Unterstützung im Störungsfall.
Und welche Rolle spielen die Bereiche Wartung und Serviceverträge?
Poschenreither: Die Wartung an sich wird von unseren Partnern vorgenommen, den Elektroinstallateuren – mit unserer Unterstützung. Wir bieten dem Endkunden oder der Hausverwaltung also im Regelfall keine direkte Arbeitsleistung. Die technische Unterstützung durch uns ist allerdings vorhanden und ist uns ein wichtiges Anliegen. Bei den neuen, einfach handhabbaren 2-Draht-Systemen braucht der Elektriker aber nicht mehr so viel Unterstützung wie bei den alten Anlagen.
Wie ist Ihr Unternehmen in Österreich aktuell aufgestellt – wie viele Mitarbeiter sind in welchen Bereichen tätig?
Poschenreither: In Wien befindet sich unsere Zentrale, Filialen gibt es in Graz und Linz. Für den Standort in Salzburg suchen wir aktuell MitarbeiterInnen. In allen Filialen sind Vertriebsmitarbeiter und Servicetechniker vor Ort, sodass wir das ganze Bundesgebiet mit technischem Support abdecken können. Insgesamt sind in Österreich 28 Mitarbeiter tätig – in den Filialen sind jeweils 3 Kollegen vor Ort, während sich der Hauptteil in Wien befindet, und zwar vom Produktmanager bis zum Servicetechniker bzw. Innendienstsupport.
Wie stellt sich das Produktspektrum von Urmet Dialog über Torsprechanlagen hinaus dar?
Poschenreither: Urmet Dialog wird hauptsächlich als Erzeuger von Torsprechanlagen wahrgenommen, allerdings bieten wir in Österreich ein großes Portfolio an mit sicherheitsrelevanten Anlagen, Videoüberwachung, Einbruchmeldeanlagen, Elektroakustik, Evakuierungsanlagen, Bürokommunikation u. v. m. Wir haben ein eigenes, breites Portfolio zum Thema Videoüberwachungsanlagen, von der Kleinanlage bzw. vom Einfamilienhaus bis zur Industrieanlage, Überwachung von Freiflächen, Thermoüberwachung etwa von Müllverbrennungsanlagen – diese große Bandbreite ist mit den Möglichkeiten von modernen Videoüberwachungsanlagen gegeben. Es geht also nicht nur um automatische Alarmgenerierung bei Zutritt, Zaunüberwachung etc., sondern die intelligenten Kamerasysteme können zum Beispiel bei Baustellen auch erkennen, ob Mitarbeiter einen Helm tragen – all diese Aspekte verbreitern das Portfolio enorm.
Angesichts der umfangreichen Intelligenz in der heutigen Technik – wie schwierig ist es für Monteure oder auch Planer, diese Möglichkeiten zielgerichtet einzusetzen und zu verkaufen?
Poschenreither: Es gibt viele Tools, die entsprechend unterstützen und so wird auch vieles simpler. Bei den Torsprechanlangen (2-Draht-Anlagen) gestalten sich die Inbetriebnahme und Montage schon sehr einfach. So reicht es etwa bei den neuen Systemen aus, an einer Innenstelle eine vorprogrammierte SD-Karte einzuschieben und das ganze System wird automatisch programmiert.
Welche Art von Schulungen wird bei Urmet Dialog angeboten?
Poschenreither: Trainings gibt es in allen Bereichen, von der Torsprechanlage über Alarmanlagentechnik zu Videoanlagen. Ich befürchte eher, dass dem Elektriker gar nicht so viel Zeit zur Verfügung steht, das angebotene Schulungsangebot immer anzunehmen. Grundsätzlich ist die Installation der Systeme für unsere Kunden aber in den letzten Jahren viel einfacher und intuitiver geworden.
Wie ist der aktuelle Stand der Technik im Bereich Torsprechanlagen?
Poschenreither: Aktuell handelt es sich um IP-Anlagen/netzwerkbasierte Anlagen, skalierbar (mehrere hundert Teilnehmer), mit direkten Schnittstellen an den Innenstellen der Torsprechanlagen zu anderen Funktionalitäten, die im Haus angeboten werden. Wir haben zum Beispiel ein Projekt mit einem Webbrowser-basierenden System, bei dem über die Innenstelle auf andere Programme zugegriffen werden kann, so etwa auf die Planung bzw. Verwaltung der Waschküche.
Inwieweit sind Tor- und Videosysteme und Ihr Angebot im Gebäudeautomationsbereich miteinander verknüpft?
Poschenreither: Schnittstellen sind möglich, es ist jedoch, mit Ausnahme bei unseren Einbruchmeldeanlagen, keine KNX-Schnittstelle im eigentlichen Sinne definiert. Es muss stets im Einzelfall eruiert bzw. geprüft werden.
Sie arbeiten im Bereich der Gebäudeautomation mit dem französischen Hersteller Yokis zusammen – bisher tauchte der Namen in der heimischen Elektrotechnik noch nicht auf. Welches Unternehmen steckt dahinter und was bieten die Systeme?
Poschenreither: Yokis ist auch ein Unternehmen der Urmet Group, mit einem Produktsortiment, das in Frankreich sehr verbreitet ist. Es ermöglicht einfache Lösungen für den Smart-Home-Bereich, von der einfachen Nachrüstung (Funk) bis hin zu komplexen verkabelten Smart-Home-Lösungen. Diese Bandbreite ist gegeben, wobei Yokis als proprietäres System kein Konkurrent zu KNX ist.
Wie gestaltet sich heute die Zusammenarbeit mit Großhandel und Handwerk – also den Elektrounternehmen?
Poschenreither: In der Firmengeschichte ist das Thema Großhandel bei Urmet in Österreich nicht integriert, wir hatten bis auf wenige Ausnahmen keine intensiven Kooperationen. Natürlich gibt es immer wieder dahingehend Überlegungen, intensiver mit dem Großhandel zusammenzuarbeiten. Es gab bereits Gespräche mit einzelnen Großhändlern, aber bis dato hat es so noch nicht gepasst.
Sind die Produkte von Urmet Dialog im Baumarkt erhältlich?
Poschenreither: Nein, wir wollen im Bereich Professional bleiben. »Do-it-yourself« ist aktuell kein Thema für Urmet.
Wie treten Sie an Elektrounternehmer heran? Wie nehmen Sie Kontakt auf?
Poschenreither: Auf direktem Wege mittels persönlicher Ansprache. Unsere Außendienstmitarbeiter sind in Österreich unterwegs und stellen Kontakte her. Mittlerweile haben wir eine gute Kundenbasis, die es gestattet, nicht nur auf Kaltakquise angewiesen zu sein.
Wo sehen Sie die besonderen Stärken von Urmet Dialog in Österreich?
Poschenreither: Natürlich ist uns zum einen die Produktqualität sehr wichtig, gleichzeitig wollen wir Dienstleistungen anbieten – und zwar Unterstützung von der Planung, Projektierung bis hin zu Inbetriebnahme und Wartungsmöglichkeiten. Ein Komplettpaket, das diese Dienstleistungskomponente berücksichtigt, ist unumgänglich.
In welchen Bereichen gibt es Wachstumspotenziale für Urmet?
Poschenreither: Da Urmet speziell im Osten Österreichs über eine ausgezeichnete Kundenbasis verfügt, sind die Wachstumspotenziale sicherlich mit dem geographischen Aspekt verbunden. Wir suchen Möglichkeiten des Wachstums im Westen. Meiner Meinung nach ist im Westen eine andere Wohnungsstruktur gegeben: Während es im Osten viele größere Häuser und Bauten gibt, kommt in Richtung Westen eher das Thema der kleineren Einfamilien- bzw. Zweifamilienhäuser zum Tragen.
Wodurch unterscheiden sich die Tor- und Videosysteme von Urmet Dialog im Vergleich zum Mitbewerb?
Poschenreither: Unsere neueste Torstelle verfügt mittlerweile über die Schutzklasse IP66, außerdem bieten wir an den Hauseingängen entsprechende Tableaus, die vandalensicher und durch die spezielle PVD-Beschichtung in verschiedenen Ausführungen/Farben erhältlich sind. Es gibt also eine große Bandbreite und auch was die Funktionalitäten betrifft, haben die Produkte von Urmet Dialog zahlreiche Vorteile: IP-basierende Anlagen mit Schnittstellen zu Gebäudeautomation, Sprechen innerhalb des Wohnbereichs, Verbindungen zwischen Appartements (etwa bei Studentenheimen) – all diese Möglichkeiten bieten wir mit unseren modernen Anlagen an.
Wie schaut die Sprechanlage der Zukunft aus?
Poschenreither: Die Frage ist, ob es die aktuelle Form der Sprechanlage in der Zukunft noch geben wird. Viele meinen ja bereits, auf eine Innenstelle verzichten zu können und nur mit einer Rufweiterleitung auf das Smartphone vorliebzunehmen. Damit steht und fällt aber alles auch mit der Betriebssicherheit des Smartphones. Ob das alleine die Zukunft ist, sei dahingestellt.
Welche Ziele verfolgen Sie für die nächsten Jahre in Österreich?
Poschenreither: Wir wollen unsere Marktpräsenz weiterhin ausbauen und auch andere Kundengruppen erreichen, die wir bis jetzt kaum bedienen durften. Die Kundenstruktur hat sich gewandelt: War es früher fast ausschließlich der Elektrobetrieb, so sind mittlerweile viele Unternehmen aus der EDV auch in diesen Bereich vorgedrungen, da Video- und Netzwerktechnik zusehends verschmelzen.
Die Lebenserwartung steigt immer weiter an. Hat man sich bei Urmet Dialog – angesichts dieser Tatsache – mit der Thematik der technischen Unterstützung von älteren Menschen beschäftigt?
Poschenreither: Wir haben gemeinsam mit der TU Wien an einem Projekt gearbeitet, in dem es um eine intelligente Eingangstüre ging: Es sollte speziell für jene Fälle eine Lösung geboten werden, wo Hilfsdienste in den Wohnbereich kommen können – etwa Sanitäts- oder Pflegedienste. Wie kann von außen Zutritt gewährt werden, welche Möglichkeiten gibt es? Die Torsprechanlagen bieten bereits Unterstützungsmöglichkeiten für ältere Menschen, zum Beispiel Braille-Tastaturen am Tortableau für seheingeschränkte Personen oder Hörschleifen.
Herr Poschenreither, vielen Dank für das Gespräch!
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