Brückenschlag

von Thomas Buchbauer

Bisher standen sich Computernetzwerke und Audio- Videodaten nicht gerade besonders nahe. Die Einspeisung zusätzlicher Ton- oder Bildinformationen über ein Ethernet- Netzwerk führte bisweilen zu Problemen wie eine große, im Audio- und Videobereich extrem problematische Latenz (Verzögerung), die durch die zeitaufwändige Komprimierung, oder die Nachreihung durch das System zustande kamen. Im schlimmsten Fall vertrugen sich Computer- und Mediendaten überhaupt nicht und die Integration in vorhandene Netzwerke wurde bewusst vermieden. Eine kostspielige zusätzliche Verkabelung war oft die einzige Lösung.

 

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Diesen Problemen soll nun ein neuer Standard Abhilfe schaffen. Bereits 2009 hat sich der weltweit größte technische Berufsverband, IEEE (Institute of Electronic and Electronics Engineers) dazu entschlossen, das Netzwerkprotokoll AVB zu entwickeln. Dieses sollte in der Lage sein, Audio und Videosignale mit einer minimal definierten Latenzzeit, über bestehende Ethernet Verbindungen zu transportieren und dabei in keiner Weise den übrigen Datenverkehr im Netzwerk stören. Dass heißt, AVB wurde zwar als neuer Standard geschaffen, aber dennoch ist das Protokoll bereits ratifiziert. Unter der Bezeichnung IEEE 802.1AV ist AVB als offener und herstellerübergreifender Standard konzipiert. Als global Player beim Thema Ethernet, gründeten daraufhin Cisco Systems und Intel die »AVnu Alliance« um den neuen Standard entsprechend zu forcieren. Zwar gab es bereits andere Versuche seitens der Industrie Lösungen gegen oben genannte Probleme zu finden, Ing. Harald Steindl, Geschäftsführer von Mocom, dem österreichischen Distributor für professionelle Audio und Video Technik betont jedoch, „dass diese nicht den IEEE-Standard als Hintergrund haben und sich daher wohl auch nicht durchsetzen werden.“

Einsatzmöglichkeiten in der Zukunft

Ist der AVB-Standard einmal verbreitet und daran hegt Steindl keine Zweifel, werden zum Beispiel in der Konferenz und Beschallungstechnik in absehbarer Zukunft keine alten Ton- oder Zusatzverkabelungen mehr benötigt. Dann gilt es nur noch die nächste freie Netzwerkdose zu finden. „In einem typischen Gebäude gibt es Unmengen an Netzwerksteckdosen, so lange ich aber proprietäre Kabel und Protokolle habe und das Netzwerk es nicht zulässt, muss ich mir mein Kabel wohl oder übel legen. AVB hat da wirklich die Chance eines echten »Game Changers«, weil wir dann ohne großartige Konfiguration, oder Abstimmung mit irgendwelchen Gewerken, reinen Gewissens bei der nächsten EDV-Steckdose anstecken können und die EDV schon weis was wir wollen, weil das ganze Netzwerk, das ganze Haus schon AVB-fähig ist.“
Denn die Systembausteine, also die Endgeräte die AVB auch entsprechend nutzen können, so wie das Mediensystem »Tesira«, entwickelt vom amerikanischen Hersteller Biamp Systems und vorgestellt von Regionalmanager Johannes Kampert, werden ab Mai 2012 verfügbar sein. Die benötigte Software ist aber bereits seit einigen Jahren, etwa in allen gängigen Mac-Books integriert und kann bei anderen Systemen relativ unkompliziert nachgereicht werden. „Das heißt, ohne dass man es weiß, gibt es bereits ein paar Millionen AVB kompatible Endpunkte und das wird vor allem im professionellen Bereich enorme Auswirkungen haben“ schwärmt Steindl.

Der neue Standard wird nach Meinung von Steindl sicher auch außerhalb der AV-Branche seine Interessenten finden, denn „AVB ist einfach eine interessante Geschichte, weil es Geschäfte ermöglicht, die früher aus realistischen Gründen nicht finanzierbar waren. Eigentlich ist es ein Selbstläufer, weil moderne Netzwerke können schon so viele Funktionen und da ist AVB einfach eine weitere Funktion, die im Zuge von Netzwerkwartungen gerne beworben werden wird“

www.mocom.at
  

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