„Wir liegen sehr gut im Plan“, resümiert Georg Schöppl, Vorstand für Finanzen und Immobilien der Bundesforste, die heurige Bausaison. „Alle 14 Windenergieanlagen konnten heuer errichtet werden, die letzte Anlage wird soeben fertiggestellt.“ Der neue Windpark wird jährlich rund 84 Gigawattstunden (GWh) Strom aus erneuerbaren Energiequellen erzeugen und rund 22.000 Haushalte versorgen. „Wir sind Teil der Bioökonomie und unterstützen Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen. Mit dem Windpark Pretul leisten wir einen Beitrag zur Erreichung der nationalen Energieziele und sparen jährlich rund 74.000 Tonnen CO2-Emissionen ein“, freut sich Schöppl über das jüngste Projekt im Geschäftsbereich Erneuerbare Energie. „Mit rund 49 Millionen Euro ist der Windpark Pretul die größte Investition in der Unternehmensgeschichte“, unterstreicht der Finanz-Vorstand die strategische Bedeutung des neuen Windparks. Die Fertigstellung ist noch für heuer geplant.
Bauarbeiten voll im Plan
In nur fünf Monaten Bauzeit wurden heuer trotz teils widriger Wetterbedingungen wie Starkwinden, Nebel oder Niederschlägen alle 14 Windenergieanlagen errichtet, die Turmsegmente aufgebaut, Rotorblätter und Gondeln mit Maschinenhaus und Generatoren montiert. Zwei Großkräne und mehrere kleinere Kräne waren über die Sommermonate im Dauereinsatz. In den nächsten Wochen werden noch Netzanschlussarbeiten in den Anlagen durchgeführt, bevor nach und nach alle Windräder an das Netz genommen werden. Der Strom wird mittels Erdkabel in das Umspannwerk nach Mürzzuschlag geleitet und dort in das Netz eingespeist. Der erste Großkran konnte nach Fertigstellung der Außenanlagen bereits wieder abgebaut werden, auch mit dem Rückbau der Bauflächen wurde schon begonnen. Bis auf die Zufahrtsflächen zu den Anlagen werden alle Bauflächen wieder begrünt und mit regional typischer Flora wie Schneeklee, Alpenrotschwingel oder Rotem Straußgras bepflanzt.
Starkwindstandort Pretul
Der Windpark Pretul liegt auf der Pretulalpe in den Gemeindegebieten Langenwang, Mürzzuschlag, Ratten und Rettenegg und wird in einer Vorrangzone des Landes Steiermark errichtet. Er reicht von der Amundensenhöhe über die Retteneggeralm bis zum Schwarzriegelmoos. Aufgrund seiner Höhenlage von rund 1.600 Meter Seehöhe gilt der Windpark Pretul als Standort mit besonders starkem Windaufkommen. Zum Einsatz kommen spezielle Windenergieanlagen des Typs Enercon E82-E4, die für Starkwindstandorte entwickelt wurden. Die Windräder sind auf extrem kalte Witterungsverhältnisse auslegt und können bei Temperaturen von bis zu minus 40 Grad betrieben werden. Spezielle Sensoren schalten die Anlagen bei Eisansatz automatisch ab, bevor das Eis durch die eingebaute Rotorblattheizung kontrolliert abgetaut wird. Die Nabenhöhe der Windräder beträgt 78 Meter, der Rotordurchmesser 82 Meter.
Ökologische Begleitung und Gestaltung des Windpark-Areals
Die Errichtung des Windparks wird von umfangreichen ökologischen Maßnahmen begleitet. „Als Naturraumbetreuer ist uns die naturverträgliche Gestaltung des Projekts ein besonderes Anliegen“, betont Georg Schöppl. „Wir haben unser naturschutzfachliches Know-how sehr stark in das Projekt eingebracht und Maßnahmen umgesetzt, die weit über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehen. So wurde etwa gemeinsam mit der Bergwacht und Landjugend das angrenzende Schwarzriegelmoos renaturiert, das östlichste Hochmoor der Alpen. Mit einer Weidefreistellung haben wir auf rund 40 Hektar den Lebensraum für Birk- und Auerwild verbessert, Altholzzellen angelegt und mit regional typischen Baumarten und Gehölzen wie Tanne, Bergahorn, Eberesche, Grauerle und Bergulme aufgeforstet. In Summe wurden mehr als 1.500 Jungbäume im Projektgebiet gepflanzt.“ Nach Fertigstellung der Bauarbeiten werden 2017 weitere Maßnahmen zur touristischen Attraktivierung des Gebiets gesetzt. Dazu zählen die Errichtung einer Mountainbike-Strecke, die Gestaltung eines Besuchersteges und einer Naturbeobachtungsplattform im Schwarzriegelmoos sowie die Errichtung eines Alpin-Spielplatzes gemeinsam mit den Naturfreunden beim Rosegger-Haus auf der Pretulalpe.