Sprechen wir überhaupt die gleiche Sprache? Dwayne Waggoner und Dominik Alder von XAL thematisierten anlässlich eines Vortragsabends, der im Rahmen einer Programmpartnerschaft mit der »Vienna Design Week« stattfand, im Wiener Schauraum des steirischen Leuchtenherstellers Wissenswertes und Anregendes – wir waren für Sie dabei, als Waggoner Architekten und Lichtplaner dazu aufrief, neue Begriffe in der Lichttechnik zu definieren und Alder dem Biorhythmus verstärkt Gewicht verlieh.
Wenn einst Motorradmagazine Begriffe wie »Herbrennen« für den Zweirad-Jargon kreieren konnten und die Bikergemeinde seither geschlossen weiß, dass damit ein gnadenloses Aus-dem-Staub-Machen vor anderen Straßenteilnehmern gemeint ist, so kann es für Architekten nur Recht sein, sich für ein und dieselbe Lichtsituation auch auf einheitliche Begrifflichkeiten zu einigen. Denn solange es keine Vereinheitlichung gibt, sind Missverständnissen Tür und Tor geöffnet. Dwayne Waggoner – seines Zeichens Department Head of Lighting Design bei XAL – forderte die Gäste seines Vortrages im Schauraum des international agierenden Leuchtenherstellers kürzlich auf, darüber nachzudenken, gemeinsam neue Begriffe für das Licht zu definieren. Der aus Kalifornien stammende Designer, der seit September dieses Jahres bei XAL tätig ist, hatte sich dem Thema »Licht und Sprache in der Architektur« angenommen und das Publikum zur Mitarbeit aufgefordert. Er führte den Anwesenden vor Augen, wie wichtig die Sprache ist, um in der Umsetzung ins Detail gehen zu können und brachte hervor, wie uns die Feinheiten in der Sprache entweder einander näher bringen oder aber auch trennen können. Der römisch-deutsche König Karl V meinte bereits: „Ich spreche spanisch zu Gott, italienisch zu den Frauen, französisch zu den Männern und deutsch zu meinem Pferd.“ Und das kam schließlich nicht von ungefähr. Abgesehen von den fehlenden Begriffen, die laut Waggoner gefunden werden und auf den Unis künftig auch gelehrt werden sollten, ist auch die Farbwahrnehmung essenziell: So sind wir Menschen in der Regel Trichromaten und unterscheiden damit eine Million Farben. Und doch gibt es – wenn auch sehr wenige – Frauen, die über die Gabe verfügen, rund 100 Millionen Farben wahrzunehmen. Dass die Kommunikation über Lichtdesign von Menschen, die über eine unterschiedlich ausgeprägte Farbwahrnehmung verfügen, schwierig ist, liegt auf der Hand und sollte laut Waggoner eine vordringliche Aufgabe im Bereich der Ausbildung sein.
Dominik Alder ging an diesem Abend dem Licht und dessen Auswirkung auf den Biorhythmus auf die Spur. Während derartige Begriffe noch vor ein paar Jahrzehnten für viele in die Rubrik »Esoterik« einzuordnen waren, ist der Biorhythmus des Menschen heute ein gut erforschtes Gebiet, dessen Auswirkungen seit ein paar Jahren auch von der Lichttechnik im Detail berücksichtigt wird. So bieten mittlerweile einige Hersteller unter dem Namen »Human Centric Lighting« künstliche Beleuchtungssysteme an, die auf den Biorhythmus des Menschen abgestimmt sind. Der Mensch – so Alder – verfügt über eine archaisch gespeicherte Erwartung der Farbtemperatur in Abhängigkeit von der Uhrzeit. So beginnt der Tag mit der Morgenröte mit 4.000 K, das Vormittagslicht steigert sich auf 6.500 K, wechselt in das Mittagslicht von 6.000 K und schließlich in das Nachmittagslicht von 5.500 K, um mit dem Abendrot bei 3.000 K den Tag zu beenden. Um die innere Uhr des Menschen zu unterstützen und bewusst für Stimulation oder Entspannung zu sorgen, nutzt XAL die LED in Kombination mit intelligenten Systemen als Lichtquelle und schafft so Lösungen, die sowohl für das Gesundheits- als auch für das Bildungswesen von Relevanz sind (siehe Artikel »Natural Ambient Light«, Seite 46, 47 der i-Magazin-Ausgabe 10/2016).
Die beiden hochkarätigen Vorträge der XAL-Experten sorgten schließlich auch im Abspann noch für genügend Gesprächsstoff. Schließlich fand der Abend nicht nur bei steirischen Köstlichkeiten vom Buffet sondern auch bei zahlreichen Fachgesprächen seinen Ausklang, welche sowohl die Sprache in der Architektur als auch die Auswirkung des Lichts auf den Biorhythmus zum Inhalt hatten. Woraus man auch schließen kann, dass XAL mit seinen beiden Vortragenden einmal mehr den Nerv der Zeit getroffen hat.