Interview, Stara Elektrogroßhandels G.m.b.H., November 2002

Der Märchenprinz

von David Lodahl

Es ist vollbracht – nach monatelangen Ringen um die Details erwarb Peter Schweitzer nun die Mehrheitsanteile des Großhandelsunternehmens Stara. Und würde man manch einer Meinung aus der Branche Glauben schenken, so hat er sich die Latte damit verdammt hoch gelegt. Nun will er seine Mitarbeiter „wach küssen“ und wieder Schwung ins Unternehmen bringen.

Von innen nach außen soll die Erneuerung des Großhandelsunternehmens Stara mit Sitz in Wien und Linz erfolgen – so die Worte von Peter Schweitzer, der damit ein klares Bild für die nächsten Monate zeichnet. Das Sortiment des nunmehr 30-jährigen Traditionsunternehmens umfasst laut Aussagen der Firmenleitung rund 60.000 Artikel von über 300 Lieferanten, die auf jeweils rund 2.000 m² in Wien als auch in Linz lagernd sind – vom Elektroinstallationsmaterial, Netzwerktechnik über Haushaltskleingeräte bis hin zur Braun- und Weißware erstreckt sich das Sortiment. Eine Basis, auf der man aufbauen kann.

Im Gespräch mit der Redaktion vom i-Magazin ging Peter Schweitzer nun auf die Fakten der Anteilsübernahme ein. Lesen Sie, wie und warum er das Großhandelsunternehmen Stara erwarb!

Herr Schweitzer, Stara hat einen neuen Mehrheitseigentümer. Was ist in den letzten Wochen passiert?

Peter Schweitzer, geschäftsführender Gesellschafter der Stara Elektrogroßhandelsgesellschaft m.b.H. & Co. KG: Seit 9.11.2002 ist es offiziell. Bei Stara gibt es nun eine Veränderung der Eigentümer-Verhältnisse. Ich habe mit diesem Tag zwei Drittel der Anteile übernommen. Das verbleibende Drittel hält bis zu einem vereinbarten Zeitpunkt weiterhin Wolfgang Königsbauer, der aber mit 9.11. aus der Geschäftsführung ausgeschieden ist.

Spielt Ihr Vater – Komm.-Rat Paul Schweitzer eine Rolle im Stara-Deal?

Peter Schweitzer: Nein, absolut keine. Weder als Mentor im Hintergrund noch als Geldgeber. Ich habe die Anteilsübernahme mit Eigenmitteln finanziert.

Gibt es Kontakte mit dem Unternehmen Ihres Bruders, dem Großhandelsunternehmen TEG – denken Sie über Kooperationspläne nach?

Peter Schweitzer: Derzeit gibt es nur sehr losen Kontakt. Kooperationen oder dergleichen sind derzeit aber kein Thema – aber „sag niemals nie“.

Was waren Ihre Beweggründe für den Schritt, die Anteile bei Stara zu erwerben?

Peter Schweitzer: Die Gründe liegen auf der Hand – ich glaube, dass dieses Unternehmen entwicklungsfähig ist und ich einen gewissen „Schweitzer-Geist“ einbringen kann. Ich denke, dass ich meine Mitarbeiter in einer Weise motivieren kann, dass unter dem Strich mehr als bisher erwirtschaftet wird. Unsere momentane Lagerkapazität würde ausreichen, um ca. das Doppelte des derzeitigen Umsatzes zu lukrieren. Stara stand in der Vergangenheit und stehe auch heute noch auf soliden finanziellen Beinen – diese Anerkennung muss man Wolfgang Königsbauer auf jeden Fall ansprechen – es fehlte bisher nur der „Prinz“ im Unternehmen, der das „Dornröschen“ wach küsst. Es gibt Kunden, die in der Vergangenheit bei Stara gekauft haben, danach aber zu einem anderen Elektrogroßhandelsunternehmen wechselten, weil gewissen Rahmenbedingungen nicht mehr gepasst haben. Das hat sich seit meinem Engagement bei Stara bereits geändert, und ich werde trachten, die Erneuerungen und Verbesserungen mit meinem Team kontinuierlich voran zu treiben. Die Motivation innerhalb der Mannschaft trägt bereits heute Früchte.

Motivation? – Wodurch? Hat die Anwesenheit des „Schweitzers“ bereits gereicht?

Peter Schweitzer: Reine Anwesenheit reicht sicher nicht, um etwas zu bewegen und Einstellungen zu ändern, das ist immer mit harter Arbeit verbunden. Ich bin sicherlich niemand, der sich der Öffentlichkeit auf die Brust klopft, aber die positiven Informationen über die veränderte Einstellung einiger Mitarbeiter werden mir von außen zugetragen. Der Name „Schweitzer“ hat nun einmal einen Stellenwert in der Branche. Ich kann darauf aufbauen und darf mich nicht auf den Vorschuss-Lorbeeren ausruhen.

Aber warum bürden Sie sich – besonders in dieser konjunkturellen schwachen Wirtschaftsphase – diese Verantwortung auf?

Peter Schweitzer: Nun, noch ein zusätzliches Großhandelsunternehmen mit den Standorten Wien und Linz hätte der Markt wahrscheinlich nicht vertragen. Aber nachdem Stara nun bereits über 30 Jahre aktiv ist und das Unternehmen über einen gesunden Kundenstock verfügt, habe ich den Schritt gewagt. Darüber hinaus habe ich durch meine langjährige Tätigkeit im Elektrogewerbe Kontakte aufgebaut, die es nun zu pflegen gilt. Das Echo unter den Kunden war groß, als bekannt wurde, dass ich die Mehrheit bei Stara übernehme. Die Zufriedenheit unter den Elektrobetrieben mit manchen Großhandelsunternehmen der Branche hält sich in Grenzen. Vielen fehlt die versprochene Flexibilität. Bei Stara hat im „Falle des Falles“ jeder die Möglichkeit, eventuell auftretende Probleme mit mir zu besprechen – kurz: Sie werden wenn gewünscht von mir persönlich betreut. Und ich werde dann auch trachten, die Wünsche und Zufriedenheit der Kunden zu erfüllen.

Mit welcher Strategie wollen Sie abgesehen von der gelebten Pflege persönlicher Kontakte beim Kunden punkten?

Peter Schweitzer: Viele Großhandelsunternehmen kommen dem Ruf ihrer internationalen Eigentümer nach, und bereinigten ihr Sortiment. Die Folge ist aber auch, dass die Verfügbarkeit darunter litt. Durch die Anbindung dieser Firmen an einen zentralen Einkauf sind den heimischen Niederlassungen oft die Hände gebunden. Will der Kunde nun Produkte einer Marke bestellen, die nicht gelistet ist, vertritt man in solchen Unternehmen oft die Meinung, dass „die Suppe teurer als das Fleisch ist“ und kommt den Wünschen der Kunden nicht nach. Sollte ein derartiger Fall bei uns eintreten, dann werden wir im Sinne des Kunden „zaubern“.

Entspricht der Marktauftritt von Stara auch heute noch einem modern geführten Elektrogroßhandelsunternehmen?

Peter Schweitzer: Was ist heutzutage „modern“? Ich glaube, dass sich das Geschäft nicht so sehr verändert hat. Man muss – und das habe ich von meinem Vater gelernt – auf die Kundenwünsche eingehen. Der Kunde ist auch heute noch König. Und wenn meine Mitarbeiter verstanden haben, dass die Kunden und nicht ich ihre Gehälter zahlen, dann habe ich bereits einen erfolgversprechenden Weg eingeschlagen.

Abschließend noch die Frage nach der Preisstrategie! Womit hat der Markt durch die Veränderung bei Stara zu rechnen?

Peter Schweitzer: Wir werden sicherlich nicht aggressiv agieren, sondern werden versuchen, die Schwächen der Großen auszunutzen.

Das Gespräch mit Wolfgang Königsbauer

Herr Königsbauer, warum haben Sie Ihr Unternehmen verkauft und weshalb an Peter Schweitzer?

Wolfgang Königsbauer: Ich habe meine Anteile verkauft, weil ich den Betrieb nun bereits seit drei Jahrzehnten führe und in einem Alter bin, indem man ans Aufhören denken sollte. Darüber hinaus hat sich der Verkauf an Peter Schweitzer mehr oder weniger ergeben – nach Ablauf seines vorigen Dienstverhältnisses begann er seine Tätigkeit bei Stara, ohne dass von vorneherein feststand, dass er das Unternehmen einmal übernehmen wird. Ich erkannte Peter Schweitzers Fähigkeiten und habe ihm daraufhin ein Angebot gemacht. Es hat auch andere Interessenten für Stara gegeben. Aber ich schätze an Peter Schweitzer seine Kompetenz und weiß nun, dass ich meinen Betrieb an jemand übergebe, der das Unternehmen in geordneten Verhältnissen fortführen will – letztlich geht es ja auch um die Zukunft unserer Mitarbeiter.

Was erwarten Sie sich von Peter Schweitzer?

Königsbauer: Peter Schweitzer hat besonders in Wien sehr viele Kundenkompetenz. Er ist ein ausgesprochen guter Vertriebsmann und kann auf Grund seiner Kundenkontakte aus dem Vollen schöpfen. Darüber hinaus weiß er als Mann der Branche, was die Kunden vom Großhandel erwarten und wird auch dementsprechend im Sinne von Stara agieren.

Wie sieht Ihre persönliche Zukunft aus?

Königsbauer: Ich bin zunächst noch an der Gesellschaft beteiligt. Aber irgendwann wird sicherlich die Zeit kommen, dass Peter Schweitzer alle Anteile übernimmt. Mit dem Verkauf ist auch die Geschäftsführung an Peter Schweitzer übergeleitet worden. Ich bin aber – soweit man mich braucht- trotzdem für das Unternehmen tätig.

Herr Königsbauer, wir wünschen Ihnen alles Gute für die Zukunft!

Die Fakten

Die Gesellschaftsverträge wurden am 8.11.2002 unterzeichnet. Durch die Übernahme haben sich die Eigentumsverhältnisse der Kommanditgesellschaft folgendermaßen verändert: Peter Schweitzer hält nun 66 %, Wolfgang Königsbauer 33 % und die Komplementär-GesmbH 1 % der Kommanditanteile.

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