Das Interview mit der Schrack-Geschäftsführung:

Die Langstreckenläufer

von Sandra Eisner

Was haben Schrack Technik und der Laufsport gemeinsam? Durchaus mehr, als man auf den ersten Blick zu glauben meint! Ein langer Atem ist natürlich auch für ein renommiertes Technologieunternehmen essenziell – doch ist es manchmal an der Zeit, sich ein neues Paar Schuhe anzuziehen. Genau dies tut eines der bekanntesten Schrack-Gesichter, Geschäftsführer Viktor Eßbüchl, und übergibt sein Staffelholz an – wen und warum? Das erfahren Sie natürlich bei uns!

Interview: Thomas Buchbauer und Thomas Graf-Zoufal

Text: Mag. Sandra Eisner

Ein frischer Wind zieht ein in die Führungsetage von Schrack Technik. Nach 37 Jahren beim Technologieprofi wird Geschäftsführer Viktor Eßbüchl seinen wohlverdienten Ruhestand antreten und seine Verantwortung in die Hände von Andreas Fichtenbauer legen. Wir baten die aktuelle und zukünftige Führungsmannschaft – Wilhelm Großeibl, Viktor Eßbüchl, Franz Gletthofer und Andreas Fichtenbauer – zum gemeinsamen Gespräch angesichts der Veränderungen im Unternehmen und der damit einhergehenden Zukunftsprognosen.

 

Meine Herren, wie sieht die Planung bei Schrack – angesichts der aktuellen COVID 19-Umstände – für das nächste Jahr aus?

Wilhelm Großeibl: Wir müssen davon ausgehen, dass die uns umgebenden Bedingungen weiterhin herausfordernd sind, denn die Thematik rund um Corona wird uns viel länger beschäftigen, als zunächst angenommen. Als Schrack setzen wir weiterhin auf unsere Stärken – sowohl bei den Produkten, bei der persönlichen Betreuung als auch hinsichtlich der Verfügbarkeit.

 

„Die Idee, einen Kunden erst ab einer bestimmten Größenordnung zu bedienen, lehnen wir kategorisch ab. Das ist ein Gedankenmodell, das bei uns nicht existiert und nicht existieren darf“, versichert Wilhelm Großeibl. (Bild: www.i-magazin.com)

In welchen Teilbereichen wird die Nachfrage Ihrer Einschätzung nach weiterhin hoch bleiben?

Großeibl: Wir haben die gemeinsame Aufgabe, die Energiewende zu schaffen – weg von den Verbrennungstechnologien hin zur etablierten elektrischen Energie mit der Sonderausprägung der Elektromobilität. In Fragen der Energieoptimierung, Energieübertragung und Elektromobilität ist Schrack »der« Partner. Wir sind bereits seit Jahren im Bereich der Elektromobilität tätig, haben ein hervorragendes Produktsortiment, schulen unsere Kunden – es geht ja schlussendlich nicht nur um die Stromtankstelle, die Ladestation, sondern um die gesamte Infrastruktur dorthin: Daten-/Energieverteilung, Lastoptimierung mit Sonderfragen der Photovoltaik-Module und Infrarotpaneele werden uns positiv in die Hände spielen, im Industriebereich, in der Hotellerie und Gastronomie werden sich sicherlich Herausforderungen zeigen.

 

Wie sichern Sie die Warenverfügbarkeit?

Großeibl: Wir erhöhen die Lagerwerte, weil man davon ausgehen muss, dass einige Produktionslinien durch Ausfall bzw. Verlagerung von Schichten betroffen sein werden. Das »Working Capital« ist nicht unser oberstes Ziel, sondern es sind der Kunde, das Projekt und die Warenverfügbarkeit. Das bedeutet, Schrack hat Lagerhöchststände.

Franz Gletthofer: Wenn man den Betrachtungszeitraum der letzten sechs Monate als Basis nimmt, so ist der Lagerwert im Durchschnitt um 20 % höher als letztes Jahr. Üblicherweise beträgt unsere Lagerreichweite 2,5 Monate, nun wurde sie erhöht auf 2,7 Monate. Natürlich gibt es in den Sortimentsbereichen unterschiedliche Situationen, das hängt auch immer damit zusammen, wie schnell die Lieferkette zu uns erfolgt. Wir haben diese Größenordnungen aufgestockt und damit erreicht, dass unser Service gegenüber den Kunden hinsichtlich Zuverlässigkeit noch besser geworden ist. Zu Beginn der Pandemie gab es einige herausfordernde Wochen, doch haben wir diese kurzen Problemstellungen mit Bravour gemeistert.

 

Das Logistikzentrum in Achau wurde erheblich ausgebaut – welche Details können Sie uns dazu nennen?

Gletthofer: Mit Ende des Jahres ist der Gesamtausbau im Logistikzentrum erledigt. Durch das neu errichtete Lager am selben Standort haben wir statt den bisherigen 19.000 m2 nun über 25.000 m2 Lagerfläche zur Verfügung – und besitzen somit das größte Lager in Österreich in der Branche.

 

„Ich meine, wir müssen unserem Unternehmen auch insofern Rechnung tragen, als Führungskräfte rechtzeitig so positioniert werden, dass das Unternehmen langfristig seine Strategie vollziehen kann“, erklärt Viktor Eßbüchl. (Bild: www.i-magazin.com)

Die Schrack-Infotage sind eine renommierte Branchenveranstaltung, die über die Jahre zum Fixtermin vieler Ihrer Kunden geworden ist. Wie gehen Sie angesichts der aktuellen Situation damit um?

Viktor Eßbüchl: Nachdem die Möglichkeit des persönlichen Treffens mit unseren Kunden nicht gegeben sein wird, überarbeiten wir das Konzept und haben dementsprechend Termine bei Veranstaltungsorten abgesagt. Wir bereiten eine Vortragsreihe auf Live-Konzept-Basis vor, die mit Informationen und Zuspielungen den Kunden eine kurzweilige Show bieten soll. Der persönliche Kontakt ist leider nicht möglich, was mich persönlicher sehr schmerzt, denn er ist einfach durch nichts zu ersetzen. Was wir nicht bewerkstelligen können, ist der Meinungsaustausch zwischen den Kollegen untereinander, es besteht aber für jeden die Möglichkeit, sich zuzuschalten. Die neue Elektrotechnikverordnung ETV 20 wird als Leitthema herangezogen mit der OVE E 8101 – die Kombination und die Ausprägung bei gewissen Teilbereichen werden für spannende Themen sorgen, wo Kunden für sie interessante Infos finden.

 

Herr Eßbüchl, Sie verlassen demnächst das Unternehmen und gehen in den vorzeitigen Ruhestand – warum fiel diese Entscheidung?

Eßbüchl: Ich bin nun im 37. Jahr bei Schrack tätig und diese fast vier Jahrzehnte waren eine herausfordernde, aber dennoch wunderbare Zeit. Macht man seinen Job gerne und findet seine Erfüllung darin, so ist es keine Anstrengung, doch ich merke, dass meine Kraft ein bisschen schwindet. Ich meine, wir müssen unserem Unternehmen auch insofern Rechnung tragen, als Führungskräfte rechtzeitig so positioniert werden, dass das Unternehmen langfristig seine Strategie vollziehen kann. Die Aufteilung der Management-Funktionen innerhalb der Führungsriege bei Schrack hat sich meiner Meinung nach sehr gut bewährt und ich denke, es ist an der Zeit, auch jungen Kräften im Unternehmen den Raum für ihre Entwicklung zu geben. Durch die digitale Transformation, die zurzeit stattfindet, braucht es andere Köpfe. Ich werde im März 60 Jahre alt und bin nicht ganz weltfremd, was digitale Medien betrifft, aber es gibt junge Leute, die damit aufgewachsen sind und sich viel besser auskennen – und sie sollen im Unternehmen integriert werden.

 

Herr Eßbüchl, es erscheint als große Herausforderung, in Ihre Fußstapfen zu treten. Sie haben über Jahrzehnte hinweg ein Netzwerk aufgebaut, das sich über ganz Österreich und weit darüber hinaus erstreckt. Wer soll Ihnen folgen und Ihre Errungenschaften weiterführen?

Eßbüchl: Es war mein persönlicher Entschluss, als operativer Geschäftsführer das Unternehmen zu verlassen – ich bleibe nach wie vor Gesellschafter – und mit Andreas Fichtenbauer folgt ein hervorragender Kollege aus dem Produktmanagement, Business Development und Vertrieb mit dem notwendigen technischen Wissen: Er kennt die Produkte, aber auch die Strukturen und Abläufe im Unternehmen und hat bereits viele Kundenkontakte übernommen.

 

„Für mich gilt es, den erfolgreichen Weg der persönlichen Betreuung, von der Geschäftsführung angefangen bis hin zum Außen- und Innendienstmitarbeiter, für unsere Kunden weiterzuführen“, ist Andreas Fichtenbauer überzeugt. (Bild: www.i-magazin.com)

Herr Fichtenbauer, wie gehen Sie mit den Erwartungen an Sie um?

Andreas Fichtenbauer: Viktor Eßbüchl eins zu eins zu ersetzen, ist unmöglich. 37 Jahre Schrack-Erfahrung entsprechen der Zeitspanne meiner gesamten Lebenserfahrung. Für mich gilt es, diesen erfolgreichen Weg der persönlichen Betreuung, von der Geschäftsführung angefangen bis hin zum Außen- und Innendienstmitarbeiter, für unsere Kunden weiterzuführen. Das ist auch mir ein sehr wichtiges Anliegen. Ich bin seit 13 Jahren beim Unternehmen tätig, bin über das Produktmanagement in das Business Development gewechselt, wo ich die Kundenbedürfnisse bereits intensiv kennenlernen und die letzten beiden Jahre Wien, Niederösterreich und Burgenland als Vertriebsleiter mitgestalten durfte. Da wurde mir bewusst, welche Stärken wir als Unternehmen haben. Natürlich ist es eine riesige Aufgabe, diesen Bereich zu übernehmen und auch wenn man diesbezüglich gefragt wird – danke an dieser Stelle an meine Kollegen für das Vertrauen, das sie mir schenken – denkt man trotzdem darüber nach, diese Verantwortung für knapp 1.000 Mitarbeiter zu übernehmen. Mir war schnell klar, dass ich ja sagen muss, weil ich von dem Weg, den Schrack geht, überzeugt bin – einem sehr erfolgreichen Weg, der bereits vor über 100 Jahren startete.

 

Wie unterscheiden Sie sich von Viktor Eßbüchl? Können Sie etwas, das er nicht kann?

Fichtenbauer (lacht): Ja, da gibt es durchaus etwas, das ich besser kann als Viktor Eßbüchl: Ich laufe sehr gerne! Im beruflichen Alltag selbst versuche ich, analytisch an Dinge heranzugehen und diese Methode in die Entscheidungen miteinfließen zu lassen.

 

Herr Eßbüchl, wie lange bleiben Sie tatsächlich noch tätig?

Eßbüchl: Für mich war der Ausstieg schon länger für Ende 2020/Anfang 2021 geplant. Ich wurde gebeten, die Infotage 2021 vorzubereiten und war gerne dazu bereit. Was eine gute Gelegenheit dargestellt hätte, mich von den Kunden und Freunden auf der österreichischen Plattform zu verabschieden, wurde leider durch die aktuellen Umstände verhindert.

 

Wie schauen Ihre persönlichen Pläne aus, Herr Großeibl?

Großeibl: Zu Viktor Eßbüchl möchte ich anmerken, dass seine Performance über die letzten fast vier Jahrzehnte grandios war. Es war seit Längerem sein ausdrücklicher Wunsch, nun in den Ruhestand zu gehen und im Gesamtbild macht es durchaus Sinn, sich immer wieder zu erneuern. Was mich persönlich betrifft, so möchte ich, salopp gesagt, noch keine diesbezüglichen Hoffnungen wecken. Ich bin jetzt 58 Jahre alt und Schrack ist für mich die Definition von Konstanz und Verlässlichkeit. Deshalb wollten wir auch jemanden als Nachfolger von Viktor Eßbüchl, der die Schrack-DNA kennt, sie in ganz entscheidenden Fragen mitgestaltet hat, nämlich vom Produktmanagement über das Business Development bis hin zum Vertrieb. Es gibt kaum jemanden, der die Interna besser kennt als Andreas Fichtenbauer und damit erneuert sich Schrack organisch, was wichtig ist für die Eigentümer, die Kunden und die Mitarbeiter. Unsere DNA – technische Kompetenz, Verfügbarkeit, extreme Kundenorientierung, schnelle Entscheidungen, Innovationskraft – wird mit Herrn Fichtenbauer weitergeführt.

 

„Mit Ende des Jahres ist der Gesamtausbau im Logistikzentrum Achau erledigt. Wir besitzen somit das das größte Lager in Österreich in der Branche“, so Franz Gletthofer. (Bild: www.i-magazin.com)

Der persönliche und unmittelbare Kontakt zu Großkunden ist eine Selbstverständlichkeit – wie gehen Sie bei Kunden mittlerer und kleinerer Größenordnung vor?

Fichtenbauer: Ich persönlich glaube, dass es extrem wichtig ist, bei Kunden jeder Größenordnung vor Ort zu sein, weil die Bedürfnisse andere sind und die muss man als Vertriebsgeschäftsführer einfach kennen. Kein Kunde ist »zu klein«, um sich mit ihm zu unterhalten und in einen Diskurs über Möglichkeiten und Bedürfnisse zu gehen. Das entspricht definitiv meinem Ziel, denn wir als Unternehmen Schrack wollen jeden Kunden betreuen, egal wie groß oder klein er ist.

Eßbüchl: Vor allem durch die Kontakte zu allen Kundengruppen, unabhängig von der Unternehmensgröße, bekommt man die Essenz des Geschäfts mit, wo der Schuh drückt und man hat einen Spiegel, der ersichtlich macht, in welche Richtung man sich weiterentwickeln sollte.

Großeibl: Die Idee, einen Kunden erst ab einer bestimmten Größenordnung zu bedienen, lehnen wir kategorisch ab. Das ist ein Gedankenmodell, das bei uns nicht existiert und nicht existieren darf. So viele kleine Kunden sind morgen mittlere und übermorgen große Kunden, das haben wir des Öfteren erlebt. Es geht nicht nur darum, heute wirklich jeden Kunden bestmöglich zu betreuen, sondern wir wollen auch Schüler unterstützen und junge Menschen in ihrer Elektrotechnikkarriere begleiten. Nichts beweist unsere langfristige Perspektive wohl besser, denn über den ganzen Weg ausgehend von der Ausbildung möchten wir unsere Begleitung, Betreuung und Unterstützung anbieten.

 

Herr Fichtenbauer, was haben Sie aus Ihrer Zeit als Produktmanager und im Vertrieb mitgenommen?

Fichtenbauer: Das Ziel des Produktmanagements ist immer, ein qualitativ hochwertiges Produkt auf die Beine zu stellen, das den Standards und Ansprüchen der Kunden und Elektroinstallationsbetriebe entspricht. Unser Ziel im Vertrieb ist es, besagtes Produkt dementsprechend anzubieten und es zusätzlich mit dem gesamten Portfolio für unsere Kunden bestmöglich zu präsentieren – auch mithilfe unserer Tools (Schrack Design etc.) die gesamte Lösung anzubieten. Bei Schrack gibt es einen sehr engen Draht zwischen dem Produktmanagement und dem Vertrieb, weil de facto der eine Bereich ohne den anderen keine Lösung ermöglichen kann. Es ist also ein sehr intensives Miteinander.

 

Ist es von Vorteil, als Vertriebsmitarbeiter auch Techniker zu sein?

Fichtenbauer: In unserer Strategie definitiv ja, denn wir wollen dem Kunden schlussendlich eine technische Lösung anbieten, die normenkonform ist. Das ist unser Weg, wie wir auch im Vertrieb agieren. Mit Schrack Design bieten wir unseren Kunden ein Tool an, mit dem normenkonform ein Verteiler geplant werden kann. Deshalb ja, technische Kompetenz ist bei unseren Kunden sehr wichtig und das stellt auch eines unserer Hauptmerkmale dar im Vergleich zum Mitbewerb.

Eßbüchl: Vertriebsmitarbeiter, die wir heute engagieren, müssen einen elektrotechnischen Background haben. Was wir beibringen können, ist unsere Philosophie, die strategische Ausrichtung, wie geht man auf Kunden zu – hier haben wir einen sehr großen Erfahrungsschatz und bilden auch unsere Mitarbeiter stets weiter. Der Vertriebsmitarbeiter muss ein sehr gutes Basiswissen haben und auch in der Applikation so feinfühlig sein zu wissen, was der Kunde braucht und wie er es anwenden kann.

 

Bezüglich Ihrer Ausrichtung auf Zielgruppen – wird auch der Konsument Ansprechpartner werden?

Großeibl: Gewerbe, Verteilerbau und Industrie sind und bleiben unsere wichtigste Zielgruppe.

Eßbüchl: Unsere strategische Ausrichtung und Kernzielgruppe ist der klassische Elektroinstallationsbetrieb. Wir wollen definitiv nicht zum Wettbewerber unserer Kunden werden.

Großeibl: Wir versuchen, dem Elektriker zu Geschäften zu verhelfen und sehen es als unsere Aufgabe, ihm diesbezüglich eine Hand zu bieten – es ihm leichter zu machen, aber nicht ihn zu überholen, das ist nicht zielführend.

 

Meine Herren, vielen Dank für das Gespräch!

 

Weitere Informationen auf:

www.schrack.at

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