Nachdem Dezentralisierung und Digitalisierung zunehmend auch die Energiebranche beherrschen, wurde das diesjährige Motto der Siemens-Infotage »Agility in Energy« gewählt, weil die Agilität im Energiegeschäft in Zukunft ein wesentlicher Erfolgsfaktor sein wird. Neben spannenden Vorträgen von Siemens-Experten gab es auch hochinteressante Gastvorträge, unter anderem von Heinz Sitter, KELAG-Kärntner Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, und Peter Weinelt, Vorstand der Wiener Stadtwerke Holding AG.
Die Inhalte der Vorträge waren vor allem von folgenden Entwicklungen bestimmt: Experten gehen davon aus, dass die Nachfrage nach elektrischer Energie doppelt so schnell wächst wie die Weltbevölkerung und bis 2030 um rund 60 Prozent steigen wird. Der Wandel der Energiemärkte, das Aufkommen unkonventioneller Energieträger, die zunehmende dezentrale Energieerzeugung, neue Formen der Energieumwandlung und die verstärkte Digitalisierung bringen massive Herausforderungen, aber auch große Chancen mit sich. Eine zuverlässige und finanziell tragbare Energieversorgung ist dabei laut Siemens-Experten unverzichtbar für die gesellschaftliche Entwicklung und den Wohlstand. Seit der Liberalisierung und der Energiewende sind die Akteure des Energiemarktes gefordert, Rahmenbedingungen zu gestalten und Innovationen voranzutreiben, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden.
Die Experten sind sich einig, dass dafür wirtschaftlich realisierbare und flexible erneuerbare Energiequellen entwickelt werden müssen, um die weltweiten Energievorräte effizienter zu nutzen und zugleich eine kontinuierliche CO2-Reduzierung für den Klimaschutz zu verfolgen. Zudem braucht man ein intelligentes Stromnetz, einen hohen Anteil an dezentral verteilter Energieerzeugung und höchstmögliche Energieeffizienz. Siemens präsentierte beim Energie-Infotag dazu auch gleich passende Produkte und Lösungen, die Antworten auf die aktuellen Energie- und Klimaanforderungen geben sollen.
Bevor es dann zum gemütlichen Get-togehter und gemeinsamen EM-Schauen ging, bildete die Keynote von Extrembergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner über die Herausforderungen, die sie in ihrem Leben zu bewältigen hatte den Abschluss der Vortragsreihe. Packend erzählte sie von der Bezwingung des K2 – wohl eine der schwierigsten, aber auch reizvollsten, Aufgaben, die Kaltenbrunner zu lösen hatte. Sie weiß also ganz genau was es bedeutet, sich auf ein wichtiges Projekt vorzubereiten. Mit ihrer Willensstärke und ihrem Ehrgeiz hat sie es – als erste Frau – letztlich auch geschafft, alle Achttausender dieser Welt ohne zusätzlich mitgeführten Sauerstoff zu erklimmen.
Experten und Gastvortragende über die Zukunft der Energiebranche
Siemens-Experte Prof. Dr. Michael Weinhold, CTO Energy Management, über »Die Digitalisierung des elektrischen Energiesystems«:
„Jetzt kommen Emotionen in das Stromsystem.“
Siemens-Expertin Wiebke Fröhner, Innovation Manager for Distribution Automation, über die »Digitalisierung in der Niederspannung – vom Energie- zum Datenversorger«:
„Wenn wir heute die Niederspannungsnetze anschauen, haben wir hier auch die Schnittstelle zum Endkunden. Gerade in diesem Bereich wird »Data« ganz spannend. Macht man das Niederspannungsnetz nun auch intelligent, erhält man die ganzen Smart-Meter-Daten dazu. Hier könnte Cloud-Computing durchaus ein Ansatz sein, weil die Möglichkeit besteht, relativ schnell ein go-to-market zu erreichen und diese Daten zu strukturieren und systematisieren.“
Siemens-Experte Alexander Peschl, Sales & Business Development Energy Management CEE, über die Zukunft der Batteriespeicher im Energiegeschäft:
„Batterien sind in der Zwischenzeit gang und gäbe. Batterien sind nichts Neues mehr. Nur im Hinblick auf Batterie-Technologien wird vielleicht das eine oder andere an neuen chemischen Kombinationen auf uns zukommen. Aber Batterien sind im Wesentlichen so weit, dass sie heute jederzeit und überall einsetzbar sind.“
Gastvortragender DI Peter Weinelt, Member of the Board, Wiener Stadtwerke Holding AG, über »Die zukünftige Rolle des Verteilnetzbetreibers«:
„Die Rolle der Verteilnetzbetreiber ist es, ein aktiver Ermöglicher der Energiewende zu sein. Dazu gehört es, die bisherige Struktur zu überdenken, nämlich die Einnahmequellen über die Zählpunkte und die Verteilung über die Kilowattstunden, die verteilt werden – diese Tarifstruktur muss geändert werden. Denn wenn die »Energiewende« und der Wechsel in erneuerbare Energie erfolgreich ist, heißt das, dass das alte System nicht mehr funktioniert.“
Gastvortragender DI Heinz Sitter, Head of IT/Telecommunications, KELAG-Kärntner Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, über den »Schutz unserer Energienetze und Kraftwerksanlagen vor Cyber-Kriminalität«:
„Auch Kraftwerksbetreiber und Netzbetreiber sind vom Thema Cyber-Kriminalität betroffen. Es gibt drei Aspekte, die jedes Risikomanagement abdecken muss, um sich vor Cyber-Kriminalität schützen zu können: die Integrität, die Verfügbarkeit und die Vertraulichkeit von Daten. Diese drei Ziele von Cyber-Sicherheit können nur durch ein entsprechendes Risikomanagement erreicht werden, welches Aufgabe der Unternehmensleitung ist.“