Derart gravierende Veränderungen gab es wohl noch kaum in der Lichtbranche – und selten war die Verunsicherung bei Fachleuten größer als zur Zeit. Der Grund dafür ist der rasche Siegeszug der LED-Technik und die damit verbundenen Veränderungen in der Lichtbranche. Kein Wunder also, dass im Rahmen der LTG-Fachtagung in Steyr das Thema LED im Zentrum des Interesses stand.
Ing. Karim Momen LED-Experte bei Osram sprach über die LED-Retrofit-Leuchtstofflampen und die Gefahren, die damit in Verbindung stehen. Er wies darauf hin, dass die am Markt vielfach erhältlichen Lampensysteme »KVG Leuchten und „Starter entfernen“-Typen alles andere als sicher sind und daher auch keine Prüfzeichen von z. B. dem VDE erhalten. Momen sprach auch das Problem mit EVGs an: „Ist in der Leuchte ein Konstantleistungs-EVG eingebaut, so ist Austausch des Leuchtmittels 1:1 nicht möglich.“ Sein Osram-Kollege Hannes Stolz vertritt die Meinung, dass traditionelle Lichtquellen weiterhin sinnvoll bleiben. Immerhin bringen es T5-Lampen auf derzeit 115 lm/W und CFL-Lampen auf 100 lm/W. In Kombination mit modernen Lichtmanagementsystemen schafft man darüberhinaus Energieoptimierung und zusätzliche Einsparung bis zu 60%. Auch Andreas Kuntz, Export Director bei Waldmann ist überzeugt: „LED ist die Zukunft – allerdings befinden wir uns erst am Anfang dieser Zukunft. Noch haben die etablierten Leuchtmittel ihre Daseinsberechtigung.“ Kuntz meint auch, dass LED und Leuchtstofflampen sinnvoll kombiniert werden können, und damit neue Funktionalitäten möglich sind. Mag. Dominik Alder, Produktmanager bei XAL stellte die LED- der HID-Technik in der Shopbeleuchtung gegenüber. Eine Versuchsreihe von Oktober 2010 bis März 2011 ergab, dass sich die zwei Lampentypologien trotz unterschiedlicher Lichtspektren, weder in Bezug auf ihre Wirkung auf die Person, noch in Bezug auf die Einstellung der Person zum Erleben des Raumes, des Kaufverhaltens, der Produktbewertung, dem Empfinden der Lichtwirkung und der wahrgenommenen Atmosphäre unterscheiden. Nur der Profi kann bei genauer Beschäftigung mit der Materie folgende Unterschiede aus machen.
Für M.A. Christoph Henke von Zumtobel stand »Tunable White LED« im Zentrum seines Vortrages: „Die Nutzung von Tunable White erschließt neue Wege für die Beleuchtung von Räumen und Objekten. Dabei verbessert die lückenlose Bandbreite von 2.700 bis 6.500 Kelvin nicht nur die Lichtqualität, sie schafft auch Blickfänge, hebt Farben hervor und ermöglicht flexibel adaptierbare Lichtlösungen bei gleichbleibendem Erscheinungsbild.“ Auch Dipl.-Ing. Mario Maier, Leitung Projektvertrieb bei Tridonic stieß in das gleiche Horn: „Ein »Tunable White LED System« enthält die Einstellbarkeit der Farbtemperatur als intrinsischen Parameter. Für das Leuchten- und damit auch das Licht-Design bedeutet dies tatsächlich eine Besonderheit, als dass nunmehr einzelne Lichtquellen unterschiedliche Farbtemperaturen wiedergeben können.“ Dieses lässt sich durch ein simples RGB System oder beispielsweise durch PI-LED erreichen: „Diese Technologie erlaubt sowohl hocheffizientes Weißlicht als auch die Erzeugung von Licht abseits der Plank’schen Kurve. Dieses 3-Punkt-System bietet somit die Möglichkeit einer spektralen Optimierung der Lichtquelle für unterschiedliche Warengruppe. Mit nur einer Lichtquelle kann man somit ein warengruppenspezifisches Spektrum erzeugen (Fleischrot, Käsegelb, Fischblau, Semmelgelb), und das bei höchster Effizienz“, beschrieb DI E. Baumgartner von Lumitech die Technologie und deren hohen Nutzen in der Warenpräsentation.
Auch im Bereich der Straßenbeleuchtung gab es interessante Ansätze sowohl von Seiten der Industrie als auch von jener der Anwender. Doch mehr über das Thema LED lesen Sie in der nächsten Ausgabe vom i-Magazin.