Die durchschnittliche Stromausfallsdauer ist im Vergleich zum Vorjahr noch niedriger, die Gasausfallsdauer laut E-Control etwas gesunken – die Kundenservices der Netzbetreiber erhalten ein gutes Zeugnis.
Die durchschnittliche Ausfallsdauer aufgrund ungeplanter Strom- und Gasausfälle ist im Jahr 2021 weiter zurückgegangen. „Die heimischen Strom- und Gaskundinnen und -kunden konnten sich auch im vergangenen Jahr auf eine zuverlässige Versorgung verlassen. Die durchschnittliche Ausfallsdauer aufgrund ungeplanter Stromausfälle lag bei lediglich 23 Minuten, was den geringsten Wert seit dem Jahr 2003 und damit seit Erhebungsbeginn darstellt, jene der ungeplanten Gasausfälle lediglich bei rund einer Minute. Die Zuverlässigkeit der Strom- und Gasversorgung ist – trotz der sehr angespannten Lage – demnach weiterhin auf einem sehr hohen Niveau“, erläutert der Vorstand der E-Control, Alfons Haber (rechts am Titelbild), die Ergebnisse aus den aktuell veröffentlichen Ausfall- und Störungsstatistiken Strom und Gas der E-Control.
Berechnung der unterschiedlichen Zuverlässigkeitskennzahlen und ihre Bedeutung
Seit 2003 errechnet die E-Control verschiedene Zuverlässigkeitskennzahlen, die zum Teil auch für einen europäischen Vergleich herangezogen werden können. Hierbei spielt besonders der kundengewichtete Indikator SAIDI für den nationalen und internationalen Vergleich eine Rolle. „Dieser bezieht sich darauf, wie lange ein Kunde im Durchschnitt keinen Strom bzw kein Gas hatte. Neben dem SAIDI wird bei Strom unter anderem auch der ASIDI berechnet. Dieser berücksichtigt die ausgefallene Transformatorleistung über die Zeit und stellt einen auf die elektrische Leistung bezogenen Indikator dar“, so Haber. Die genaue Berechnung aller Kennzahlen bzw. die bereits errechneten Zahlen können den jährlich veröffentlichten Berichten der E-Control zur Ausfall- und Störungsstatistik Strom und Gas1 entnommen werden.
Witterung spielt große Rolle und führte zu Ausnahmesituationen
Dabei haben Versorgungsunterbrechungen unterschiedlichste Gründe. Generell werden diese in geplante und ungeplante Ursachen unterteilt. „Geplante Ausfälle müssen den Kunden mindestens fünf Tage im Voraus unter Bekanntgabe der voraussichtlichen Dauer angekündigt werden. Ungeplante Ursachen können den Kundinnen und Kunden naturgemäß nicht vorher angekündigt werden und entstehen durch unvorhersehbare Einwirkungen“, so Haber. Ungeplante Ursachen werden bei Strom in fünf verschiedene Kategorien gegliedert. Dazu zählen atmosphärische, fremde und netzbetreiberinterne Gründe sowie Rückwirkungsstörungen und regional außergewöhnliche Ereignisse. „Von regional außergewöhnlichen Ereignissen spricht man zum Beispiel bei extremen Unwetterlagen, welche die Netzbetreiber vor schwierige Aufgaben stellen können und die in der Statistik gesondert betrachtet werden. Bei den ungeplanten Ursachen waren im Jahr 2021 atmosphärische Gründe mit rund 19 % die häufigste Ausfallsursache, gefolgt von netzbetreiberinternen Ursachen mit 16 %, zu denen z.B. Fehlschaltungen oder der Ausfall von Netzelementen zählen“, legt Haber die Details dar. Die durch atmosphärische Auswirkungen verursachten Versorgungsunterbrechungen sind im Vergleich zum Vorjahr um 36 % gesunken. „Dies ist auf die reduzierte Häufigkeit von starken Unwettern zurückzuführen, die nicht als seltene bzw. außergewöhnliche Ereignisse eingestuft werden konnten“, erläutert Haber. Eine detaillierte Beschreibung der Ausfallsursachen kann ebenfalls dem Jahresbericht zur Ausfall- und Störungsstatistik entnommen werden.
Im Gasbereich hat sich gezeigt, dass nur rund 22 % der gemeldeten Versorgungsunterbrechungen außerhalb des Verteilernetzes lagen (z.B. eine defekte Gastherme in der Kundenanlage). Unterbrechungen mit Ursache im Verteilernetz teilen sich auf in Ursachen ohne Fremdverschulden zu rund 39 % und gastechnische Anlagen im Verteilernetz zu 28 %. Ein vergleichsweiser geringer Anteil entfällt hierbei mit rund 11 % auf Ursachen mit Fremdverschulden. „Unsere Analysen haben zudem gezeigt, dass die Unterbrechungsdauer in den Wintermonaten deutlich geringer ausfällt als während der Sommerzeit. Dies dürfte vorrangig auf eine höhere Gas-Abhängigkeit der Netzbenutzer in den Wintermonaten zurückzuführen sein“, erklärt Haber.
Netzbetreiber als Ansprechpartner für Kunden
„Im Falle einer Versorgungsunterbrechung ist der jeweilige Netzbetreiber – abhängig vom Netzgebiet – der zu kontaktierende Ansprechpartner für Betroffene. Kunden haben die Möglichkeit, sich über Ausfallskennzahlen in ihrem eigenen Netzgebiet zu erkundigen. Die Hauptzuverlässigkeitskennzahlen, SAIDI und ASIDI, für das jeweilige Netzgebiet sind auf der Website des Netzbetreibers zu finden. Dieser ist gesetzlich dazu verpflichtet, seine Kennzahlen, nämlich die durchschnittliche Unterbrechungsdauer in Minuten, zu veröffentlichen“, weist Haber auf die Rechte für die Kundinnen und Kunden hin.
Auch 2021 wieder gutes Zeugnis für die Netzbetreiber
Die E-Control monitort nicht nur die Versorgungszuverlässigkeit der Stromversorgung, sondern auch die kommerzielle Qualität der Verteilernetzbetreiber sowohl Strom als auch Gas. Diese sind verpflichtet, entsprechende Qualitätsstandards einzuhalten. „Dazu zählen unter anderem einheitliche Fristen bei der Beantwortung von Kundenanfragen, Informationen über Termine und deren Einhaltung und vieles mehr. In Summe wurden von uns 119 Strom-Verteilernetzbetreiber und 21 Gas-Verteilernetzbetreiber überprüft. Insgesamt können wir den überprüften Netzbetreibern ein gutes Zeugnis ausstellen“, zieht der Vorstand der E-Control, Wolfgang Urbantschitsch (links am Titelbild), eine positive Bilanz. Schränkt gleichzeitig aber ein: „Überrascht hat uns allerdings, dass es beim größten Strom-Verteilernetzbetreiber in Österreich erstmals mehrere Nichterfüllungen der zu erfüllenden Standards gegeben hat. Hier bleibt abzuwarten, ob es sich dabei tatsächlich um einmalige Nichterfüllungen handelte, gerade weil der angeführte Grund, nämlich eine weitreichende Systemumstellung, in weiterer Folge bereits weggefallen sein sollte.“
„Die Standards, die es zu erfüllen gilt, betreffen unter anderem die fristgerechten Reaktionen auf Netzzugangsanträge, Abschaltungen wegen Verletzung vertraglicher Pflichten bei Aussetzung vor Wochenende und Feiertagen, die rasche Wiederherstellung der Belieferung nach einer Abschaltung wegen Verletzung vertraglicher Pflichten sowie die rechtzeitige Übermittlung einer Endabrechnung nach Vertragsbeendigung“, erläutert Urbantschitsch die Details. Alle Ergebnisse können den auf der Website veröffentlichten Berichten entnommen werden.
Erfüllung der Monitoringaufgaben für die E-Control sehr wichtig
Die verschiedenen Bereiche des Strom- und Gasmonitorings sind eine für die Regulierungsbehörde wichtige Aufgabe. „Vor allem der Versorgungszuverlässigkeit wird von uns hier ein hoher Stellenwert beigemessen. Dafür arbeitet die E-Control sehr eng mit den Verteilernetzbetreibern in Österreich zusammen. „So wird gewährleistet, dass die E-Control Trends in der Versorgungszuverlässigkeit erkennen und bei negativen Entwicklungen, wenn notwendig, Maßnahmen zur Gegensteuerung einleiten kann. Die ausgewerteten Daten für Österreich werden dann im jährlichen Bericht zur Ausfall- und Störungsstatistik veröffentlicht und beschrieben, jene für die kommerzielle Qualität ebenfalls in einem eigenen Bericht für Strom und Gas“, so Urbantschitsch abschließend.
Ausfall- und Störungsstatistiken Strom und Gas für das Berichtsjahr 2021: https://tinyurl.com/bdcujh8r
Berichte zur kommerziellen Qualität der Strom- und Gas-Verteilernetzbetreiber 2021: https://tinyurl.com/mra975hk
1 https://tinyurl.com/bdcujh8r