Wir schließen die Sicherheitslücke und reduzieren das Risiko von elektrisch gezündeten Bränden in Wohngebäuden

von Anna Kober-Kölbl

Elektrische Störungen sind durchschnittlich für mehr als 30 % der Brände verantwortlich. Trotz der großen Fortschritte bei den Sicherheitsmaßnahmen, wie z.B. Rauchmeldern, führen diese Brände in Europa weiterhin jährlich zu 4.000 Todesfällen, 70.000 stationären Behandlungen und Sachschäden von bis zu € 126 Mrd. pro Jahri. Angesichts der Häufigkeit der elektrisch gezündeten Brände und ihrer verheerenden Konsequenzen stellt sich die Frage, ob alle möglichen Maßnahmen ergriffen wurden, um europaweit die Wohngebäude vor diesen Fehlern in den elektrischen Anlagen zu schützen.

Diese Frage stellt sich allen mit der professionellen Entwicklung, Spezifikation und Installation von elektrischen Anlagen verantwortlich Beschäftigten. Um das Risiko elektrisch gezündeter Brände sowie durch elektrische Schläge verursachter Verletzungen und tödlicher Unfälle zu reduzieren, ist der Einsatz von Leitungsschutzschaltern (MCD, Miniature Circuit Breakers) und Fehlerstromschutzschaltern (RCD, Residual Current Devices) in vielen Ländern weit verbreitet. Leitungsschutzschalter erkennen Fehler, wenn ein kritisches Stromniveau überschritten wird, und schützen daher vor Wärmeschäden, die von Kurzschlüssen oder Überströmen verursacht werden. Fehlerstromschutzschalter erkennen Fehlerströme, die nicht zum Einspeisepunkt zurückfließen, sondern in die entgegengesetzte Richtung fließen – dies wird als Erdschluss bezeichnet.

Das dritte Puzzleteil beim Schutz vor elektrisch gezündeten Bränden ist die Fehlerlichtbogenerkennung, die eine ausgefeilte digitale Technik erfordert und allgemein weniger genutzt wird. Die Installation von Fehlerlichtbogen-Schutzeinrichtungen (AFDD, Arc Fault Detection Device) ist zwar empfohlen, aber gemäß dem internationalen Standard IEC 60364 (Teil 4-42) nicht verpflichtend. In einigen Ländern, z. B. Deutschland, wurden nationale Vorschriften eingeführt, die die Verwendung unter bestimmten Voraussetzungen vorschreiben. In den USA, wo Fehlerlichtbogen-Schutzeinrichtungen AFCI (Arc Fault Circuit Interrupters) genannt werden, wird die Verwendung dieser Geräte durch die Sicherheitsnorm National Electric Code vorgeschrieben.

Die in den einzelnen Ländern unterschiedliche Kategorisierung und Protokollierung von Bränden erschwert das zuverlässige Erkennen von Zusammenhängen zwischen dem Einsatz von Fehlerlichtbogen-Schutzeinrichtungen und einer Reduktion elektrisch gezündeter Brände. In Deutschland werden beispielsweise 31,7 % der Brände durch Elektrizität verursachtii. In den USA werden laut der Brandschutzbehörde National Fire Protection Association (NFPA) 13 % der Brände elektrisch gezündet. Laut NFPA waren 2013 Fehlerlichtbögen für die meisten elektrisch gezündeten Brände in Wohnhäusern verantwortlich, wobei die Häufigkeit von Überhitzung als Ursache im Verhältnis von mindestens 2:1, möglicherweise sogar 7:1 übertroffen wurdeiii. Aus diesem Grund ist es so wichtig, Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

In einem von Eaton veröffentlichten neuen Whitepaper, das hier heruntergeladen werden kann, stellt der europäische Sicherheitsexperte DI Alfred Mörx Folgendes fest: „Brände mit elektrischer Ursache und Maßnahmen zu deren Vermeidung stehen zunehmend im Mittelpunkt nationaler, europäischer und internationaler Sicherheitsüberlegungen. Mit der anlagenspezifischen Kombination aus der sorgfältigen Anwendung der Installationsregeln und modernen Vorrichtungen für den Überstrom-, Differenzstrom- und Fehlerlichtbogenschutz stehen dem Planer, Errichter und Betreiber von Niederspannungsanlagen wirksame technische Möglichkeiten für die Verringerung des Risikos von Sach- und Personenschäden zur Verfügung.“iv

Elektrische Störungen sind häufig Brandursache. (Quelle: Eaton)Die Verwendung von Fehlerlichtbogen-Schutzeinrichtungen bleibt jedoch in vielen Ländern unter dem für den Schutz vor elektrisch gezündeten Bränden erforderlichen Niveau. Diese Sicherheitslücke muss geschlossen werden. Vielleicht liegt das Problem aber auch an der Wahrnehmung. Fehlerlichtbögen sind ein häufiges Phänomen und eine zentrale Ursache für Brände in Wohngebäuden, da herkömmliche Fehlerstromschutzschalter und Leitungsschutzschalter diese nicht erkennen. Ein Fehlerlichtbogen, der als »Mikroblitz« beschrieben werden kann, ist eine Entladung mit hoher elektrischer Leistung zwischen zwei Leitern, die zu Hitzeentwicklung führt und die Isolierung von Kabeln beschädigen sowie zum Ausbruch eines Feuers führen kann. Es gibt zahlreiche Ursachen, die sich häufig unbemerkt über lange Zeit entwickeln. Diese führen zu zahlreichen nicht erkennbaren Situationen, die einen Fehlerlichtbogen verursachen können, ohne dass es sichtbare Hinweise auf die Gefahr gäbe.

Zahlreiche Fehlerlichtbögen entstehen durch Defekte, die Hausbesitzer unwissentlich durch Nägel, Schrauben oder Bohrer verursachen und die zur Beschädigung der Leitungsisolierung führen. Fehlerlichtbögen können auch durch abgeknickte Stecker oder Drähte, durch Möbel gequetschte Leitungen, gebrochene Kabel, lose Kontakte oder Verbindungen, UV-Strahlen oder Nagetierbisse verursacht werden. Manchmal kann sogar die schlichte Alterung einer Anlage oder die Überlastung durch häufige Verwendung verantwortlich für einen Fehlerlichtbogen sein.

Durch die unterschiedliche Kategorisierung und Protokollierung von Bränden in den einzelnen Ländern ist es schwierig festzulegen, wie viele Brände in Wohngebäuden durch Fehlerlichtbögen verursacht werden. Es steht jedoch zweifelsfrei fest, dass Fehlerlichtbögen eine der Hauptursachen von elektrisch gezündeten Bränden sind und es daher unerlässlich ist, Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Fehlerlichtbögen sind nicht einfach nachzuweisen, da die auftretenden Ströme häufig dem Nennstrom entsprechen oder leicht darunter liegen. Der deutlichste Unterschied sind die höheren Frequenzen, die im Nennstrom durch serielle oder parallele Fehler entstehen. Die Fehlerlichtbogen-Schutzeinrichtungen haben die einzigartige Fähigkeit, diese höheren Frequenzen zu erkennen und schnell durch Abschalten darauf zu reagieren. Die Empfindlichkeit der Fehlerlichtbogen-Schutzeinrichtungen ist dabei von entscheidender Bedeutung, da selbst Fehlerlichtbögen mit geringer Stromstärke das Umgebungsmaterial an der Fehlerstelle entzünden können.

Die Schwierigkeit der Wahrnehmung ist ein Aspekt. Ein weiterer Grund für den geringen Einsatz von Fehlerlichtbogen-Schutzeinrichtungen könnte die herkömmliche Verwendung von separaten Leitungsschutzschaltern und Fehlerstromschutzschaltern sein. Trotz der Einführung von kombinierten Fehlerstromschutzschaltern mit Leitungsschutzschalter (RCBO) werden separate Vorrichtungen – möglicherweise aus Kostengründen – häufig bevorzugt. Dabei ist das Zeitalter des umfassenden integrierten Schutzes schon angebrochen: Der AFDD+ Brandschutzschalter inklusive FI/LS von Eaton bietet Elektroinstallateuren eine Fehlerlichtbogen-Schutzeinrichtung, die die Funktionen von Leitungsschutzschaltern und Fehlerstromschutzschaltern miteinander kombiniert. Der AFDD+ Brandschutzschalter inklusive FI/LS ist kostengünstig, einfach zu installieren, leicht zu handhaben und bietet umfassenden Schutz. Durch den Einsatz digitaler Technologie ist er genauer als Produktstandards vorschreiben, schützt vor unbeabsichtigtem Auslösen und bietet einfache Funktionen zur Fehlersuche.

i Fire Safe Europe (FSEU): Veröffentlichte Statistiken unter http://firesafeeurope.eu/resources/
ii IFS Brandursachenstatistik 2015, IFS Schadendatenbank. http://www.ifs-ev.org/schadenverhuetung/ursachstatistiken/brandursachenstatistik/
iii »Nearly 50,000 home fires involved electrical failures of malfunctions« – National Fire Protection Association (US). Veröffentlicht im Mai 2013. http://www.nfpa.org/news-and-research/news-and-media/press-room/news-releases/2013/nearly-50000-home-fires-involved-electrical-failures-or-malfunctions
iv Whitepaper von Eaton: Elektrisch gezündete Brände in Niederspannungsanlagen (Electrically Ignited Fires in Low-Voltage Installations) von DI Alfred Mörx (Eur.-Phys., Dipl.-Ing.) Veröffentlicht im Mai 2016.

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