Ein Haus ohne KNX ist ein Altbau

von Thomas Buchbauer
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Die Implementierung von KNX in Neubauten, ist derzeit noch eher eine Ausnahme. Betrachtet man die Gesamtzahl an Neubauten, wird der Großteil der Installationen weiter konventionell ausgeführt. Beim Zielmarkt von KNX, dem gehobenen Privat- und Gewerbebau, sieht die Sache jedoch bereits ganz anders aus – aller Voraussicht nach, wird KNX aber auch in den übrigen Bereichen zum zentralen Element im Haus der Zukunft. Die Möglichkeiten werden immer vielfältiger, Hausbesitzer werden sich aber immer weniger damit beschäftigen müssen. „Denn Technik interessiert den Kunden wenig, er möchte Komfort, der funktioniert“, argumentiert Markus Zack und untermauert dies anhand anschaulicher Beispiele:

Beim Thema KNX haben sich eine Menge Vorurteile gebildet. Lassen Sie uns diese einmal der Reihe nach abarbeiten: Begibt man sich durch KNX in Geiselhaft dem Elektrotechniker gegenüber?
Markus Zack: Das ist ein Trugschluss. Es stimmt, dass KNX für den Elektrotechniker ein riesen Folgegeschäft darstellt. Denn lebt man einmal mit KNX, fangen die Feinjustierungen erst richtig an. Bei einer konventionellen Installation sind Änderungen
aber immer mit großem baulichem Auf- wand verbunden – stemmen, Leitungen verlegen etc. Bei KNX geht es hingegen nur um Programmierungen, die einen deutlich geringeren Zeit und Kostenaufwand bedeuten. Bei einer konventionellen Installation befindet sich der Kunde also in einer deutlich höheren Abhängigkeit. Genau genommen verhält es sich also umgekehrt.

Ist KNX sicher gegenüber Angriffen von außen?
Zack: Diese Gefahr ist mehr als theoretisch. Wir haben tausende Installationen realisiert und ich habe von keinem einzigen Problem in dieser Richtung gehört. KNX hat nichts mit dem Internet zu tun, es gibt zwar eine Schnittstelle, die wird jedoch nur für Fernwartungen verwendet und für die Tablet/Smartphone Anbindung. Zum Programmieren braucht man eine bestimmte Software und muss das Projekt kennen, sonst kann man mit den reinen Daten überhaupt nichts anfangen. Und selbst wenn ein Angreifer sich theoretisch Zugang zum Haus verschaffen sollte, was wird für ihn interessanter sein? Heikle private Daten wie Kreditkartennummern, oder das Licht ein- und ausschalten?

Das klassische Beispiel für Vorbehalte gegenüber der Heimautomatisierung ist der Miele-Kühlschrank der von selbst bestellt. Da hatte jeder die Befürchtung, dass sich die Milchpackerl vor der Tür stapeln, wenn man vom Urlaub nach Hause kommt.
Zack: Damit wurde ein Beispiel gesetzt, wo etwas propagiert wurde, was technisch nicht realisierbar war. Den Kühlschrank, der automatisch bestellt, konnte der beste Elektriker nicht sinnvoll in die Hausanlage integrieren. Damit wurde ein Negativbeispiel gesetzt, das immer wieder in Erinnerung gerufen wird, wenn dem Kunden etwas in die Hand gegeben wurde, mit dem er nichts anfängt bzw. anfangen will.
Der Kunde will mit Automation in erster Linie Komfort und als Nebeneffekt Kosten sparen, sich aber nicht darum kümmern müssen. Oft wird bei Installationen die Möglichkeit geboten eine Fehlerüberwachung zu implementieren, bei dem der Kunde z. B. eine SMS bekommt wenn irgendwo ein Fehler auftritt. Der Kunde will das aber gar nicht wissen und kann damit auch gar nichts anfangen – das verunsichert nur, zumal im Regelfall die Störung gar nicht aufgefallen wäre. Die Fehlerinformation sollte der Elektriker bekommen und (z. B. im Rahmen eines Wartungstermins) beheben.

Es bestehen immer noch Zweifel gegenüber Zutrittskontrolle über Fingerprints.
Zack: Meiner Erfahrung nach ist das Hauptargument für Zweifel gegenüber dieser Möglichkeit der Zutrittskontrolle, die Frage nach der Zutrittsmöglichkeit im Falle eines Stromausfalles. Dabei wird aber nicht bedacht, dass es trotzdem immer noch einen Schlüssel für die Türe gibt, den man nach wie vor verwenden kann, wenn es notwendig sein sollte! Im Übrigen ist die Wahrscheinlichkeit eines längeren Stromausfalles in Österreich sowieso sehr gering. Die Vorteile liegen hingegen auf der Hand, so können jederzeit neue Personen hinzugefügt oder wieder entfernt werden, und ihnen darüber hinaus per KNX Zutrittszeiten zugewiesen werden, um z. B. der Putzfrau nur tagsüber Zugang zu gewähren. Man muss also keine Wohnungsschlüssel mehr verteilen, die missbraucht werden können, oder die nicht mehr zurück gegeben werden.

Thema Bewegungsmelder: Oft wird kritisiert, dass das Licht regelmäßig ausgeht, wenn man sich nicht bewegt und man plötzlich im Dunkeln sitzt.
Zack: Das wäre dann ein Planungsfehler par excellence. Ein Bewegungsmelder gehört in den Gangbereich, ins WC oder in den Ab- stellraum und nicht in einen Wohnraum oder ins Bad. Sollte im Wohnbereich – aus welchen Gründen auch immer – eine Bewegungsteuerung gewünscht werden, sollte man auf Präsenzmelder setzen. Diese erkennen zuverlässig die Anwesenheit einer Person, auch wenn sie ruhig auf der Couch sitzt. Bewegungsmelder sind hier fehl am Platz.

Wie wir die Zukunft aussehen (Stichwort: Smart Grid)?
Zack: Wenn KNX eingebaut wurde, braucht man sich zum momentanen Zeitpunkt noch nicht viel um Smart Grid zu kümmern. Die Nachrüstung vollzieht sich in Zukunft im Verteiler. Der Kunde wird im Idealfall gar nichts davon mitbekommen, sondern auf einmal die Möglichkeit haben, seinen Stromverbrauch auf seinem gewohnten Display zuüberwachen. So können auch Stromfresser identifiziert werden. Variable Stromtarife werden das in der Zukunft forcieren, in dem es Zeiten geben wird, in denen es z. B. günstiger ist, die Wärmepumpe zu aktivieren. Diese Argumentation kann jedoch auch sehr ge-ährlich sein, da es die haushaltsführenden Personen abschreckt, wenn man ihnen vorgibt, dass z. B. die Waschmaschine am Nachmittag mit dem Waschen fertig ist, aber niemand da ist der die Wäsche aufhängt! Wichtig ist da natürlich auch die Möglichkeit zu sagen: Ich kann den Strom verbrauchen wann ich will! Aber Dinge die verschoben werden können, werden in die Zeiten in denen Strom billiger ist verlegt!

Weil es bereits angesprochen wurde wie bringt man KNX den Kunden am besten näher?
Zack: Am wichtigsten ist, nie jemanden allein zu beraten. Gerade bei Pärchen oder Ehepaaren muss der Verkäufer unbedingt mit beiden reden. Der Mann ist in der Regel in die Technik verliebt und verspielt, die Frau hingegen designorientiert und praxisnah. Das widerspricht sich aber nicht. Das Display an der Wand ist für den Mann eine Spielerei, für die Frau ein super Design und hoher Komfort. Die wichtigsten Argumente sind solch vermeintlich simple Sachen, wie die »Zentralaus-« und »Panikfunktion«. Energiesparen durch Beschattung und der Komfort dies nicht mehr per Hand tun zu müssen, sowie der Sicherheitsaspekt sind ebenso zugkräftige Argumente. Die Basics reichen in der Regel völlig aus! Was man dem Endkunden schwer erklären kann, ist die Verknüpfung der Gewerke. Die Heizung, das Licht, die Jalousien und die Bewässerung – alles kann von einem zentralen Punkt aus gesteuert werden. Das überfordert den Endkunden aber am Anfang oftmals aufgrund der vielen Optionen. Die Möglichkeit alles zentral steuern zu können, muss der Schaltermenge einer konventionellen Installation gegenüber gestellt werden. Mit dieser simplen Rechnung hat man meistens schon gewonnen. Die Beschattung ist ein typisches Beispiel, wo man sehr viel falsch machen kann. Der Elektriker erklärt Folgendes: Wenn die Sonne scheint, fährt die Jalousien herunter: Das hat den positiven Effekt, dass sich das Haus nicht erhitzt. Der Kunde versteht darunter aber, dass es im Haus dunkel wird, sobald die Sonne scheint. Das will natürlich niemand – das ist ein absolutes K.o.-Kriterium! Dafür gibt andere Techniken wie die Lamellennachführung, bei der dafür gesorgt wird das die Sonnenstrahlen draußen bleiben aber man trotzdem aus dem Fenster schauen kann! Aber das muss man möglichst technikfrei erklären. Es gibt natürlich auch Kunden, die Technikaffin sind. Man muss den Kunden einfach dort abholen, wo er steht und auf seine Wünsche eingehen – da spielt natürlich auch etwas Psychologie mit. Der Verkäufer darf auch nicht von sich selbst ausgehen und seine Preisvorstellungen auf den Kunden übertragen. Nur weil dem Elektriker etwas zu teuer erscheint, heißt das noch lange nicht, dass dies der Kunde ebenso empfindet.

Am besten ist es also, so einfach wie möglich zu erklären?
Zack: Wenn sie den technischen Hintergrund kennen ja. Das Wichtige bei KNX ist, dass man es so erklärt, dass es der Kunde versteht, man aber gleichzeitig so viel technisches Know-how besitzt, dass man eine korrekte Auskunft geben kann. Das Problem ist:
Man kann vieles machen, aber es macht nicht alles Sinn! Es ist alles eine Frage der Programmierung und dazu brauche ich das technische Know-how. Man muss einfach wissen was geht, ohne es selbst programmieren zu können! Der Endkunde will nichts von Technik hören. Der typische Elektriker ist aber natürlich ein Techniker und der tut sich oft schwer, diese außen vor zu las- sen. Der Endkunde will aber in erster Linie etwas über Funktionen erfahren. Es wird ein Knopf gedrückt, und es muss etwas passieren. Wie beim Auto – so sollte es auch bei einem Haus sein.

Welche Rolle spielt die Website geht- doch.at?
Zack: »Geht-doch« hat die Aufgabe, den Endkunden direkt nahezubringen, was alles möglich ist, ohne auch nur ansatzweise technische Details zu beinhalten. Sie bietet also eine rein funktionelle Erklärung, was in einem modernen Haus enthalten ist und sein sollte. Im nächsten Schritt, bietet die Website die Weiterleitung an einen »Geht-doch« Partner an, von dem man mit Sicherheit davon ausgehen kann, dass dieser eine vernünftige Beratung, Planung und Ausführung liefert.

Welche Möglichkeiten gibt es, einen Alt- bau mit KNX auszustatten?
Zack: Auf den Power-Days haben wir zum ersten Mal den Berker KNX-Funk vorgestellt. Dieser ist ebenso wie KNX selbst genormt und vollständig untereinander, wie auch zum normalen KNX voll kompatibel und auch kombinierbar. Der Vorteil ist, dass die KNX- Funkkomponenten nicht mehr kosten als jetzige Funkkomponenten. Wünscht man ein Display zur Visualisierung, muss nur dieses eine Element verkabelt werden, der Rest läuft über Funk. So kann KNX nachträglich in jeden Bau eingebracht werden. Grenzen setzt nur die Physik des Funks an sich. Wo kein Funk durchkommt, kann natürlich auch kein KNX-Funk umgesetzt werden.

Herr Zack, wir danken für das Gespräch

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