Wenn man eine Projektbesichtigung begeht, sollte man keine neuen Schuhe tragen – lange Laufwege sind da schließlich nicht ausgeschlossen! Und wenn man dann auch noch ausgerechnet den neuen Stützpunkt der Wiener Netze erwischt, der nach modernsten Kriterien – elektrotechnisch ausgeführt von Elin und ausgestattet mit den neuesten Komponenten von ABB und Busch-Jaeger – der alleine mit seinem Hauptgebäude auf rund 96.000 m2 Nutzungsfläche kommt … tja dann kann es weh tun.
Schon beeindruckend, was da in knapp zwei Jahren Bauzeit hingestellt wurde. Auf dem ehemaligen Gelände des »Gaswerk Simmering « errichteten die Wiener Netze, unweit des Gasometers, eine neue Unternehmenszentrale, den sogenannten Smart Campus. Dieser ist als zusammenhängender Gebäudekomplex zur reinen Eigennutzung geplant und stellt den neuen administrativen Stützpunkt dar. Dazu wurden aus mehr als zehn Standorten alle Mitarbeiter zusammengezogen, die seit Ende Sommer 2016 auf diesem Areal ihre neue Arbeitsstätte gefunden haben. Durch diese Zentralisierung aller Wiener Netze-Abteilungen sollen Wege verkürzt, die Kommunikation erleichtert und Prozesse vereinfacht werden. Dadurch bereitet man sich beim Wiener Energienetzbetreiber, laut eigenen Aussagen, auch für die smarte Zukunft mit Smart Metering und Smart Grids vor.
Beim Bau setzte man auf Nachhaltigkeit: „In allen Phasen, von Planung über Bau und Betrieb, sollen ökologische Kriterien berücksichtigt werden. Das Gebäude wird auch nach ÖGNI zertifiziert werden“, heißt es von Seiten der Wiener Netze. Dazu zählen Passivhaus-Standards, eine ressourcenschonende und energiesparende Bauweise, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach sowie ein ausgeklügeltes Heizsystem mit Grundwassernutzung für die perfekte Temperatur in den Büros, das mittels Solarthermie erwärmt wird. Damit soll der Smart Campus den Großteil seines Energiebedarfs selber decken. Darüber hinaus wird eine Nutzung von E-Autos, Erdgasautos und E-Bikes durch Ladestationen am Campus unterstützt.
Elektrotechnisch am Puls der Zeit
Dass sich solch hochgesteckte Ziele nur mit einer ausgezeichneten Elektroinstallation verwirklichen lassen, versteht sich von selbst. Damit untrennbar verbunden ist eine umfangreiche Gebäudesteuerung via KNX. Für die Elektroinstallation war in erster Linie die Elin GmbH & Co KG verantwortlich, die in den Hochzeiten der Bauaktivitäten bis zu 150 Mitarbeiter gleichzeitig im Einsatz hatte, wie uns Gregor Schuster, zuständig für Konstruktion und Gebäudeprojekte bei Elin, während der Besichtigung erzählte.
Viele elektrotechnische Komponenten stammen dabei von ABB und ein Großteil des Schaltermaterials von Busch-Jaeger, für dessen Einsatz sich ABB-Außendienstmitarbeiter Ing. Manfred Reiter verantwortlich zeigt. Neben rund 1.000 Stück 2- und 4-fach-KNX-Tastsensoren und Raumtemperaturregler der Schalterserie future linear, über 5.000 Steckdosen und 1.500 Busch-Präsenzmelder KNX für die HKL-Regelung der Beleuchtung, war Manfred Reiter bei diesem Rundgang vor allem auf ein Produkt stolz. Denn der ABB-i-bus KNX-Raum-Controller übernimmt bei diesem Projekt eine wichtige Rolle. Dieser Raum-Controller ist als zentrales Gerät fähig, sämtliche KNX-Funktionen zu steuern. Satte 2.000 Stück wurden davon in den Unterböden der verschiedenen Räumlichkeiten für die Jalousiesteuerung eingebaut. Eine entsprechende Anzahl Reedkontakte dient zur Fensterüberwachung. „Durch seinen modularen Aufbau passt sich der i-bus KNX-Raum-Controller flexibel an die benötigte Funktionalität an. Die Vor-Ort-Installation ermöglicht kurze Montage- und Inbetriebnahme-Zeiten. Eine strukturierte Kabelführung schafft Übersichtlichkeit und Flexibilität – sowohl während der Planung als auch im Betrieb“, erklärt uns Reiter die Vorteile des Geräts.
Dabei ist die Jalousien-Steuerung unaufdringlich gehalten und kein Mitarbeiter wird durch eine übergeordnete Gebäudesteuerung bevormundet. Wird es etwa während der Betriebszeiten zu heiß, weil das Fenster offen ist, meldet sich das System mittels Leuchtsignalen in unterschiedlichen Farben und macht so darauf aufmerksam, Fenster zu schließen oder die Sonne mittels Jalousien besser auszusperren, um eine noch größere Wärmeeinstrahlung zu vermeiden. Das soll helfen, die Raumklimatisierung optimal zu nutzen und Energie zu sparen. Dank KNX ist das System sehr flexibel gehalten, wobei etwa jede Fensterachse individuell und immer wieder neu gesetzt werden kann. Damit lassen sich auch im Nachhinein vor allem Arbeitsplätze in Großraumbüros leichter umgestalten. So ist – ganz KNX eben – für die Zukunft in jedem Fall vorgesorgt.