Wir stehen vor einer massiven Veränderung der Heizgewohnheiten – in den nächsten Jahren wird sich vieles ändern müssen. Wie ist der neue Slogan der Bundesinnung »Alles ist elektrisch« aus Ihrer Sicht zu sehen?
Mag. Thomas Reiter, Geschäftsführer Etherma Elektrowärme: Das sehe ich genauso. Deswegen gibt es auch was das Heizen betrifft langfristig gesehen nur eine sinnvolle Lösung – nämlich »Elektrisch Heizen«. Strom ist die einzige Energieform, die man sauber und ohne CO2-Belastung herstellen kann. Noch dazu hat der Konsument selbst die Möglichkeit, ihn herzustellen – sei es mit einer PV-Anlage oder in bestimmten Gebieten Österreichs auch mit Windenergieanlagen. Besonders interessant wird es, wenn man in der Lage sein wird, die Energie effizient zu speichern, um sie für bestimmte Verbraucher – wie eben der Elektroheizung – im Bedarfsfall zu verwenden.
Was verstehen Sie unter speichern?
Reiter: Derzeit kann man den Strom entweder in Akkus speichern oder eben – und darin sehen wir derzeit den sinnvollsten Weg – in Form von Wärme. Elektrofußboden-Speicherheizungen im Estrich verlegt sind das ideale Mittel dazu. Neueste Entwicklungen gehen dahin, mit dem durch die PV-Anlage produzierten Strom Wasserstoff zu erzeugen, diesen zu speichern und mit ihm dann in einer Brennstoffzelle bei Bedarf Strom zu erzeugen.
Welche Maßnahmen muss das Gewerbe treffen, um für eine Verbreitung der Elektroheizungen zu sorgen?
Reiter: Der Druck muss zum einen von uns Herstellern und vom Großhandel kommen. Aber auch für den Elektrotechniker ist es im Beratungsgespräch mit den Konsumenten sehr einfach darstellbar, dass elektrisches Heizen komfortabel, ökonomisch und ökologisch sinnvoll sowie aus gesundheitlichen Gründen anderen Heizverfahren vorzuziehen ist. Ich bringe in Gesprächen mit Konsumenten gerne den Vergleich mit der Elektromobilität: Elektrofahrzeuge werden allerorts als Heilsbringer hochgejubelt – also warum sollte dann eine Elektroheizung schlecht sein? Die gleichen Argumente kann man durchaus auch für unseren Bereich gelten lassen. Eines, das auf besonders offene Ohren trifft, ist jenes, sich von der Öl- bzw. der Gas-Lobby und den davon ausgehenden Preisschwankungen am Rohstoffmarkt unabhängig zu machen. Da werden Konsumenten in der Regel hellhörig.
Wie sieht es mit der Kostenwahrheit aus? Was muss man berücksichtigen, wenn man sich heute für ein Heizsystem entscheidet?
Reiter: Durch die herrschenden Vorschriften hinsichtlich der Gebäudeisolierung sind die Bedingungen für die Betriebskosten bei fast allen Heizsystemen nahezu ident. Also zählen vor allem die Investitionskosten – und die sind bei Elektroheizungen wesentlich geringer als bei anderen Systemen. Mittlerweile hat auch das Elektroheizen – etwa mit der Infrarotheiztechnik – einen technologisch großen Schritt gemacht und ist damit weit effizienter und im Betrieb wirtschaftlicher als das noch vor einigen Jahren der Fall war. Wenn man bei der Kostenwahrheit ist, muss man natürlich auch ins Spiel bringen, dass die Servicekosten bei der Elektroheizung gegen Null gehen – anders sieht es da bei Öl-, Gas- oder Heizsystemen ähnlicher Art aus. Ganz zu schweigen von den Kosten, die durch den Bau und die Wartung eines Kamins entstehen. Beim Einbau einer Elektroheizung entfallen diese Investitionen zur Gänze.
Wenn man sich für den Erwerb einer Infrarotheizung entschließt, muss man dann zusätzlich noch eine andere Heizung vorsehen?
Reiter: Natürlich kann man die Infrarotheizung mit einer Elektro-Fußbodenheizung kombinieren und damit eine ideale Lösung schaffen – aber zwingend notwendig ist es nicht. Ich empfehle den Konsumenten sehr oft zusätzlich einen Kachelofen vorzusehen – aber einzig und alleine deswegen, weil die Leute gerne mit Holz heizen und das Wärmeempfinden das gleiche ist wie bei der Infrarotheizung.
Wann sollte man eine Infrarotheizung vorsehen?
Reiter: Die Infrarot-Heizpanele eignen sich idealerweise für die Renovierung – zum Beispiel dort, wo man alte Nachtspeicheröfen vorfindet. Damit hat man ein extrem innovatives und komfortables Heizsystem zur Verfügung, das darüber hinaus auch noch weitaus geringere Kosten verursacht. Die Infrarotheizung kommt aber selbstverständlich auch bei neu zu errichteten Niedrig- und Passivhäuser in Frage.
Der Gewinn ist auf Konsumentenseite nicht nur in der Geldbörse spürbar?
Reiter: Nein, ganz und gar nicht – neben dem gesundheitlichen Aspekt hat der Betrieb einer Elektroheizung hat eine absolute Komfortsteigerung zur Folge – jeder Raum kann individuell geregelt und den Bedürfnissen der Konsumenten angepasst werden. Das schafft man in dieser Ausprägung mit keinem anderen Heizsystem.
Wir importieren jährlich Erdgas im Wert von rund 14 Milliarden Euro, was müssen wir tun, um den richtigen Weg einzuschlagen?
Reiter: Die Österreicher sind in der glücklichen Lage, einen sehr hohen Anteil »sauberen Stroms« beziehen zu können – die Salzburg AG etwa liefert zu 86% Strom aus Wasser- und Windkraft. Trotzdem muss uns klar sein, dass Handlungsbedarf herrscht. Die Tendenzen laufen für mich allerdings in eine sehr positive Richtung, und ich bin überzeugt davon, dass wir es bis 2020 schaffen werden, nahezu 100% Strom aus Erneuerbaren Energien zur Verfügung zu haben. Und spätestens dann sind die Voraussetzungen geschaffen, um Elektrisches Heizen einen weitaus höheren Stellwert als das heute der Fall ist, zu verleihen. Wer sich darüber Gedanken machen möchte, sei aufgerufen, sich mit uns als österreichischen Hersteller – gerne auch mit mir persönlich – in Verbindung zu setzen! Wir unterstützen die Elektrounternehmen auf allen Linien und freuen uns über jeden neuen Partner!
Herr Reiter, wir danken für das Gespräch!