Der Regro-Energy-Efficiency-Kongress sorgte Mitte Juni in der bereits bewährten Location, dem Amadeus Terminal 2 am Salzburger Flughafen, einmal mehr für großen Anklang unter den zahlreichen Gästen. Kein Wunder – immerhin bot Regro ein gewohnt informatives Paket aus kompetenten Rednern und einer Ausstellung von Produkten und Systemlösungen, die das Thema »Energy Efficiency« im Sinne der Abnehmer an den Hörnern packt.
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Was die Zukunft zu bieten hat
Regro-Vertriebsleiter DI (FH) Uwe Klingsbigl begrüßte die interessierten Elektrotechniker und führte sie gedanklich in die Welt der Energie-Verbrauchsoptimierung als auch in jene der Energieerzeugung. Klingsbigl sieht die Aufgabe von Regro vor allem darin, die Verantwortlichen dieses Landes zu diesem Thema zusammenzubringen, um gemeinsam Lösungen für die Herausforderungen, die uns bevorstehen, zu finden. „28 Mio. Liter Kraftstoff täglich oder 10 Mrd. Liter pro Jahr werden alleine in Österreich verbraucht. Wenn wir uns nun vorstellen, dass nur ein Teil davon durch elektrische Energie ersetzt wird, dann kann man sich ausmalen, was das für die Elektrobranche zu bedeuten hat“, führte Klingsbigl den anwesenden Elektrotechnikern das Potenzial vor Augen.
Visionär wurde es, als der Zukunftsforscher Mag. Dr. Daniel O. Maerki dem Publikum ein Stimmungsbild darüber gab, wie wir im Jahr 2025 wohnen werden. Er wies darauf hin, wie stark der Trend der Individualisierung anhält: „Das klassische Bild der Familien mit zwei Kindern ist relativ überholt – auch wenn dieses Modell in unseren Vorstellungen weiter präsent ist. Aber in manchen Teilen unserer Städte bewegt sich der Anteil der Ein-Personen Haushalte schon in Richtung 70%“, so Dr. Maerki. Der Zukunftsforscher gab aber auch zu bedenken, dass man anderen Entwicklungen – wie der immer älter werdenden Bevölkerung, der Zuwanderung, dem wachsenden sozialen Ungleichgewicht statt sozialer Durchmischung, der Verteuerung der Mobilität und der Umkehr von sozialem Nomadentum – gerecht werden muss. In Anbetracht all dieser Tendenzen ist es naheliegend, dass sich auch die Bauwirtschaft anderen Trends stellen muss – so haben etwa sogenannte »Clusterwohnungen« bereits ihre Berechtigung. „Dabei handelt es sich um größere Wohneinheiten mit zentralen sozialen Bereichen – also »Begegnungszonen«, wenn man in Gesellschaft sein möchte, aber auch einzelne kleine Wohnbereiche, in denen die Bewohner ihren Rückzug finden“, schilderte Dr. Maerki. Doch damit nicht genug – seiner Ansicht nach müssen wir unser Vorgehen grundsätzlich überdenken. So präsentierte der Wissenschaftler das Schweizer Projekt der »2.000 W Gesellschaft«. Dabei handelt es sich um ein energiepolitisches Modell, das im Rahmen des Programms Novatlantis an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ) entwickelt wurde. Gemäß dieser Vision sollte der Energiebedarf jedes Erdenbewohners einer durchschnittlichen Leistung von 2.000 Watt entsprechen. Aber selbst Dr. Maerki wollte auf die Frage nach dem Wohnen im Jahr 2025 keine eindeutige Antwort geben: „Allerdings wird dann Wohnen etwas mit Intelligenz zu tun haben. Die Verflechtung einzelner Bereiche im Gebäude wird mehr und mehr im Zentrum unseres Handelns stehen. Bei Smart Living wird man die unterschiedlichen Dimensionen des Wohnens stärker miteinander verbinden – egal ob technologische, ökologische, ökonomische oder soziale Aspekte. Wenn man in einem dieser Bereiche tätig ist, wird man in Zukunft verstärkt auf die anderen Rücksicht nehmen müssen. Wenn wir von Smart Living reden, dann meinen wir die Nachhaltigkeit in der Substanz als auch die Flexibilität in der Nutzung. Denn die Anwenderbedürfnisse dienen künftig verstärkt als Grundlage intelligenter Wohntechnologien.“ Diese – so der Zukunftsexperte – werden künftig auch häufiger als bisher wechseln, wodurch auch bei der Gestaltung von Gebäuden Rücksicht genommen werden muss. All diese Faktoren bedeuten letztlich auch, dass es automatisch zu neuen Berufsfeldern und Tätigkeiten in der Immobilienwirtschaft kommen wird – und damit zu Chancen, die es zu nutzen gilt.
Photovoltaik – wo geht´s lang?
Die Organisatoren des Kongresses legten sich einmal mehr mächtig ins Zeug – so konnte man auch bei dieser Auflage des Energy-Efficiency-Kongresses Dr. Hans Kronberger als Referenten gewinnen. Denn wer kann das Bild der Photovoltaik-Förderlandschaft in Österreich wohl besser zeichnen als der Präsident der Photovoltaik Austria? Und Kronberger legte in Anspielung auf die Moderatorin des Tages, Angelika Niedetzky, gleich mit einem wie gewohnt sehr pointierten Sager los: „Die Förderlandschaft in Österreich ist in weiten Teilen kabarettreif.“ Er betonte allerdings auch gleich im nächsten Atemzug, dass es seiner Meinung nach keine Förderungen im Bereich der PV gibt: „Österreich hat 2009 rund 9,9 Mrd. Euro ausgegeben, um Energie zuzukaufen. Alles, was die öffentliche Hand somit in die Entwicklung erneuerbarer Energien steckt, ist keine Subvention sondern eine sinnvolle Investition in die Zukunft.“ Kronberger schilderte dem Publikum schließlich die Chronologie der Fördergeschichte in Österreich. Er erinnerte das Publikum auch daran, dass der Ölpreis in den ersten 12 Jahren dieses Jahrtausends von 10 auf 120 Dollar (aktueller Stand rund 100 Dollar) gestiegen war. „Was letztlich zur Folge hat, dass wir ein neues Energiesystem schaffen müssen“, so der PV-Experte. Die installierte PV-Leistung hat sich von 2008 bis heute, Dank des Engagements wesentlicher Gruppen, in Österreich laut Kronberger verhundertfacht. „Die Österreicher haben auch eine exzellente Einstellung zu dieser Technologie“, freut sich Kronberger, der die Politik auffordert, die Deckelung der Förderung für Investitionen in Kleinanlagen bis 5 kWp aufzuheben. Er ließ den Wirtschaftsminister abschließend wissen, dass er mit dem Ökostromgesetz erst dann zufrieden sein wird, wenn die Entdeckelung für Kleinanlagen realisiert wurde.
Jetzt wird´s technisch
Dieter Michel von ABB Stotz präsentierte schließlich eine Reihe von Lösungsansätzen für energieeffiziente Gebäude. Schließlich sind Gebäude die mit Abstand größten Energieverbraucher auf der Erde. Um dem ein Ende zu bereiten sei vor allem die Messung wesentlich: „Denn ohne Erfassung der Daten kann der Energieverbrauch auch nicht optimiert werden.“
Als »Must-Have« bezeichnet Erich Schuller von Eaton den Feuerwehrschalter von Eaton: „Die ÖVE / E8001-4-712 (VDE 0100-712) fordert zwar einen DC-Lasttrennschalter, sie schreibt aber nicht vor, wo diese Trennstelle anzuordnen ist. Sehr häufig ist der Freischalter im Wechselrichter integriert. Die DC-Leitungen stehen also bei Lichteinfall auf die Solarzellen immer unter Spannung.“ Der Wunsch der Feuerwehren ist eine DC-taugliche Schaltstelle, die direkt im oder dicht am Solargenerator sitzt und sowohl direkt, als auch aus der Ferne betätigt werden kann. „Mit dem Feuerwehrschalter von Eaton kann dem abgeholfen werden“, betonte Schuller.
Patrick Müller brachte schließlich Licht in das Thema Energieeffizienz. Der Bilton-Geschäftsführer unterstrich, wie wesentlich das Lichtmanagement sei: „Lichtmanagement ermöglicht Energieeinsparungen bis zu 80% und gilt als größter Hebel in der intelligenten Lichtlösung.“ Schon simple Anwesenheitsdetektoren können Einsparungen von 15–30%, tageslichtabhängige Steuerung sogar 40–60% erzielen. „Bei optimaler Lichtplanung lassen sich bis zu 80% Energie sparen während Komfort und Wohlbefinden für den Menschen steigen“, brachte es Patrick Müller auf den Punkt.
Der LTG-Präsident Franz-Josef Müller kritisierte unter anderem in seiner Rede eine Aktion der OÖ Energie AG, in der das EVU eine No-name-LED-Retrofit-Lampe zu Werbezwecken unter ihre Kunden brachte – daher lautete sein Appell, auf Markenprodukte zurückzugreifen. Müller griff einmal mehr das Thema LED-Tubes auf – in seinem Vortrag unterstrich er, dass diese Produkte wesentliche Kriterien zu erfüllen haben: So müssen die Lampen CE-, ENEC- und RoHS-Prüfzeichen aufweisen, ihr Gewicht muss unter 500 g liegen und es darf keine Spannung an offenen Kontaktstiften anliegen – sollte nur eine der Kriterien nicht entsprochen werden, empfiehlt Müller eindringlich: „Hände weg!“
Auch in Sachen Shop-Beleuchtung sorgte Müller für Aufmerksamkeit: „Hier ist die LED-Technik bereits sehr breit einsetzbar. Die Grenzen liegen derzeit allerdings beim Ersatz von 70 W Metallhalogendampflampen. Im Bereich der Lebensmittelanstrahlung gelingt es durch den Einsatz von LED-Technik und der damit verbundenen vernachlässigbaren Wärmeabstrahlung nach vorne, die Waren einen Tag länger frisch zu halten. Das sind Kosten, die neben dem geringeren Energieverbrauch für den Kunden wesentlich sind.“
Im Zentrum des abschließenden Vortrages galt das Interesse der Stromspeicherung in PV-Systemen. my-PV-GF Ing. Dieter Greger-Dutzi führte dem Fachpublikum dabei die Vor- und Nachteile von Speichersystemen wie jene der Natrium-Schwefel-Batterie, der Vanadium Redox-Flow-Batterie, der Blei-Batterien sowie der Lithium-Ionen, der Lithium-Polymer und der Litium-Eisenphosphat-Batterien vor Augen.
Klar, dass bei einem Regro-Kongress das Rahmenprogramm nicht fehlen durfte – also sorgte Angelika Niedetzky an diesem Tag nicht nur für die Moderation, sondern mit Ausschnitten aus ihrem aktuellen Soloprogramm »Marathon« auch für den gelungen Abschluss der Veranstaltung.