Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts:

Gebäudeautomation ein bisher fast ungenutzter Hebel

von Oliver Kube
Foto: © Fotolia

Digitale Gebäudetechnologien bzw. Gebäudeautomation sind ein weitgehend ungenutzter Hebel, wenn es um die Reduktion steigender Emissionen im Gebäudesektor geht. Eine Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts schätzt nun erstmals die gesamtwirtschaftlichen Effekte durch Investitionen in die Gebäudeautomation und zeigt, dass eine potenzielle Förderung ein kosteneffektives und integratives Instrument für Klima- und Standortpolitik sein kann.

Investitionen in Gebäudeautomation ermöglichen kosteneffektiven Klimaschutz, insbesondere im Vergleich zu rein thermischer Sanierung: Förderschienen im Zusammenhang mit Gebäudeautomation ermöglichen zweieinhalb- bis dreifach höhere CO2-Einsparungen als Investitionen in rein thermische Sanierung.

Investitionen in Gebäudeautomation ermöglichen gesamtwirtschaftlich rund eine Milliarde Euro an heimischer Produktion sowie 7.800 Arbeitsplätze. Eine Szenariobetrachtung zeigt: 100 Euro an Gebäudeautomation zuzuordnender Produktion stehen eine mittelbar erwirkte Brutto-Wirtschaftsleistung in der Höhe von 87 Euro im Rest der Wirtschaft gegenüber; 100 Beschäftigte sichern weitere 65 Arbeitsplätze ab. Bei proportionaler Erhöhung der derzeitigen Investitionen in Gebäudeautomation (312,6 Mio. Euro p.a.) könnten neben Produktion und Beschäftigung außerdem eine halbe Milliarde Euro Wertschöpfung sowie 192,9 Mio. Euro Fiskal- und Sozialbeiträge generiert werden.

Volkswirtschaftliche Effekte durch Gebäudeautomatisierungs-Investitionen. (Grafik: IWI)

Förderung von Gebäudeautomation kann Klima, Wohlstand und Beschäftigung schützen

Bei 14 % Förderrate entsprechen 100 Mio. Euro an öffentlicher Unterstützung einem förderfähigen Volumen in Höhe von 714 Mio. Euro. Davon werden 147 Mio. Euro aufgrund der Förderung realisiert, welche als Impuls für zusätzlich 258 Mio. Euro gesamtwirtschaftliche Produktion, 1.800 zusätzliche Beschäftigungsverhältnisse sowie 64.000 zusätzlich eingesparte Tonnen CO2 stehen

Bei einer Förderung von Investitionen in Gebäudeautomation fließt beinahe die Hälfte des Förderbudgets über gesamtwirtschaftliche Wirkungseffekte wieder an das öffentliche Budget zurück. Im Szenario einer Verdopplung der Investitionen in Gebäudeautomation würde bei 14 % Förderrate eine Brutto-Belastung des Budgets in Höhe von 87,5 Mio. Euro entstehen. Dem steht ein investitionsinitiiertes Steuer- und Sozialbeitragsaufkommen in Höhe von 39,8 Mio. Euro gegenüber. Fast die Hälfte der Fördermittel fließt also über Fiskal- und Sozialbeitragseffekte wieder an das öffentliche Budget zurück.

Vorgängerstudie: CO2-Einsparpotentiale im Gebäudebereich

Bereits im September 2022 wurde die Studie „CO2 Einsparungspotentiale im Gebäudebereich“ veröffentlicht, die große Einsparungsmöglichkeiten aufzeigt, wenn bei den Sanierungen auf intelligente Gebäudetechnik gesetzt wird. Es sollten sowohl intelligente Regeltechnik, intelligente Beleuchtung sowie ein verbessertes Haus- und Gebäudemanagement Berücksichtigung finden.

Nicht nur aufgrund der vorgegebenen Klimaziele, auch angesichts der aktuellen Energiepreise und der unsicheren Situation am Energiemarkt wird es immer wichtiger, die Energieeffizienz im Gebäudebereich genau unter die Lupe zu nehmen. Der österreichische Gebäudesektor ist einer der energieintensivsten Sektoren und birgt noch erhebliche CO₂-Einsparungspotentiale.

Im Jahr 2020 hat der Gebäudesektor acht Millionen Tonnen CO2-Äquvivalent verursacht. Über drei Viertel der Bestandsgebäude in Österreich wurden vor 1990 gebaut und gelten laut Statistik Austria zu 60 Prozent aus energetischer Sicht als sanierungsbedürftig.

Einsparungspotential und Effizienzsteigerung durch Gebäudeautomation

Intelligente Gebäudetechnik vernetzt Technologie und Systeme und ermöglicht dadurch die optimale Nutzung von Energie. Am größten sind die Einsparungsmöglichkeiten im Bereich Heizung: Kommt hier eine effiziente Regelung in Zusammenwirken mit einer ganzheitlichen Gebäudeautomation zum Einsatz, so ergibt das bei einer Sanierungsrate von fünf Prozent ein Einsparungspotential von bis zu 85.000 Tonnen CO2.

Deutliche Effizienzsteigerungen ergeben sich bei einer gesamtheitlichen energetischen Sanierung auch bei der Trinkwassererwärmung und Beleuchtung. Damit die vollen Einsparungspotentiale ausgeschöpft werden können, braucht es allerdings noch die richtigen politischen Signale.

Politische Maßnahmen gefordert

Aus der Studie ergibt sich eine Reihe von Empfehlungen an die politischen Entscheidungsträger. Derzeit werden bei den Förderungen nur rein thermische Aspekte der Sanierung berücksichtigt, das Fördersystem muss daher in Richtung ganzheitlicher energetischer Sanierungen adaptiert werden.

Investitionssicherheit und Anreize für eine höhere Sanierungsrate sind hier ebenso notwendig wie die Verankerung von Kennwerten zur Steigerung der Systemeffizienz in relevanten österreichischen Richtlinien, Verordnungen und Baunormen.

Öffentliche Gebäude sollten bevorzugt ganzheitlich energetisch saniert werden und so eine Vorbildfunktion einnehmen und als Referenzprojekte dienen.

Die Studie „CO2 Einsparungspotentiale im Gebäudebereich“ wurde durchgeführt vom AIT Austrian Institute of Technology, Center for Energy. In Auftrag gegeben und finanziert haben die Studie der OVE Österreichischer Verband für Elektrotechnik, der FEEI Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie, des Bundesgremiums des Elektro- und Einrichtungsfachhandels sowie der Bundesinnung der Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechniker.

Mehr Informationen unter: www.ove.at

Quelle: OVE

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