Es klingt schon recht verlockend, dass ich jegliche Funktion meines Hauses, oder in meinem Fall, meiner Wohnung, mit einer Berührung des Smartphones steuern kann. Wie oft musste ich mich aus der Couch quälen, um Freunden die Tür zu öffnen, die erst nach Anpfiff des lang ersehnten Fußball Matches vorbeikommen. Oder kennt noch jemand den Triathlon, den man jede Nacht vor dem Schlafengehen absolviert? Zuerst Heizung kleiner drehen, dann Lichter in jedem Raum ausschalten und dann muss man erst nochmals raus, weil man nicht sicher ist, ob die Tür zugesperrt ist. Klar, das sind nur die kleinen Dinge, die ein Smart Home verbessern kann.
Doch sind es nicht die kleinen Freuden, die das große Ganze erst ausmachen?
Für alle, die bereit waren, $ 299 in die Hand zu nehmen und in das Smart Home System “Revolv“ zu investieren, ist diese Freude nun bald vorbei.
Am 15. Mai wird der zentrale Server abgedreht und damit endet auch die Funktion der Smart Home Hubs, der ohne diese Verbindung nicht funktioniert. Für jemanden, der ein Mindestmaß an Ahnung vom Konsumentenschutzgesetz hat, sind die Antworten des Herstellers auf nun aufkommende Fragen ein schlechter Witz:
Was passiert mit meinem Revolv Service?
Ab 15. Mai 2016 wird das Revolv Service nicht mehr verfügbar sein. Die App und der Hub werden nicht mehr funktionieren.
Steht mein Produkt noch unter Garantie?
Nein. Die einjährige Garantie gegen Materialdefekte oder Verarbeitungsfehler ist für alle Produkte ausgelaufen.
Was passiert mit den Daten?
Die Daten werden gelöscht.
Warum man das System jetzt einfach abdreht?
Natürlich könnte ich der Aussage auf der Produktseite glauben und einfach hinnehmen, dass sie keine Zeit mehr haben, weil sie 2014 von Google Nest gekauft wurden. Mach ich aber nicht.
Vor allem darum, weil Nest selbst drauf und dran ist sein eigenes System marktreif zu bekommen. Da will man nicht die Konkurrenz im eigenen Haus haben. Ist aus der Sicht eines Unternehmers auch vollkommen verständlich.
Doch frage ich mich langsam, wie es uns als Konsument geht, wenn dieses Beispiel Schule macht. Bisher wurden unsere Smartphones, Tablets oder Notebooks nur langsamer, anfälliger für Viren und wir konnten neue Programme nicht mehr verwenden, wenn das Produkt keinen Umsatz mehr brachte.
Kaufen wir in Zukunft unsere Produkte auf Zeit? Gibt es dann Leasing-Modelle für Smartphones und Notebooks? Hat mein Smart Home bald ein Ablaufdatum?
Begeistert bin ich davon nicht, vor allem wenn es darum geht, etwas in meinem Haus zu installieren, dass vielleicht bald nicht mehr funktioniert.
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In der Tat so kann es gehen und so richtig lustig wird es, wenn der Konsument nicht selbst bei denen gekauft hätte, sondern bei einem Händler, sprich wenn das Konsumentenschutzgesetz, die Mindest Gewährleistungsdauer, etc. gegolten hätten. Dann würde der Händler nicht nur recht dumm dreinschauen er hätte IMHO auch ganz, ganz schlechte Karten bei einem Schadenersatz-Prozess.
Faktum ist, dass ein Smarthome zum Preis einer guten Bohrmaschine (usd 299) schlicht und ergreifend ein Wunschtraum ist. Und ja, solange keiner dieser Startups eine kritische Menge an LUKRATIVEN Usern hat, sprich sich im FAll des Falles gerne und sofort jemand findet, der das Business übernimmt, sitzt der Kunde auf einem Pulverfass.
Puh, da brauch man sich nicht wundern dass es manchen Startups schwer fällt Kunden zu gewinnen, wenn man nach so einem Erlebnis erst recht nicht mehr in wackelige Modelle investiert… klar, das ist ein Risiko aber davon hört man mittlerweile auf Kickstart und so viel zu oft