FH Münster testet im Bioenergiepark Saerbeck, wie Energiespeicher in der Praxis funktionieren.
Saerbeck mit seinem Bioenergiepark ist ein Pionier-Projekt in Sachen erneuerbare Energien und Energiewende. Denn: Die Gemeinde erwirtschaftet vier Mal so viel Strom aus Windkraft, Solar und Biomasse, wie sie für den Eigenverbrauch überhaupt benötigt. Folglich gibt es Stromüberschüsse – nachts aber trotzdem nach wie vor kleine Versorgungslücken, in denen Strom aus dem deutschen Strommix bezogen werden muss. „Energiespeicher können die Energie lokal und dezentral speichern“, sagt Prof. Dr. Christof Wetter von der FH Münster. „Aber die Frage ist, wie sich dies in der Praxis umsetzen lässt, welche Technologien wie effizient sind und wie sich das System auch im Sinne der Sektorenkopplung sinnvoll auslegen lässt.“
Deshalb gibt es das Forschungsprojekt EnerPrax im Bioenergiepark, das für »Energiespeicher in der Praxis« steht. Das Wetter-Team vom Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt der FH Münster arbeitet schon lange mit der Klimakommune Saerbeck zusammen und will die verschiedenen Energiespeicher und ihr Zusammenspiel auch bei ungünstigen Lastverhältnissen untersuchen. Die Ergebnisse sind nicht nur für Saerbeck interessant, wie auch Bürgermeister Wilfried Roos anmerkt; denn das Forscherteam hat errechnet, dass fast zwei Drittel von NRW ähnlich wie Saerbeck aufgebaut ist, erklärt Wetter. „Stellen wir uns vor, all diese Kommunen würden das Thema Energie ähnlich handhaben wie hier in Saerbeck. Das würde das Land in einen völlig anderen Zustand versetzen!“
EnerPrax ist jetzt in den Betrieb gegangen; insgesamt sechs Energiespeicher sind ans Netz angeschlossen: eine Blei-Kristall-Technologie, die über einen hohen Wiederverwertungsgrad verfügt, zwei Lithium-Ionen-Eisen-Phosphat-Speicher, die sehr resistent gegen Kurzschlüsse sind, eine Redox-Flow-Batterie, die Energie als flüssige Elektrolyte speichert und wieder umwandeln kann – die also auch beliebig skalierbar ist – und eine Elektrolyse-Technologie, die Strom in Wasserstoff und Sauerstoff aufspaltet. Als Referenz dient der aktuell gängige Lithium-Ionen-Akku. „Gerade die kaskadierte Speicherung von Energie ist interessant, denn sie ist im Ergebnis wahrscheinlich nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll“, so Wetter.
Für die Inbetriebnahme der Energiespeicher gab es prominenten Besuch: NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart war nach Saerbeck gereist, um das Projekt zu würdigen, das die KlimaExpo.NRW letzten Herbst als Musterbeispiel für den Klimaschutz ausgezeichnet hat: „Wir brauchen auch in Zukunft Versorgungssicherheit und Netzstabilität. Zugleich muss Energie für Verbraucher und Wirtschaft bezahlbar bleiben – diese Ansätze werden im EnerPrax-Projekt hervorragend gebündelt.“
Dr. Donald Wu, Leiter des Unternehmens Pihsiang Energy Technology, einem Batteriehersteller, hatte den langen Weg aus Taiwan auf sich genommen, um bei der offiziellen Inbetriebnahme der Speicher dabei zu sein. Er stiftete dem Projekt die beiden Lithium-Ionen-Eisen-Phosphat-Speicher. „Es ist eine große Ehre für mich, Teil dieses wundervollen Projekts zu werden“, sagte er. „Ich bin sicher, diese bedeutende Unterstützung wird dem Projekt weitere dynamische Entwicklungen ermöglichen und neues Wissen und wertvolle Erfahrungen liefern, nicht nur für Deutschland, sondern auch für ganz Europa und die Welt.“
Zum Thema:
Das Land NRW unterstützt EnerPrax mit zwei Millionen Euro aus EU-Fördermitteln für regionale Forschungsvorhaben. Projektpartner sind die Gelsenwasser AG, das Gas- und Wärmeinstitut Essen (GWI), die Klimakommune Saerbeck, der Stromnetzbetreiber der Gemeinde, SaerVE, sowie die Stadtwerke Lengerich.
Quelle: FH Münster
Weitere Informationen auf:
Aktuelle Forschungs- und Entwicklungsprojekte von Prof. Dr. Christof Wetter
Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt