Der von der Österreichischen Energieagentur berechnete Energiepreisindex (EPI) fiel im November 2022 im Vergleich zum Vormonat Oktober 2022 mit einem Minus von 2,8 % deutlich. Die Haushaltsenergiepreise wirkten damit im Monatsvergleich dämpfend auf die allgemeine Teuerungsrate. Im Vergleich zu den enormen Preissteigerungen des vergangenen Jahres ist der Effekt jedoch gering. Im Jahresvergleich November 2022 zu November 2021 bleibt eine Steigerung von 42,1 %. Dabei lagen die Preise bereits im November 2021 auf einem hohen Niveau und um 15 % höher als im November 2019, dem Jahr vor der Corona-Pandemie. Die hohen Energiepreise wirken darüber hinaus direkt oder indirekt auf quasi alle Gesellschaftsbereiche und treiben auch dort die Inflation.
Mit einer Rückkehr der Haushaltskundenpreise auf Vorkrisenniveau ist in Anbetracht der aktuellen Großhandelssituation weder kurz- noch mittelfristig zu rechnen. Allerdings ist mit Dezember 2022 die Strompreisbremse der Bundesregierung in Kraft getreten. Haushalte sollen um durchschnittlich 500 EUR pro Jahr entlasten werden. Der Strompreis (netto Arbeitspreis) für alle Haushalte wird bis zu einem Verbrauch von 2.900 kWh auf 10 Cent pro kWh gedeckelt. Die Differenz zu den Marktpreisen wird vom Staat subventioniert.
Preisanpassungen bei Energieversorgern lässt Haushaltspreise stark ansteigen
Die Haushaltspreise für Gas und Strom sanken im November 2022 im Vergleich zum Oktober um 0,6 % bzw. 3,7 % leicht. Im Jahresvergleich lagen die Gaspreise mit einem Plus von 109,2 % über dem Wert von November 2021. Die Haushaltspreise für Strom stiegen im Jahresvergleich um 19,7 %. „In Summe scheint die Steigerung der Strompreise zumindest im Vergleich zu den anderen Energieträgern relativ harmlos. Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit“, analysiert Franz Angerer (oben im Bild), Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur die Zahlen und erläutert: “Bei den Einzelpositionen des Energiepreisindex wie zum Beispiel bei den Strompreisen handelt es sich um Durchschnittswerte für ganz Österreich. In der konkreten Situation spiegelt dieser Durchschnitt aber nicht die Entwicklung in ihrer Gesamtheit wider. Wir beobachten vielfach massive Preissteigerungen, die zum Teil jenseits einer Verdoppelung liegen. Gleichzeitig haben noch immer Kunden Verträge mit aktiven Preisgarantien zu niedrigen Preisen bzw. standen Preisanpassungen erst ab dem Jahreswechsel 2022/2023 an. Zusätzlich greifen bereits erste staatliche Entlastungsmaßnahmen und federn Kostenanstiege ab. Die aktuelle Situation rund um gestiegene Energiekosten der Haushalte ist demnach äußerst komplex und lässt sich kaum anhand einer einzelnen statistischen Kennzahl analysieren.“
Fallende Preise an den Großhandelsmärkten
Die sehr milden Temperaturen in Kombination mit den europaweiten Anstrengungen, Energie zu sparen sowie der generell reduzierte Energiebedarf rund um die Feiertage im Dezember haben in den letzten Wochen zu einer unerwartet niedrigen Nachfrage nach Gas geführt. An den Großhandelsmärkten hatte das einen Preiseinbruch zur Folge. Gaspreise jenseits von 70 EUR/MWh sind in Relation zu vergangenen Jahren allerdings noch immer extrem hoch.
Aktuell drängt sich trotzdem die Frage auf, wann diese Preisrückgänge an den Großhandelsmärkten auch bei den Haushalten ankommen werden. Für Kund:innen mit Spotpreis- oder Float-Tarifen, die eng an die Großhandelspreise gebunden sind, und auch während Phasen mit extremen Preisen nicht gewechselt wurden, sind diese Preisrückgänge sofort oder mit einer geringen Verzögerung zu spüren. Das erklärt auch den leichten Rückgang bei den Strompreisen des EPI.
Kund:innen, die Verträge mit einer Preisgarantie oder einer jährlichen bzw. halbjährlichen Preisanpassungsklausel haben, müssen sich zumindest bis zur nächsten Preisanpassung gedulden. Diese sind üblicherweise zu Quartalsbeginn. In den kommenden Monaten werden jedoch noch Vielfach alte Verträge nachgezogen und erst auf das aktuelle Preisniveau gehoben werden. Tendenziell müssen Kund:innen, die bisher noch keine Preiserhöhung von ihrem Energieversorger bekommen haben, davon ausgehen, dass diese in den kommenden Wochen ansteht. Der aktuelle Großhandelspreisrückgang wird aber dafür sorgen, dass diese Preiserhöhungen zumindest gemäßigter ausfallen werden, als es noch vor ein paar Wochen zu vermuten gewesen wäre.
Die Kriterien zu Preisanpassungen werden in den Allgemeinen Lieferbedingungen der Energieversorgungsunternehmen festgelegt. Preisgrundlage, Termine und das Ausmaß der Anpassung des Arbeitspreises der Lieferung sind dort genau geregelt. Preissteigerungen aber auch Preissenkungen werden üblicherweise im gleichen Ausmaß und mit den gleichen Fristen bzw. Verzögerungen an die Haushaltskund:innen weitergegeben. Fallen die Preise noch weiter, ist auch von einer Rückkehr von Anbietern und Angeboten sowie einer Intensivierung des Wettbewerbs am Haushaltskundenmarkt auszugehen.
Treibstoffpreise sinken, bleiben aber teuer
Im November sind die Preise für Superbenzin gefallen. Im Vergleich zu Oktober lagen die Preise mit einem Minus von 2,8 % sogar deutlich niedriger. Eine typische Tankfüllung von 50 Litern kostete rund 80 Euro. Mit einem Plus von 19,6 % im Jahresvergleich ist Superbenzin weiterhin relativ günstig. Die Preise für Diesel fielen im November ebenfalls. Der Preis für Diesel lag im November um 3,2 % unter dem Oktoberwert. Mit durchschnittlich 1.90 €/Liter blieb Diesel aber weiter sehr teuer. Im Jahresvergleich ist Diesel um 37,9 % teurer als im November 2021. Eine typische Tankfüllung von 50 Litern kostete im Schnitt 94 Euro. Diesel bleibt damit weiterhin deutlich teurer als Superbenzin.
Auch die Preise für Heizöl fielen im November mit einem Minus von 6,6 %. Heizöl kostet im Jahresvergleich zu November 2021 aber immer noch um 76,7 % mehr. Eine typische Tankfüllung von 3000 Litern kostet damit um fast 2000 Euro mehr als vor einem Jahr.
Enorme Steigerungen bei Fernwärme
Die Haushaltspreise für Fernwärme blieben gegenüber dem Vormonat unverändert. Im Jahresvergleich lagen die Fernwärmepreise um 61,5 % höher. Fernwärmepreise unterscheiden sich jedoch regional gravierend, da die Preise maßgeblich von den eingesetzten Brennstoffen (z. B. Biomasse, Erdgas oder Abfall) abhängen. Allgemeine Aussagen zur Entwicklung der Fernwärmepreise sind demnach nur bedingt für die lokalen Fernwärmepreise repräsentativ.
Hohe Preise auch bei Pellets, Brennholz und Heizöl
Im Vergleich zum Oktober 2022 sanken die Preise für Holzpellets im November um 1,6 %, im Jahresvergleich blieben sie um 147,5 % teurer. Die Preise für Brennholz verzeichneten ein Plus von 1,4 % im Vergleich zum Vormonat. Gegenüber dem November 2021 sind die Preise für Brennholz um 82,8 % gestiegen.
Mehr Informationen unter: www.energyagency.at
Quelle: Österreichische Energieagentur