Das Interview mit dem Geschäftsführer von HellermannTyton Austria & CEE:

Mehrwert schafft Vorsprung!

von Sandra Eisner
von Mag. Sandra Eisner Foto: © www.i-magazin.com zum Firmenprofil

In vielen Sparten liegt der Fokus heute nicht mehr nur darauf, hochwertige Produkte zu verkaufen, sondern Gesamtpakete anzubieten, die mit ihren Lösungen einen deutlichen Mehrwert bieten. So auch im Bereich des Kabelmanagements. Warum und wie HellermannTyton dabei als Vorreiter agiert, erfahren Sie im folgenden Interview.

Interview: Thomas Buchbauer

Text: Mag. Sandra Eisner

HellermannTyton CEE ist Hersteller und Anbieter für innovative Lösungen in allen Bereichen des Kabelmanagements. Kunden können auf verlässlichen Service zählen – direkt und über Vertriebspartner. Neben kompetenter Beratung unterstützt HellermannTyton auch mittels Schulungen und Trainings und setzt so auf einen bestmöglichen Wissenstransfer. Geschäftsführer K. Heinz Jenner, seit zweieinhalb Jahrzehnten im Unternehmen tätig, weiß die Vorteile aus der Praxis heraus zu schätzen: „Als gelernter und ehemaliger Elektrotechniker weiß ich, wie optimierte Produkte zu einer schnelleren und effizienteren Arbeitsweise beitragen können. Daher ist nicht immer nur der Preis ausschlaggebend, sondern vor allem das Gesamtpaket samt Nutzen und Mehrwert.“ Wir sprachen mit K. Heinz Jenner über den Stellenwert von HellermannTyton in der heimischen Elektrotechnik-Branche, über Nachhaltigkeit und das dazugehörige Geschäftsfeld der erneuerbaren Energien sowie über den unternehmensinternen Umgang mit der aktuellen Rohstoffproblematik.

 

K. Heinz Jenner, Geschäftsführer von HellermannTyton Austria & CEE

„Wir bieten nicht nur das Produkt selbst, sondern auch das Know-how dahinter, denn nur so wissen es Kunden zu schätzen, sich für ein qualitatives Produkt zu entscheiden, das hält, was es verspricht“, weiß K. Heinz Jenner, Geschäftsführer von HellermannTyton Austria & CEE. (Bild: HellermannTyton)

Herr Jenner, wir haben uns vor dem Gespräch natürlich ein wenig schlau gemacht und festgestellt, dass HellermannTyton laut eigenen Angaben 18 Produktionsstätten und Produktentwicklung in 13 Ländern betreibt sowie mehr als 6.000 Mitarbeiter in 39 Ländern beschäftigt. In Anbetracht dieser Zahlen könnte das Gefühl entstehen, dass Ihr Unternehmen hierzulande unter seinem Wert geschlagen wird. Was denken Sie – welchen Stellenwert hat HellermannTyton für die Elektrotechniker?

Heinz Jenner: HellermannTyton ist ein klassisches Industrieunternehmen. Wir sind vornehmlich tätig im Elektrobereich sowie im Schienenfahrzeug-, Landwirtschaftstechnik- und auch Flugzeugbau. Unsere Produkte sind von höchster Qualität, erfüllen sämtliche Standards der jeweiligen Märkte und sind vor allem auch für den Elektroinstallationsprozess relevant, da sie eine einfachere Art der Anwendung in Elektrotechnik, Automation, Schaltanlagenbau sowie für viele andere Anwender im Fachgebiet der Elektroinstallateure und Professionisten bieten. Unsere Qualitätsprodukte ermöglichen umfassende Lösungen und schnellere Abläufe, so etwa bei den Clipsen mit großem Mehrwert für den Anwender.

 

Sie sind nun seit Anfang 2021 als Managing Director Austria & CEE von HellermannTyton in Österreich tätig. Auf welchen beruflichen Werdegang können Sie zurückblicken? Was war für Sie der Grund, die aktuelle Position anzustreben und welche Ziele verfolgen Sie mit dem Unternehmen?

Jenner: Der Begriff CEE (Central and Eastern Europe) deckt den gesamten zentral- und osteuropäischen Raum ab und die damit zusammenhängende Tätigkeit ist eine sehr spannende – nicht zuletzt deshalb, da ich seit fast 25 Jahren bereits im Unternehmen tätig bin. Meine berufliche Laufbahn bei HellermannTyton begann als gelernter Elektriker nach einem Auslandsaufenthalt im Jahr 1997. Ich war im Verkauf tätig und habe schließlich 2005 die Vertriebsleitung im Bereich Electrical übernommen. Nach diversen Weiterbildungen wurde ich 2010 Prokurist für den Bereich CEE und mit 1.1.2021 habe ich offiziell die Geschäftsführung übernommen. Ich hatte immer viel Freude an den Herausforderungen, denn HellermannTyton als Unternehmen ist wie eine Familie – eine große Familie mit 6.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Diese stellen ganz klar den Wert der Firma dar und so ist für mich das oberste Ziel eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Standortes. Die Mitarbeiter:innen müssen auch in den nächsten Jahren darauf vertrauen können, einen vernünftigen, anständigen und sicheren Arbeitsplatz zu haben, auf den sie sich verlassen können. Neben der erfolgreichen Weiterentwicklung des Standortes wollen wir auch die Position im Konzern ausbauen – hier gibt es noch viel Potenzial, wir wachsen, expandieren, entwickeln uns weiter. Auch der Großhandel liegt in unserem Fokus. Wir arbeiten seit 15 Jahren mit ihm zusammen und haben durch die hervorragenden Partnerschaften vieles erreicht. Wir werden uns in den kommenden Jahren weiterhin darauf konzentrieren, diese Kooperationen auszubauen – nicht nur in Österreich, aber hier verstärkt. Wir werden uns darauf konzentrieren, den Markt gemeinsam zu betreuen.

 

Wie viele Mitarbeiter:innen beschäftigt HellermannTyton in Österreich? Wie ist Ihr Team hierzulande aufgestellt und welche Zielgruppen sprechen Sie an?

Jenner: In Österreich produzieren wir zwar nicht, entwickeln aber mit 49 Mitarbeiter:innen unseren Markt und können auf das weltweite Entwicklungs- und Produktionsnetzwerk zurückgreifen. Wir haben unsere eigene Marketingabteilung, wir verfügen über Produktmanagement am Standort und bieten außerdem hervorragenden Kundenservice: Wir betreuen unsere Kunden telefonisch oder direkt vor Ort über unsere drei Verkaufsaußendienstmitarbeiter. In unserer »ACADEMY« in Wien halten wir Schulungen für unsere Mitarbeiter:innen sowie für Kunden ab, wenn es Bedarf gibt. Unsere Produkte muss man tatsächlich angreifen können, um ihre Vorteile gänzlich zu verstehen, ein Verkauf rein über den Katalog funktioniert dabei nicht.

 

HellermannTyton CEE ist Hersteller und Anbieter für innovative Lösungen in allen Bereichen des Kabelmanagements. (Bild: HellermannTyton)

Die Elektrotechnikbranche ist in Österreich einerseits durch den dreistufigen Vertrieb und andererseits auch durch Direktgeschäfte geprägt. Welchen Weg verfolgt HellermannTyton in Österreich?

Jenner: Früher haben wir beide Wege stark forciert, vor etwa zwei Jahren wurden sämtliche Klein- und Mittelbetriebe an den Großhandel übergeben und wir leisten dort nun unsere Servicetätigkeit. Diese Klein- und Mittelbetriebe können durchaus bei uns anrufen, wir beraten sie und verweisen sie an die Großhandels-Partner. Ihnen möchte ich an dieser Stelle ein großes Dankeschön für unsere bemerkenswert gute Zusammenarbeit aussprechen, die wir über die letzten 15 Jahre hinweg gemeinsam aufgebaut haben. Die Kooperation hat sich dermaßen etabliert, dass man nicht nur Partner ist, sondern auch wirklich gemeinsam am Markt etwas bewirken kann. Die Industriekunden werden hauptsächlich von uns betreut, möchte ein Industriekunde jedoch von einem Handelspartner beliefert werden, so ist auch das möglich.

 

Welches Serviceangebot stellen Sie Ihren Kunden – insbesondere den heimischen Elektrotechnikern – zur Verfügung?

Jenner: Generell haben wir mehr als 60.000 Produkte im Portfolio – vom einfachen Kabelbinder über den Befestigungsclip bis hin zum vollautomatischen Verarbeitungswerkzeug. Wir unterteilen unsere Produktgruppen in Kabelbefestigung, Kabelbündelung, Kabelisolierung (Wärmeschrumpfschläuche), Kabelschutzschläuche, Kennzeichnungen/Kennzeichnungssysteme (vom einfachen Etikett bis hin zum Drucker, zur Software sowie gelaserte Edelstahlschilder). Bei den Verarbeitungswerkzeugen für Kabelbinder gibt es manuelle und automatische Ausführungen. Im Bereich Elektroinstallationsmaterial bieten wir eine Bandbreite vom Isolierband über SpotClips (Abstandhalter für Einbaustrahler) bis hin Gießharzmuffen. Doch neben den Produkten profitieren unsere Kunden auch von unserem lokalen Serviceangebot, außerdem stellen wir unsere Räumlichkeiten der ACADEMY bereit, in der Schulungen und Trainings für Kunden sowie Handelspartner stattfinden. Wir bieten also nicht nur das Produkt selbst, sondern auch das Know-how dahinter, denn nur so wissen es Kunden zu schätzen, sich für ein qualitatives Produkt zu entscheiden, das hält, was es verspricht.

 

K. Heinz Jenner, Geschäftsführer von HellermannTyton Austria & CEE

„Wir arbeiten seit 15 Jahren mit dem Großhandel zusammen und haben durch die hervorragenden Partnerschaften vieles erreicht.“ (Bild: www.i-magazin.com)

Welche Vorteile haben die Produkte von HellermannTyton aus Ihrer Sicht gesamtheitlich betrachtet im Vergleich zu jenen des Mitbewerbes?

Jenner: Unsere Produkte halten, was sie versprechen, weil sie von sehr hoher Qualität sind und über sämtliche gefragte Zertifikationen, Zulassungen, Normen etc. verfügen. Wir geben grundsätzlich in den Informationen zu unseren Produkten nur die Mindestspezifikationen an, die Leistung und vor allem der Mehrwert sind jedoch deutlich größer. Der Kunde kann sich auf uns verlassen, auf unseren Service und vor allen Dingen auf das Material. Sollte etwas einmal nicht so gut laufen, bieten wir sofortige Unterstützung.

 

Der Benefit Ihrer Produkte geht in der Regel mit einem gewissen Erklärungsbedarf einher. Auf welchem Weg bekommen die Handwerker jene Informationen, die notwendig sind, um sie von Ihren Produkten und Systemen zu überzeugen?         

Jenner: Wir besuchen den Kunden und seine Anwendung vor Ort und beraten ihn mit unseren Produkten. Mittels Muster, die wir mitbringen oder die bereits vorab geschickt wurden, kann der Kunde die Produkte und deren Handhabung tatsächlich erleben und testen. Bei Fragen dazu stehen wir beratend zur Seite und eruieren auch, welche Produkte überdies im entsprechenden Bereich vorhanden sind, denn sehr oft ist es so, dass der Kunde für eine Anwendung drei verschiedene Produkte verwendet. Bei einer Kombination zu einem Produkt bieten sich große Vorteile – etwa geringere Lagerhaltung, es müssen weniger Artikel bestellt werden und wahrscheinlich auch ein Preisvorteil aufgrund von gebündelten und größeren Mengen. Wir konzentrieren uns darauf, dem Kunden ein Gesamtbild zu liefern. Dank unserer Sortimentsboxen, die wir an die Kunden schicken, kann das Material gründlich getestet werden. Außerdem stellen wir alle Informationen dazu auf unserer Website zur Verfügung, sowie über einen Katalog mit detaillierten und leicht verständlichen Beschreibungen und Einzel- und Detailbroschüren – zum Download oder auch in gedruckter Form. Zusätzlich gibt es ein riesiges Angebot an Anwendungsvideos auf unserer Website sowie unserem YouTube-Kanal.

 

Ihre Produkte sind zu einem großen Teil aus Kunststoffen, Stahl und Alu gefertigt – welchen Nachhaltigkeitsgedanken verfolgt HellermannTyton in Anbetracht dessen?

Jenner: Im gesamten Konzern HellermannTyton haben die benötigten Maschinen ein geringes Durchschnittsalter. Wir achten darauf, dass wir bei den Spritzgussmaschinen immer auf dem neuesten und besten Stand der Technik sind und stellen sie deshalb aktuell von hydraulisch auf elektrische Varianten um. Diese sind nämlich effizienter, da sie weniger Energie verbrauchen und die Abwärme, die beim Spritzguss entsteht, wird für die Heizung von Gebäude oder für die Vorwärmung bzw. die Trocknung der Granulate genutzt. Außerdem verwenden wir spezielle Softwares, um die Fließfähigkeit von den Materialien in der Form zu berechnen, um größere Kapazitäten zu ermöglichen sowie um die Materialeigenschaften berücksichtigen zu können. Somit benötigen wir weniger Material und die Produkte werden leichter. Bei HellermannTyton ist man sehr fokussiert auf Nachhaltigkeit, als Beispiel dafür möchte ich hier noch die Zusammenarbeit mit einem OEM hinsichtlich zukunftsfähiger, biologischer Kunststoffe anführen.

 

K. Heinz Jenner, Geschäftsführer von HellermannTyton Austria & CEE

„Mittlerweile haben wir bei vielen Produkten von Polyamid auf andere gängige Werkstoffe umgestellt, um uns auf ein zweites Standbein – andere Kunststoffe – stützen zu können.“ (Bild: www.i-magazin.com)

Die Klimakrise führt aktuell zu einem Umdenkprozess in der Gesellschaft und in der Wirtschaft. Damit bekommen Geschäftsbereiche wie die Photovoltaik oder die Windenergie immer mehr Rückenwind. Welchen Beitrag kann HellermannTyton in diesem Bereich leisten und welche Entwicklung erwarten Sie in diesen Geschäftsfeldern?

Jenner: HellermannTyton misst der Photovoltaik international seit vielen Jahren einen großen Stellenwert zu. In den erneuerbaren Energien liegt die Zukunft, es wird mehr Energie gebraucht werden – nicht zuletzt durch die forcierte Elektromobilität und alles, was damit zusammenhängt. In unserem Portfolio haben wir spezielle Polyamid 11-Materialien, die nicht hygroskopisch und speziell für Photovoltaik-Anwendungen geeignet sind. Unsere EdgeClip-Befestigungsclips – auch in UV-beständiger Qualität erhältlich – sind kleine Kabelhalter für die Kantenmontage und ermöglichen eine rasche und sichere Befestigung von Kabeln, ohne zu bohren oder zu kleben. Außerdem bieten wir automatische Abbindewerkzeuge, auch mit Akku, für den mobilen, zuverlässigen und komfortablen Einsatz. Weitere Produkte sind etwa Abdichtgele, zum Beispiel Relicon, sowie spezielle Etiketten oder Nirosta-Schilder zur Beschriftung.

 

Welche Rolle spielt das Thema »Connectivity« bei HellermannTyton und welche Angebote haben Sie in diesem Bereich für die Handwerksunternehmen?

Jenner: Seit vielen Jahren widmet sich HellermannTyton dem Thema Connectivity, vor allem in England, Slowenien und mittlerweile auch in Kroatien. 2020 wurde die Firma gabocom übernommen, ein deutscher Hersteller von Mikrorohrsystemen für Glasfaser- und Breitbandausbau. Die gute Zusammenarbeit liefert uns Synergien in der Marktbearbeitung. Für Installateure bieten wir Spleiß- bzw. Verbindungskassetten »RapidNet Fibre«, die wir nach seinen Anforderungen fertigen, konfektionieren und liefern ein Plug-and-Play-System, das letztendlich nur noch in die Anlage eingebaut werden muss. Wir stellen hochqualitative Verbindungsmuffen her – diese bieten dem Verarbeiter einen großen Vorteil in der Installationszeit.

 

In welchem Geschäftsbereich verzeichnen Sie derzeit die größten Zuwächse und welche betrachten Sie als die zukunftsträchtigsten für Ihr Unternehmen?

Jenner: Im Bereich Elektroinstallation und Handel bietet sich noch viel Potenzial und in diesen Bereichen werden wir uns stark weiterentwickeln. Wir forcieren auch die lokale Neuteilproduktion – etwa über Spritzguss oder auch jetzt sehr im Trend mit 3D-Print. Wir wachsen sehr stark in den Ostländern, für den österreichischen Markt denke ich, dass wir uns im Handel am stärksten weiterentwickeln können in den nächsten Jahren.

 

K. Heinz Jenner, Geschäftsführer von HellermannTyton Austria & CEE

„In unserer »ACADEMY« in Wien halten wir Schulungen für unsere Mitarbeiter:innen sowie für Kunden ab, wenn es Bedarf gibt.“ (Bild: www.i-magazin.com)

Die aktuellen Probleme in den internationalen Lieferketten ziehen nahezu alle in ihren Bann. Inwiefern betrifft die Thematik auch HellermannTyton und was empfehlen Sie den Elektrobetrieben in dieser Situation hinsichtlich ihrer Produktrange?

Jenner: Bei der Lieferkette selbst liegt im Moment die höchste Priorität auf der Verfügbarkeit angesichts der Knappheit der Rohstoffe – speziell bei den Vorprodukten aus Polyamid. Es werden Überlegungen angestellt, welche Kunststoffe in der Zukunft verwendet werden können. Mittlerweile haben wir bei vielen Produkten von Polyamid auf andere gängige Werkstoffe umgestellt, um uns auf ein zweites Standbein – andere Kunststoffe – stützen zu können.

 

Herr Jenner, vielen Dank für das Gespräch!

 

Weitere Informationen auf: www.hellermanntyton.at

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