Relikt aus dem letzten Jahrtausend:

Neuaufstellung der Speichermedienvergütung gefordert

von Oliver Kube
Foto: © Bill Lorenz

Laptops, Smartphones, Speichermedien, Drucker & Co enthalten beim Kauf Endkonsument:innen-Abgaben, die Künstler:innen als Ausgleich für legale Privatkopien ausbezahlt werden. Nun soll das über 40 Jahre alte System auf den KFZ- und Spielwarenhandel ausgerollt werden. Wirtschaftsvertreter:innen und Unternehmen wehren sich, darunter Robert Pfarrwaller, Obmann des Bundesgremiums Elektro- und Einrichtungsfachhandel und CEO von Rexel Austria. Eine Studie bestätigt: Die Kosten für Einhebung, Verteilung und Kontrolle sind höher als die Abgaben insgesamt einbringen.

Früher haben wir unsere Lieblingssongs aus dem Radio selbst auf Kassetten kopiert und dafür eine Abgabe gezahlt. Und heute? Die Abgabe wird auf Speichermedien und Vervielfältigungsgeräte aufgeschlagen und stellt mit insgesamt 30 Mio EUR/Jahr eine wichtige Einnahmequelle für Künstler:innen dar. Das System wird mit der technologischen Entwicklung immer komplexer: „Eine Finanzierung über den Geräteverkauf ist nicht mehr zeitgemäß, da wir nicht mehr speichern und kopieren, sondern streamen“, erklärt Robert Pfarrwaller, Obmann des Bundesgremiums Elektro- und Einrichtungsfachhandel und CEO von Rexel Austria, das sich verändernde Konsumverhalten. „Die Abgabe für Künstler:innen ist direkt mit der Marktentwicklung verknüpft und schwankt dadurch sehr. Da auch immer weniger Speichermedien verkauft werden, ist die Deckung der Finanzierung der Künstler:innen perspektivisch nicht mehr gegeben – oder nur durch intensive Erhöhungen, die der Handel nicht mehr tragen kann.“

Ein weiteres Problem ist der hohe bürokratische Aufwand für Unternehmen, wie eine Studie bestätigt: Durch komplexe Abwicklungen ist das System teurer als die Abgaben gesamt einbringen. Dennoch soll diese Vergütung nun auf weitere Leitbranchen, den KFZ- und Spielwarenhandel, ausgerollt werden.

Alle Redner:innen betonten, dass es ihnen nicht darum gehe, die Kunst abzuwerten, ganz im Gegenteil: Es müsse ein zeitgemäßes, praktikables Konzept her, das – im Gegensatz zur Speichermedienvergütung – in der Lage ist, die Existenzen und Lebensgrundlagen von Künstler:innen sicherzustellen. So ist in Finnland bereits seit 2015 eine Budgetlösung implementiert. Die Höhe wird seitens der finnischen Regierung festgelegt, unterstützt durch Markterhebungen zur Privatkopiennutzung und einem Beratungskomitee.

Im Bild v.l.n.r.: Peter Seiwald (Obmann BG Maschinenhandel), Bianca Dvorak (GF Bundesgremien), Jörn Gellermann (GF ElectronicPartner Austria) und Robert Pfarrwaller (Obmann BG Elektrohandel).

Mehr Informationen unter: www.wko.at

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