Das aber mit Bedacht, denn der Geschäftsführung sei es vor allem wichtig, mit Beständigkeit und partnerschaftlichen Qualitäten zu punkten. In einer Branche, die von traditionellen Werten geprägt ist, dürfte diese Strategie auf fruchtbaren Boden fallen. Den Namen bekannt machen, Präsenz zeigen und Vertriebspartnerschaften aufbauen. Klingt einfach, gelingt aber nur mit einem starken Produktportfolio und vor allem dem Rückhalt des eigenen Unternehmens. Megger-Geschäftsführer Ing. Jürgen Göbelhaider, MBA, und der neue Vertriebsleiter für Österreich, Robert Gruber, schilderten uns im Interview ihre Pläne, um Lösungen für die seit längerem bestehenden Probleme im Mess- und Prüfgerätebereich in Österreich anzubieten.
Herr Göbelhaider, Herr Gruber, gestatten Sie uns vorab die Frage: Wer ist Megger?
Ing. Jürgen Göbelhaider, MBA: Dazu ein kurzer geschichtlicher Rückblick: Fragt man einen Elektrotechniker, was ein Kurbelinduktor ist, dann hat er mit ziemlicher Sicherheit schon einmal davon gehört. Als die ersten Städte am Ende des 19. Jahrhunderts elektrifiziert wurden, wurde dieser verwendet, um sicherzustellen, dass Leitungen auch richtig verlegt wurden und keine Isolationsfehler auftreten. Der Londoner Sydney Evershed entwickelte zu dieser Zeit mehrere Geräte. Eines davon war ein Instrument, das in der Lage war, Strom zu erzeugen, der stark genug war, um damit Widerstände im Megaohm-Bereich messen zu können – eben die Grundlage des ersten Isolationsprüfgerätes, mit dem Namen »MEGaohm metER«. Am 25. Mai 1903 wurde daraus schließlich der Markenname Megger registriert. Megger ist also der erste Mess- und Prüfgerätehersteller der Geschichte – sozusagen das Original. Die Verbreitung erfolgte dann im anglo-amerikanischen Raum und in den ehemaligen Kolonien. Der breiten Masse auf dem europäischen Kontinent und vor allem im deutschsprachigen Bereich ist die Prüftechnik von Megger jedoch noch nicht so bekannt und genau daran wollen wir nun arbeiten. Dazu bauen wir unsere Vertriebsbüros mit lokalen technischen Beratern in vielen europäischen Ländern aus, um näher bei unseren Kunden zu sein und dabei besser auf unsere Produkte aufmerksam zu machen und den Anwendern und Technikern damit eine Alternative zu den bisher verfügbaren Prüf- und Messgeräten zur Verfügung zu stellen. Wir sind also ein Unternehmen mit langer Tradition und viel Erfahrung, aber deswegen noch lange nicht altmodisch. Unsere Innovationskraft ist uns noch lange nicht abhanden gekommen und unsere neuesten Produktvorstellungen beweisen das sehr gut!
Um welche neuen Produkte handelt es sich dabei?
Robert Gruber: Da haben wir zum Beispiel unser neues Multifunktionsprüfgerät »TRAX« für Transformatoren und wichtige Komponenten in Schaltanlagen. Die Systemsteuerung über Apps ist intuitiv und damit leicht erlernbar und zeitsparend.
Wem gehört das Unternehmen?
Göbelhaider: Megger gehört der Thyssen-Bornemisza Gruppe (TBG) an, steht also im Grunde immer noch im Privatbesitz. Das Technologiespektrum in dieser Gruppe ist enorm vielfältig. Das Schöne an diesem Eigentumsverhältnis ist, dass die Besitzer dieser Gruppe in sehr langfristigen Dimensionen denken und echte Partnerschaften aufbauen wollen. Damit sind wir keinem Aktionärsdruck ausgesetzt, der auf kurzfristige Ergebnisse zielt. Diese Beständigkeit merkt man einfach an jedem Arbeitstag.
Welche Produkte bietet Megger an?
Göbelhaider: Ein Großteil unseres weltweiten Geschäfts erfolgte bisher über den Direktvertrieb. Wir sprechen hier von Mess- und Prüftechnik für vielfältige Anwendungen, angefangen beim Kraftwerk über die Kabelstrecken im Bereich der Hoch- und Mittelspannung und über die entsprechenden Schaltanlagen, bis hin zur Hausinstallation in der Niederspannung. Beratungsintensive und verhältnismäßig teure Investitionsprodukte machen rund 80 % unseres Produktsortiments aus. Prüftechnik für das Elektrohandwerk in der Niederspannung ist ein Bereich, den wir auch ausbauen wollen, und sehen deshalb auch eine entsprechende Partnerschaft mit dem Elektro-Großhandel als wichtig an. Dabei wollen wir dem Großhandel und dem Elektrotechniker eine Alternative vor allem im Bereich Mess- und Prüftechnik für die Niederspannung bieten.
Wie sehen also Ihre Pläne aus?
Göbelhaider: Was ist der beste Weg zum Kunden? Wir sind uns natürlich bewusst, dass es zuerst nötig ist, den Markennamen bekannt zu machen, um eine Nachfrage und ein gewisses Vertrauen in die Marke und das Unternehmen zu erzeugen. Unser erstes Ziel ist es also, dass in Zukunft die Einstiegsfrage »Wer ist Megger?« nicht mehr gestellt werden muss. Danach wird der Vertriebskanal optimiert. Hier zählt aber, wie bereits erwähnt, nicht das schnelle Voranpreschen in den Markt, sondern der Aufbau von langfristigen Partnerschaften. Es klingt abgedroschen, aber für uns stehen definitiv der Kunde und das Produkt an erster Stelle und nicht der schnelle Euro. Welche Pläne wir für Österreich haben, das erklärt Ihnen am besten unser neuer Vertriebsleiter für Österreich, Robert Gruber.
Herr Gruber, wir bitten darum.
Gruber: Derzeit bin ich dabei, die bestehenden Kunden zu besuchen, um mich persönlich vorzustellen, der persönliche Kontakt ist im Vertrieb schließlich enorm wichtig! Die ersten Anlaufstellen sind die Energieversorger und Kabelprüftechniker. Damit unsere Kunden wissen, dass da jemand ist, der sie in allen Dingen betreuen und beraten kann. Wie es Jürgen Göbelhaider bereits angesprochen hat, setzen wir mit Megger auf Kontinuität und persönlichen Kontakt mit fachgerechter Beratung. Ich bin glücklich, in einem Unternehmen arbeiten zu können, das keine herkömmliche Konzernphilosophie verfolgt. Hier bekommt man wirklich die Chance, etwas langfristig erreichen zu können und ist nicht gezwungen, dem schnellen Euro nachzulaufen. Qualität und Handschlagqualität stehen hier wirklich im Vordergrund – und das zu vernünftigen Preisen.
Vorläufig sind Sie ja alleine für Österreich zuständig, wie funktioniert die technische Beratung?
Gruber: Der technische Support funktioniert weiterhin in erster Linie mit Unterstützung von Spezialisten aus Deutschland, aber auch mit unserem Mann in Vorarlberg. Diese Produktmanager sind jederzeit abrufbar und für Produktpräsentationen und Einschulungen verfügbar. Erster Ansprechpartner in Österreich bin aber ich – mich kann man jederzeit am Mobiltelefon erreichen.
Was hat es mit der Firma SebaKMT auf sich?
Gruber: SebaKMT hat bereits 1951 begonnen, sich mit der Produktion und Entwicklung von Messtechnik für die Leckortung an Trinkwasserverteilnetzen zu befassen und ist auf diesen Gebieten seit langem Weltmarktführer. Danach wurde das Portfolio mit Fehlerortungsgeräten an Energiekabel und Telekommunikationskabel erweitert. Im Jahr 1971 wurde der erste voll ausgestattete Energiekabel-Messwagen ausgeliefert. Im Jahr 2012 haben sich dann Megger und SebaKMT fusioniert. Das Produktportfolio von Megger und SebaKMT ergänzt sich optimal. Megger bietet nun ein umfangreiches Sortiment im Energiebereich, vom Kabelmesswagen über Prüfgeräte für Schaltanlagen bis hin zur Prüfung nach ÖVE und allgemeiner Mess- und Prüftechnik für elektrische Anlagen. Mit ehemaligen bekannten Firmen wie PROGRAMMA, Hagenuk KMT, und AVO hat Megger in der Vergangenheit ebenfalls fusioniert. SebaKMT wiederum entwickelt und produziert weiterhin Messsysteme zur Wasserleck- und Leitungsortung.
Wie sieht es in Zukunft mit einer Megger-Niederlassung in Österreich aus?
Gruber: Da wir davon überzeugt sind, dass es wichtig ist, Ansprechpartner vor Ort zu haben, die »die gleiche Sprache« sprechen, ist in der Tat ein Standort in Wien geplant – das ist fix, lediglich der Zeitpunkt steht noch nicht fest. Ich rechne allerdings mit spätestens nächstem Jahr. Megger-Produkte können aber in jedem Fall, ab sofort, über mich und bereits bestehende Partner begutachtet und bezogen werden. Abgesehen davon gibt es im Laufe des Jahres mehrere Gelegenheiten, uns kennenzulernen. Natürlich auf der Light+Building oder aber auch auf der Schalter- und Netzfachtagung im März. Für den 5. und 7. April haben wir außerdem in Wien und Salzburg eine Roadshow mit unserem Kabelmesswagen, Multifunktionsprüfgeräten sowie unser Schutz- und Schaltanlagen-Prüfsystem am Programm. Auch auf dem Österreich-Energiekongress in Salzburg im September werden wir vertreten sein.
Meine Herren, wir danken für das Gespräch!