Mit dem richtigen Lichtmanagementsystem zur normkonformen Sicherheitsbeleuchtung nach OVE E 8101:

(Not-)Licht im Normendschungel

von Sandra Eisner
von Elias Kernbichler, Produktmanager bei Tridonic Foto: © Tridonic zum Firmenprofil

Um für mehr Sicherheit zu sorgen, verschärft die neue Norm OVE E 8101 die Anforderungen an Notlichtsysteme. Diese Anforderungen lassen sich mithilfe einer intelligent vernetzten Beleuchtungsinstallation unkompliziert und rechtssicher erfüllen. Damit sind auch Gebäudemodernisierungen sowie der Betrieb von Notbeleuchtungssystemen in mehreren örtlich getrennten Anlagen kein Problem.

Warum wird es im Kinosaal niemals vollständig dunkel? Auch während einer Vorstellung sind im Dunkeln noch die EXIT-Schilder sowie Leuchten entlang der Wege auszumachen. Bei beiden Lichtquellen handelt es sich um einen Teil der Notbeleuchtung, die sogenannte Sicherheitsbeleuchtung: jene Lichtquellen, die es Menschen erleichtern, das betreffende Gebäude im Notfall schnell und sicher zu verlassen. Die Sicherheitsbeleuchtung gehört, wie beispielsweise auch Installationen für den Blitz- und Überspannungsschutz, zu den sogenannten sicherheitstechnischen Einrichtungen. Um zu jeder Zeit die Sicherheit von Gebäuden zu gewährleisten, sind diese Einrichtungen durch bestimmte Normen streng geregelt.

Bei der OVE E 8101 handelt es sich um eine Zusammenführung und Aktualisierung von vorhandenen Normen (Nachbildung; in Anlehnung an Schrack Technik »Neue Vorschriften für Sicherheitsbeleuchtungsanlagen« http://image.schrack.com/produktkataloge/p-infzove9.pdf) (Bild: Tridonic)

Seit dem 10. Juli 2021 ist die OVE E 8101:2019-01-01 in Kraft, die einige Normen aktualisiert und zusammenführt. In Österreich beschreibt diese elektrotechnische Norm die sicherheitstechnischen Anlagen in Gebäuden und regelt die Einrichtung elektrischer Niederspannungsanlagen gemäß den Schutzzielen des Elektrotechnikgesetzes aus dem Jahr 1992. Die OVE E 8101 bringt wesentliche Neuerungen mit sich. Der vorliegende Beitrag befasst sich speziell mit Aktualisierungen, die für die Sicherheitsbeleuchtung relevant sind. Der Geltungsbereich der OVE E 8101 – elektrische Niederspannungsanlagen – wird wiederum durch die aktuelle österreichische Elektrotechnik-Verordnung (ETV) festgelegt. Sie stellt eine Sammlung von rechtsgültigen Normen für unterschiedliche Anwendungsbereiche dar. Die ETV 2020 löst die bisherige Fassung aus dem Jahr 2002 ab. Für „Elektrische Niederspannungsanlagen“ (ausgenommen Teil 1 Unterabschnitt 134.3 und Teil 6 Unterabschnitt 600.5 unbeschadet gesetzlicher oder behördlicher Vorgaben) verweist die ETV 2020 auf die OVE E 8101. Im Sicherheitskontext ist außerdem die damit zusammenhängende Brandschutz-Norm OVE R 12-2 von Bedeutung. Diese enthält unter anderem wichtige brandschutztechnische Anforderungen an die Sicherheitsbeleuchtung.

Neue Anforderungen der OVE E 8101 an die Sicherheitsbeleuchtung

Speziell für die Sicherheitsbeleuchtung bringt die OVE E 8101 zwei große Aktualisierungen mit sich. Grundsätzlich soll die Sicherheitsbeleuchtung stets aus einer separaten Stromquelle gespeist werden, um auch im Fall eines Stromausfalls im Gebäude ihren Dienst weiterhin verrichten zu können. Mit Inkrafttreten der ETV 2020 sind erstmals Einzelbatteriesysteme für die Sicherheitsbeleuchtung in allen Räumen und Anlagen erlaubt, das bedeutet: Der Akku zur Versorgung im Notbetrieb kann in jede Leuchte einzeln integriert werden. Eine solch dezentrale Notversorgung senkt das Ausfallrisiko und erhöht damit die Zuverlässigkeit der Sicherheitsbeleuchtung. Im Gegensatz dazu kann im Fall von einer Zentralbatterie die Sicherheitsbeleuchtung im gesamten Gebäude beziehungsweise Gebäudeabschnitt ausfallen, wenn beispielsweise auch nur ein Akku ausfällt.

Der neue sceneCOM evo Controller von Tridonic verbindet als Gateway alle vernetzten Notleuchten. Pro Controller lassen sich bis zu 192 Notleuchten anbinden. Er verfügt darüber hinaus über ein Web Interface, welches über Ethernet aufgerufen werden kann. (Bild: Tridonic)

Durch die Aktualisierung der Norm gibt es auch Neuerungen bei den Optionen hinsichtlich des Testens und Überwachsens der Sicherheitsbeleuchtung. Bisher hatten Anlagenbetreiber die Wahl zwischen manuellen oder automatisierten Tests, mit oder ohne zentrale Überwachung. Nun müssen laut OVE E 8101 Installationen mit mehr als 20 Notleuchten in einem zusammenhängenden Gebäudeteil über eine zentrale Überwachung verfügen. Dabei schreibt die OVE E 8101 eine zentrale Meldeeinrichtung vor, welche den Anlagenzustand anzeigt: Ist das System betriebsbereit? Wird die Sicherheitsbeleuchtung mit Strom versorgt? Liegt eine Störung vor? Diese Meldeeinrichtung (in der Praxis das Gebäudeleitsystem oder Lichtmanagementsystem) muss so positioniert sein, dass sie während der betriebserforderlichen Zeit ständig überwacht werden kann. Mit dieser Vorgabe soll ein Gesamtüberblick über den Zustand der Notbeleuchtung – und damit ihre Zuverlässigkeit – sichergestellt werden. Hiervon ausgenommen sind Einzelbatterieanlagen mit weniger als 20 Sicherheitsleuchten. Zum Ländervergleich: In Deutschland wird ein automatisches Testsystem bereits ab einer einzigen Notleuchte empfohlen.

Norm rechtssicher erfüllen – mit dem richtigen Lichtmanagement

Wie lassen sich diese Normanforderungen in der Praxis sicher umsetzen? Nach dem aktuellen Stand der Technik bietet sich die Verwendung von Notleuchten in Kombination mit DALI (Digital Addressable Lighting Interface) und einem Lichtmanagementsystem mit Notlichtfunktion an. In dieser Konstellation fragt das Lichtmanagementsystem den Zustand der einzelnen Leuchten regelmäßig ab und visualisiert diesen, erfüllt somit also die Rolle einer Meldeeinrichtung im Sinne der OVE E 8101. Auch der Anforderung an eine zentrale Überwachung wird das Lichtmanagementsystem gerecht, denn es kann beispielsweise im Schaltkasten oder in einem Raum des Gebäudemanagements installiert werden.

Das Web Interface fasst die wichtigsten Informationen des Notbeleuchtungssystems übersichtlich zusammen. (Bild: Tridonic)

Für Lichtmanagementsysteme ist wiederum eine weitere Norm relevant: Die EN/IEC 62034:2012 (Automatische Prüfsysteme für batteriebetriebene Sicherheitsbeleuchtung für Rettungswege) legt fest, in welchem Zyklus das Lichtmanagementsystem sowie die zugehörigen Notleuchten getestet werden müssen. Mindestens einmal täglich muss der Zustand der Leuchte abgefragt werden: Wird sie vom Lichtmanagementsystem angesprochen? Ist ihre Batterie geladen? Mindestens einmal im Monat muss ein Funktionstest erfolgen, um die Einsatzbereitschaft der Anlage sicherzustellen. Und mindestens einmal pro Jahr muss ein Betriebsdauertest durchgeführt werden, der untersucht, ob die Betriebsdauer der Notbeleuchtung ausreicht, um ein sicheres Verlassen des Gebäudes sicherzustellen.

Mit einem System alle Anforderungen erfüllen

Tridonic stellt ein der EN 62034 entsprechendes Lichtmanagementsystem und Notbeleuchtungskomponenten (sowohl Notleuchten als auch zugehörige Notlichttreiber) zur Verfügung. Durch den Einsatz des DALI-2-zertifizierten Lichtmanagementsystems sceneCOM evo können Anlagenbetreiber die Anforderungen der OVE E 8101 rechtssicher und unkompliziert umsetzen. Die Sicherheitsbeleuchtung des Notlichtsystems kann dabei sowohl drahtgebunden als auch kabellos angebunden werden. Seine Basis bilden die DALI-Notleuchte und der darin verbaute DALI-Notlichttreiber. Gesteuert werden diese durch den sceneCOM evo Controller für das Lichtmanagement, welcher als zentrale Überwachungseinheit fungiert. Jeder Controller kann insgesamt drei DALI-Linien à jeweils 64 Notleuchten ansteuern. In Summe können also insgesamt bis zu 192 Notleuchten mit einem Controller erfasst werden.

Das Anlagenabbild liefert jederzeit Informationen zum Status der einzelnen Notleuchten. Dazu zählen unter anderem der Betriebszustand, mögliche Störungen und der Zustand der Batterie. (Bild: Tridonic)

Zur Visualisierung der Überwachung bietet der sceneCOM evo ein Dashboard für die Notbeleuchtung. Um dieses aufzurufen, wird per Ethernet eine Verbindung zum Web Interface des sceneCOM evo hergestellt. Im Dashboard lassen sich auf einen Blick detaillierte Informationen über jede einzelne Leuchte im Netzwerk ablesen. Dazu gehören die Batterieladung, der Zustand der LED sowie der dazugehörigen Notlichttreiber. Per Knopfdruck gibt das System darüber hinaus automatisch ein normkonformes, digitales Prüfbuch mit allen relevanten Informationen aus –zum Download als PDF- oder XML-Datei. Das Dashboard zeigt Fehler in der Anlage an. In Summe bekommen Anlagenbetreiber über dieses Web Interface einen Überblick über den Anlagenzustand sowie die Ergebnisse des Funktionstests und Betriebsdauertest ihrer Sicherheitsbeleuchtung. Somit deckt das sceneCOM evo System genau jene Funktionen ab, die von der OVE E 8101 an die Sicherheitsbeleuchtung gestellt werden.

Per Knopfdruck erstellt das sceneCOM evo System ein normkonformes, digitales Prüfbuch der Notbeleuchtungsanlage. (Bild: Tridonic)

Unkompliziert mehrere Notlichtsysteme im Blick

All diese Funktionen sind dank der neuen em-LINK v2 Serverapplikation von Tridonic nicht auf ein Gebäude beschränkt, sondern können auch beispielsweise Filialnetze von Einzelhändlern mit mehreren regional verteilten Filialen oder weitläufige Campusse abdecken. Jede em-LINK v2 verbindet bis zu 200 sceneCOM evo Controller und damit bis zu 38.400 Einzelleuchten. Anlagenbetreiber, die mehrere Sicherheitsbeleuchtungssysteme überwachen müssen, haben mit diesem System auch die Möglichkeit, die aggregierten Daten aus mehreren Controllern zentral über eine Webanwendung remote zu überwachen. Der Zustand der Notlichtsysteme in mehreren Anlagenteilen oder Gebäuden kann dadurch an einer zentralen Stelle zusammengefasst werden. So entfällt die Notwendigkeit, verschiedene Standorte mit Personal anzufahren, um jedes Notlichtsystem einzeln zu prüfen beziehungsweise zu überwachen. Auf diese Weise kann beispielsweise der Facility Manager einer regionalen Supermarktkette die Notlichtsysteme der einzelnen Filialen von der Zentrale aus überwachen. Über em-LINK v2 ist auch eine Benachrichtigung per Mail bei Fehlern möglich.

Problemlose Wireless-Nachrüstung bei der Renovierung

Anwendung findet die OVE E 8101 bei Neubauten ebenso wie bei der Renovierung bestehender Installationen. Insbesondere die normkonforme Renovierung von Bestandsgebäuden kann für Anlagenbetreiber mit einem beachtlichen Planungs- und Kostenaufwand verbunden sein. So kann beispielsweise das Nachrüsten einer zentralen Überwachung in bestehenden Anlagen oftmals nur mittels einer zusätzlichen Verdrahtung umgesetzt werden. Es müssen also neue Kabel eingezogen werden, was zeit- und kostenaufwändig ist.

Das kabellose Notbeleuchtungssystem von Tridonic im Überblick: Die Leuchten werden mittels dem basicDIM Wireless System drahtlos an den sceneCOM evo Controller angebunden. Das Web Interface des Lichtmanagementsystems informiert übersichtlich über den Zustand der einzelnen Notleuchten. (Bild: Tridonic)

Diese Problematik adressiert Tridonic mit seinem neuen drahtlosen Notbeleuchtungssystem (Wireless Emergency System) auf Basis des bewährten Funksystems basicDIM Wireless. Es lässt sich normkonform und ohne zusätzliche Verdrahtung in bestehende Installationen integrieren. Dazu wird das bereits erwähnte „Paket“ aus Notleuchte und Notlichttreiber jeweils über einen Wireless Node angesprochen. Dabei fungiert der Wireless Node als Knotenpunkt im ausfallsicheren Bluethooth-Mesh-Netzwerk von baiscDIM Wireless. Lediglich die Stromversorgung ist dann für die Notleuchte sicherzustellen, eine separate Datenleitung entfällt. Alle Daten werden an ein basicDIM Wireless Modul gesendet, welches per DALI-Leitung an einen sceneCOM evo Controller angeschlossenen ist. Dieser stellt wiederum die Informationen wie gewohnt im Dashboard dar. Die relevanten Komponenten des drahtlosen Notbeleuchtungssystems sind nach BSI Kitemark™ zertifiziert und erfüllen alle notlichtrelevanten Normen und Vorschriften. Auch im Neubau spielt das Wireless-System seine Vorteile aus. So sinken neben dem Planungs- und Kommissionierungsaufwand der Zeit- und Materialaufwand – und damit die Gesamtkosten für die Errichtung der Anlage.

Die OVE E 8101 stellt insbesondere in Punkto Sicherheitsbeleuchtung verschärfte Anforderungen an Anlagenbetreiber. Vor allem bei der Installation von Sicherheitsbeleuchtung müssen sie beachten, dass ab sofort auch Einzelbatteriesysteme eingesetzt werden können. Umgekehrt muss jedoch ein automatisches Testsystem mit zentraler Überwachung etabliert sein. Mit der Kombination aus DALI-Notleuchten und einem Lichtmanagementsystem lassen sich normkonforme Installationen pragmatisch realisieren. Mit den entsprechenden Systemen von Tridonic lässt sich dieses Konzept auch über mehrere Gebäude ausrollen; zudem reduziert das Wireless-Prinzip durch den Wegfall der Verkabelung den Installationsaufwand bei Gebäuderenovierungen.

Weitere Informationen auf: www.tridonic.com

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