Das Amalienbad wurde 1923-1926 nach dem Vorbild einer römischen Therme erbaut. In Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt wurde entschieden, dass die Leuchten aus den 70-er Jahren nicht erhaltenswürdig sind und dass mit der neuen Beleuchtung primär die historische Architektur der Schwimmhalle in ihrer Besonderheit betont werden soll. Die neuen Beleuchtungskörper sollten so unauffällig wie möglich in die Architektur integriert werden, dass der Besucher die Raumwirkung erleben kann, ohne geblendet zu werden.
Die Leuchten selbst treten in den Hintergrund, das Licht lässt die Architektur wirken. Die Grundbeleuchtung der Schwimmhalle erfolgt tagsüber mit natürlichem Licht über die Glaskassettendecke, ab Dämmerung wird automatisch das künstliche Licht aktiviert. Gut ausgeblendete Strahler, die uneinsehbar hinter den Oberlichten montiert sind, werden auf das Schwimmbecken gerichtet. Ein wichtiger Aspekt war die Wartungsfreundlichkeit. Es wurden extra Leuchtenaufzüge konstruiert, welche eine leichte Zugänglichkeit ermöglichen.
Versteckt hinter den Unterzügen der Balkonuntersichten wurden dimmbare Linearstrahler montiert, die die umlaufende Zone um das Becken und die vertikalen Säulen erhellen. Die Beleuchtung in den Gängen dahinter besteht aus Direktlicht von LED-Spots und einer stimmungsvollen farbsteuerbaren Aufhellung der Decke von den Lüftungskanälen aus. Je nach Lichtstimmung werden diese Deckenuntersichten in Türkis, Goldgelb oder Weiß akzentuiert.
Die Stiegen leiten mit ihrer gleichmäßigen Beleuchtung in die oberen Stockwerke. Die tonnenförmige Hallendecke wird von den oberen Säulen aus mit LED-Strahlern aufgehellt. Damit in der Dunkelheit die Glasoberlichten nicht als schwarze Löcher erscheinen, wird mittels LED- Strahlern ein zartblauer Mondscheineffekt simuliert.
Farbsteuerbare LED-Leisten verwandeln den Sprungturm in eine effektvolle Bühne. Vorprogrammierte Lichtszenarien, abzurufen über Touch Screen, sorgen für die richtige Stimmung beim Schwimmunterricht, Wellness-Programm oder Turmspringen. Es ist gelungen eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen, in der sich die Badegäste gerne aufhalten. Trotz der Erhöhung des Lichtniveaus konnte der Energieverbrauch um 57% reduziert werden.
Mit dem neuen Lichtkonzept konnte die bestehende Bausubstanz wesentlich aufgewertet werden. Es ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass man mit Licht einen Raum wesentlich verändern und veredeln kann, ohne bauliche Maßnahmen zu treffen.
Lichtplanung: podpod design
Bauherr: MA 44 – Bäder E-Planung und Programmierung Art for Art/Alfred Schmidl
E-Installation: Leonbacher Leuchtenhersteller: Targetti, Philips, Schrutek
Kategorie Museen
Das Stadtpalais Liechtenstein wurde von den Architekten Domenico Martinelli, Enrico Zuccalli und Gabriel di Gabrieli von 1694-1711 erbaut. Es gilt als das erste bedeutende Bauwerk des Hochbarock in Wien. Nach vier Jahren umfassender Renovierungsarbeiten unter der Ägide des Architekten Wehdorn wurde 2013 das prunkvolle Stadtpalais Liechtenstein im 1. Bezirk neu eröffnet. Es war eine große Herausforderung in dem Denkmal geschützten Gebäude die richtigen Positionen der Leuchten zu finden, ohne die Bausubstanz anzugreifen.
Das Licht sollte im Hintergrund fungieren und mit Feinheiten und Besonderheiten des Prunkbaus verschmelzen. Schon nach Außen hin strahlt des Nachts die neu renovierte Fassade fürstliche Eleganz aus. Mit dem Einsatz von nur wenigen Leuchten wird die Fassade in einen zarten Hauch von Licht getaucht.
Betritt man das Palais wird man durch das festlich beleuchtete Vestibül zu der Prunktreppe geleitet. Das Vestibül wurde in einer Komposition aus Licht neu definiert. Diese setzt sich aus einem Lichtband entlang der Durchfahrt, einer Wand- und Gewölbeaufhellung, historischen Laternen und Direktlicht, auf die Eingänge gerichtet, zusammen.
Die überwältigende barocke Prunktreppe entführt den Besucher auf einem Leopardenteppich in eine Welt aus Reliefs und Statuen, welche durch die Feinheit der Beleuchtung nachmodelliert werden. Das Stadtpalais Liechtenstein verfügt über zahlreiche Prunksäle, welche mit übergroßen Lustern ausgestattet sind. Im Quadratsaal erhellt ein Bronzeluster von Louis Philippe Giraud mit 186 Kerzen den Raum. Er ist ca. 3m hoch, hat einen Durchmesser von 3,60m und ist 2,5 Tonnen schwer.
Im Tanzsaal befindet sich der größte Luster des Palais. Er ist 267 flammig und besteht aus vergoldetem Zink. In diesem Saal wurden außerdem die Eckkandelaber und die Kontinente elektrifiziert. Insgesamt wurden im Stadtpalais Liechtenstein ca. 2000 Kerzen als LED- Kerzen ausgeführt. Es kamen statt den üblichen 40W Glühbirnen 5W LED-Kerzen zum Einsatz, welche extra für dieses Projekt entwickelt wurden. Dadurch konnten ca. 70KW eingespart werden, d.h. man kommt nun mit einem Achtel der Energie aus.
Doch nicht nur die Leistung und Langlebigkeit der LED-Kerzen ist eine Besonderheit. Auch das Design der Kerze ist innovativ und einzigartig. Es wurde anhand von Recherchebildern eine originalgetreue Nachbildung der Proportionen der Lusterkerzen erzielt, welche viel schlanker und optisch ansprechender sind, als alle anderen handelsüblichen elektrifizierten Kerzen. Denn nicht nur der Kerzenkörper ist speziell designt, sondern auch die Flamme – der Streukörper – ist asymmetrisch geformt, um einen naturgetreueren Kerzenschein zu ermöglichen.
Das Stadtpalais Liechtenstein erstrahlt nach der jahrelangen Renovierungsarbeit nun in neuem Licht und ist auch für die Öffentlichkeit in Form von Führungen zugänglich.
Lichtplanung: podpod design
Architektur: Domenico Martinelli, Enrico Zuccalli, Gabriel di Gabrieli 1694-1711 Architektur (Renovierung): Wehdorn Architekten Bauherr Stiftung Fürst Liechtenstein E-Installation: Klenk & Meder
Leuchtenhersteller: Erco, Philips, Targetti, Svarowski, Lobmeyer, Schrutek