Steigende Preise benötigter Metalle wie Kupfer, Lithium, Nickel und Kobalt könnten die Transformation des Energiesektors und den damit verbundenen Ausbau bremsen. Zu dem Ergebnis kommt eine Szenarioanalyse am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). In einem Szenario der Internationalen Energieagentur (IEA) haben die Experten berechnet, wie sich die Preise dieser Metalle entwickeln könnten. Das Szenario basiert auf einem hohen Einsatz erneuerbarer Energien und Emissionsneutralität bis 2050.
Preishöchststand 2030 erwartet
„Wenn wir davon ausgehen, dass die Nachfrage weiter stark zunimmt, dürften die Preise für Kupfer, Lithium, Nickel und Kobalt um das Jahr 2030 herum auf einen Höchststand steigen und dort auch über Jahre verharren. Damit würden sie ein Hindernis für die Energiewende darstellen“, so DIW-Berlin-Ökonom Lukas Boer. Annahmen der IEA zufolge dürfte sich der jährliche Kupferverbrauch in den kommenden 20 Jahren verdoppeln, der von Nickel mehr als verdreifachen und der von Kobalt versechsfachen. Bei Lithium ist die Steigerungsrate am höchsten: 2040 wird die Nachfrage voraussichtlich mehr als 20 Mal so hoch sein wie heute. Damit dürfte die Nachfrage bedeutend schneller wachsen als die anderer für die Energiewende notwendiger Metalle.
Das Angebot reagiert aber kurzfristig nur begrenzt auf Preisanreize, wie Boers Berechnungen auf Basis historischer Erfahrungen zeigen. Der Grund für das zunächst sehr unelastische, aber dann immer stärker steigende Angebot dürfte in der Art der Gewinnung der Ressourcen liegen: Kupfer, Nickel und Kobalt werden in Minen abgebaut – es kann bis zu zwei Jahrzehnte dauern, bis neue Bergwerke erschlossen werden. Bei Lithium können die Kapazitäten je nach Art der Förderung etwas schneller gesteigert werden, aber auch hier muss für eine gewisse Vorlaufzeit eingeplant werden. Die Preise steigen: Kupferpreise könnten dem Szenario zufolge 2030 im Vergleich zu 2020 um fast 70 Prozent zulegen, Lithiumpreise um knapp 180 Prozent.
Ausbau könnte teuer werden
„Wenn diese Entwicklung tatsächlich eintritt, würden die untersuchten Metalle künftig maßgeblich Inflation, Handel und die globale Wirtschaftsleistung beeinflussen. In dem Szenario könnte die Energiewende im Zeitraum von 2021 bis 2040 zu einem vierfachen Anstieg des Produktionswertes der vier Metalle führen und damit den Ausbau der erneuerbaren Energien verteuern“, sagt Boer, sieht in seiner Berechnung aber auch Unsicherheiten: Unvorhergesehene technologische Fortschritte könnten potenzielle Preisanstiege dämpfen und die Kosten der Energiewende verringern. Dasselbe gelte, wenn sich alternative Materialien zu den betrachteten Rohstoffen als tauglich erweisen würden, erneuerbare Energie zu erzeugen und zu speichern.
Quelle: pressetext.com