Kolumne von Rudolfine Zachbauer-Zick

Rückblick – Ausblick

von Oliver Kube
von Rudolfine Zachbauer-Zick Foto: © Pixabay

Manchmal braucht es einen differenzierten Rückblick, um einen umfassenden Ausblick zu erhalten. Wann, wenn nicht zum Jahreswechsel ist dafür die beste Zeit!

Unvergessen werden für mich wohl für immer der 31.12.2021 und der 01.01.2022 bleiben. Ist der erste Tag jener, an dem ich dem Tod noch einmal rechtzeitig von der Schaufel sprang, so ist der zweite der Tag meiner metaphorischen Wiedergeburt mit allen Chancen und Risiken, die das Leben so bietet. Jeder Schritt, den ich seither schmerzfrei und aufrecht und voller Freude mehr mache als am Tag zuvor, ist jene Chance, wieder ganz gesund zu werden. Jedes Lachen, jedes Lächeln, das mir begegnet oder das ich schenke, bereichern mein Leben mehr, als es jeder Reichtum, jeder Traumurlaub oder jeder sonstige Luxus bieten könnte. Es sind tatsächlich die kleinen Dinge, die glücklich und zufrieden machen.

Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die meisten Menschen nach den knapp drei Jahren Pandemie wieder über jede Freiheit bezüglich Reisen und Urlaube, jeden Restaurant- oder Barbesuch und jede Veranstaltung ob indoor oder open air freuen und beinahe neu erleben. Oberflächlich betrachtet, ist fast alles wieder so wie vor Ausbruch der Pandemie.

Fast! Denn wer hätte gedacht, dass an Europas Grenze, im Zentrum unseres Erdteiles, nochmals ein Krieg grauenvoll und willkürlich angezettelt werden würde? Wer hätte sich gedacht, dass wir bezüglich Energie in Form von Erdgas dermaßen von der Willkür eines Despoten und seiner Spiellust an den Ventilen unserer Pipelines abhängig sind, dass wir von Glück reden können, wenn wir nicht hungernd, frierend und finster unterm Christbaum 2022 sitzen müssen? Weil wir uns die Heizkosten, welche durch die Merit-Order gesteuert sind, nicht mehr leisten können. Merit-Order ist jene Energiepreisvereinbarung, wonach sich der Mischpreis von diversen Energiequellen nicht am Durchschnittspreis orientiert, sondern an der teuersten Energiequelle, in unserem Fall Erdgas. Die EU-Kommission will das ändern und diskutiert über gedeckelte Gas-Preise, braucht aber Einstimmigkeit. Derzeit ist unsere Regierung noch zögerlich. Warum, wissen wohl nur die familiären Götter.

Weil also diese kurzfristige Lösung und notwendige Entlastung auf sich warten lassen, dürfen wir keine Zeit verschwenden und müssen parallel auch gleich über den aktuellen Winter hinaus denken, planen und handeln. Dabei gibt es vernünftige und weniger vernünftige Denkmodelle.

Erdgas von jenseits der Meere mit riesigen Schiffen um den halben Globus zu schleppen, um es dann in Rotterdam oder Kroatien (Adria Pipeline) erst recht wieder über Pipelines in unsere Lager bringen müssen, ist eine Variante. Das aufbereitete, gereinigte Erdgas muss auf 162° C gekühlt werden, um vom gasförmigen in den flüssigen Zustand transferiert zu werden. Dabei werden aus rund 600 Kubikmetern Erdgas 1 Kubikmeter Flüssigerdgas. Welche Energieverschwendung, um Energie zu erhalten. Sogenannte LNG-Tanker fassen verflüssigtes Erdgas »LNG« (Liquefied Natural Gas) im Volumen für circa 35.000 Haushalte. Sie sind etwa drei Fußballfelder lang [womit der WM in Katar an dieser Stelle die ihr zustehende Aufmerksamkeit auch gewidmet wäre!] und knapp 50 Meter breit. Die leider nicht mit Wind- oder Sonnenenergie (Photovoltaik) betrieben werden, was für eine Überraschung!

Die zweite Variante wäre das meiner Meinung nach wie vor hinsichtlich Umweltschutz sehr bedenkliche Fracking. Durch die notwendige Lagerung, den Umgang mit Zusätzen, Substanzen und Chemikalien, die das Grund- und Oberflächenwasser nachhaltig gefährdenden und die physischen Bohrungen durch alle Grundwasserschichten möchte ich persönlich diese Form eher nicht. So lange wir erneuerbaren Energieformen, den einzig vernünftigen Varianten, noch nicht jenen vorherrschenden Stellenwert einräumen, für die wir in Österreich sogar beste Voraussetzungen haben.

„Die notwendige Dekarbonisierung unserer Wirtschaft wird eine Kraftanstrengung erfordern wie der Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg“, schreibt Bundeskanzler a. D. Christian Kern am 25.11.2022 auf seinem Instagram-Account anlässlich seiner Keynote als Energieexperte am TransVer Day 2022 der deutschen Versicherer in Berlin. Er bringt damit die gesamte Dramatik und Umfänglichkeit in einem einzigen, knappen Satz unter.

Mit Dekarbonisierung (auch »Entkarbonisierung«) wird in der Energiewirtschaft jene Vorgehensweise beschrieben, mit der Unternehmen eine CO2-arme Wirtschaft erreichen wollen. Dies bedeutet den Verzicht bzw. die Reduktion der Nutzung von stark CO2-verursachenden Technologien, damit sich der von Menschen verursachte Treibhausanteil in der Luft verringert.

Im letzten Jahr hat sich der Begriff der Transformation insbesondere im Bereich der Informations- und Kommunikations-Technologie breit in der Politik etabliert. Damit soll auch auf den digitalen Techniksprung in ALLEN Lebensbereichen eingegangen werden. Ich habe darüber bereits in der ICT-Kolumnen-Trilogie 01 bis 03/2021 ausführlich geschrieben. Passiert ist seitdem nichts. Das Einzige, was nunmehr etwas mehr Budget erhält – dies allerdings gezwungenermaßen, um der europäischen Entwicklung nicht vollends hinterherzuhinken – ist der Breitbandausbau, bevor die bereits genehmigten Förderungen ihre Gültigkeit verlieren. Hier ist mir allerdings auch aufgefallen, dass sich einige wenige (auch Start-ups) das Feld teilen und teilweise mit sehr interessanten Finanzierungsmodellen arbeiten. Dies bedarf noch einer eigenen gesonderten, tieferen Betrachtung andernorts.

Fakt ist, dass wir alle gemeinsam sowohl die digitale wie auch die ökologische Transformation als Gesamtheit erkennen und umsetzen müssen. In all unseren Lebensbereichen und Lebenswelten, insbesondere in der Arbeit, Bildung, Ausbildung, Innovation, Forschung und Entwicklung, im Gesundheits- und Pflegewesen, in der Wirtschaft, insbesondere der Industrie und Produktion, im sorgfältigen und nachhaltigen Planen und Umsetzen unserer Bau- und Verkehrsprojekte. Das sind wir uns, unseren Kindern und Enkelkindern und hoffentlich auch zahlreichen Nachfolgegenerationen schuldig.

Gesegnete, frohe Weihnachten –  herzlich, Ihre

Rudolfine Zachbauer-Zick ist 2000 aktiv in Planung und Lösung (Projektleitung) von kundenspezifische Anforderung an passive und aktive LAN-Infrastruktur

Bild: www.i-magazin.com

Rudolfine Zachbauer-Zick
techART e.U.
Hetzendorfer Straße 103/2/19, 1120  Wien /
+43664 413 4771
rzz@techart.co.at
www.techart.co.at

Ähnliche Artikel

Hinterlassen Sie einen Kommentar

* Zur Speicherung Ihres Namens und Ihrer E-Mailadresse klicken Sie bitte oben. Durch Absenden Ihres Kommentars stimmen Sie der möglichen Veröffentlichung zu.

Unseren Newsletter abonnieren - jetzt!

Neueste Nachrichten aus der Licht- und Elektrotechnik bestellen.