Mit dem gemeinsamen Projekt der Austrian Power Grid (APG), Netz Oberösterreich GmbH (Netz OÖ) und Linz Netz GmbH (Linz Netz) wird der oberösterreichische Zentralraum energiewirtschaftlich zukunftsfit gemacht. Ein 220-Kilovolt-Versorgungsring sorgt künftig für die sichere Stromversorgung und ermöglicht das Gelingen der Energiewende sowie die zunehmende Elektrifizierung von Wirtschaft, Industrie und Gesellschaft in der Region.
Vom 29. November bis 2. Dezember hat die mündliche Verhandlung zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) im Design Center Linz stattgefunden. Die UVP ist das umfassendste Prüfungs- und Genehmigungsverfahren für Infrastruktur- und Bauvorhaben in Österreich. Ein offenes und transparentes Verfahren ist der APG und den Projektpartnern ein großes Anliegen. Am 29.11.2021 reichten die Netzbetreiber alle Projektunterlagen (Umweltverträglichkeitserklärung) gemäß Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz (UVP-G 2000) bei den zuständigen UVP-Behörden der Länder Ober- und Niederösterreich ein. Im nächsten Schritt erfolgte Anfang Mai 2022 die öffentliche Auflage der Projektunterlagen durch die UVP-Behörden. Danach wurde von den Sachverständigen der Behörde ein Umweltverträglichkeitsgutachten, unter Berücksichtigung etwaiger Stellungnahmen, welche innerhalb des Auflagezeitraums bei der Behörde eingegangen sind, erstellt.
UVP-Verhandlung in Linz
Das von der Behörde erstellte Umweltverträglichkeitsgutachten wurde am 27. Oktober 2022 für einen Zeitraum von vier Wochen öffentlich aufgelegt. Vom 29. November bis 2. Dezember wurde die mündliche Verhandlung von der UVP-Behörde (Land Oberösterreich) im Design Center in Linz abgehalten.
Zu Beginn der Verhandlung wurde das Projekt durch die APG und die Projektpartnerinnen präsentiert. Im Anschluss, sowie die Tage darauf, wurden alle vorhabenrelevanten 22 Fachbereiche – u.a. Naturschutz, Wald- & Forstwirtschaft, Humanmedizin, Wasser, Boden & Landwirtschaft – öffentlich erörtert, und alle Beteiligten hatten die Möglichkeit, sich umfassend zum Projekt zu äußern und Fragen an die Sachverständigen und die Projektwerberinnen zu stellen. Eine Entscheidung über den Genehmigungsantrag (und das Verhandlungsergebnis) wird per Bescheid ergehen.
220-kV-Versorgungsring für die sichere Stromversorgung
Aktuell wird der Zentralraum Oberösterreich über ein 110-kV-Netz, dessen älteste Leitungsabschnitte aus den 1940er Jahren stammen, mit Strom versorgt. Dieses ist für die zukünftigen Anforderungen in der Region nicht ausgelegt. Als Ersatz ist die Errichtung eines 220-kV-Versorgungsringes geplant.
„Damit sorgen wir gemeinsam mit den Projektpartnern für eine sichere Stromversorgung für die nächsten Generationen. Im Industriebundesland Oberösterreich ermöglichen wir so die Elektrifizierung von Wirtschaft, Industrie und Gesellschaft. Das Projekt leistet dadurch auch einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der Klima- und Energieziele Österreichs und dem Gelingen der Energiewende“, sagt Mario Golger, Projektleiter der APG.
Der 220-kV-Versorgungsring verbindet künftig die APG Umspannwerke Ernsthofen, Pichling, Hütte Süd, Wegscheid und Kronstorf miteinander. Im Sinne der so wichtigen Teilnetzbildung im Zentralraum werden auch einige Umspannwerke der Projektpartner – bspw. Franzosenhausweg, Kleinmünchen, Tillysburg und Kronstorf West – in den Ring miteingebunden. Die dafür notwendigen Baumaßnahmen beinhalten den Ersatzneubau bestehender Leitungen, Spannungsumstellungen von 110-kV auf 220-kV auf bereits dafür ausgelegten Leitungsabschnitten sowie Aus- und Umbauarbeiten in insgesamt acht Umspannwerken. Für die Errichtung der neuen Leitungen werden bestehende Leitungstrassen von APG, Netz OÖ und Linz Netz genützt, um den Eingriff auf Mensch und Natur so gering wie möglich zu halten. Der Baustart ist ab 2024 geplant. Die Inbetriebnahme erfolgt dann schrittweise ab 2026 bis 2030.
Die APG und die Projektpartner investieren rund 570 Millionen Euro in die sichere Stromversorgung der Region und für das Gelingen der Energiewende. Hierbei handelt es sich um eine aktuelle Planungszahl, welche insbesondere aufgrund des langen Realisierungszeitraumes bis 2030, den Preisveränderungen am Weltmarkt, verstärkt durch Ereignisse wie bspw. die Corona Pandemie und dem Ukraine-Krieg, ausgesetzt ist.
Anforderungen in der Region steigen
Die aktuelle geopolitische und wirtschaftspolitische Situation sowie die Preissteigerungen für Gas und Strom, die damit einhergehen, sind ein sehr lauter Weckruf, die Energiewende versorgungssicher und umgehend umzusetzen. „Eine kapazitätsstarke Strominfrastruktur ist der Schlüssel zur nachhaltigen Transformation, sowie Grundvoraussetzung um preisgünstigen Strom für die Region und Österreich verfügbar zu machen. Neben der sicheren Stromversorgung hat die nachhaltige Absicherung des Wirtschafts- und Industriestandortes im Zentralraum Oberösterreich höchste Priorität. Daher müssen alle Projekte, die diesem Ziel dienen, ohne Zeitverzug umgesetzt werden“, sagt Christoph Schuh, Unternehmenssprecher der APG.
Auch der Stromverbrauch im Zentralraum wird in den nächsten Jahren weiterhin deutlich zunehmen. Grund dafür sind dynamische Entwicklungen in der Region: Wachstum des Wirtschaftsraums wie zum Beispiel die Powerregion Enns-Steyr, voranschreitende Elektrifizierung und damit auch Prozessumstellungen der Industrie (Stichworte: Dekarbonisierung, strombasierte Stahlerzeugung) sowie eine steigende Anzahl an Verbrauchern. Allein im Städtedreieck Linz – Wels – Steyr wird vom Land Oberösterreich bis 2040 ein Wachstum auf rund 350.000 Einwohnerinnen und Einwohner prognostiziert.
Mehr Informationen unter: www.apg.at
Quelle: APG