Klimajäger-Perspektiven anlässlich des »Janitza Energy-Forums 2024«:

Sind die Banken das Zünglein an der Waage?

von David Lodahl
Foto: © www.i-magazin.com

Es ist keine Neuigkeit mehr: Die Zeichen stehen auf Sturm im Kampf gegen den Klimawandel. Nicht zuletzt auch deshalb sind Klimaexperten wie Andreas Jäger unverzichtbar, um in diesem Kampf bei der Navigation zu unterstützen. Beim »Janitza Energy-Forum 2024« in Wien lieferte Jäger, mit über 20 Jahren Erfahrung im Bereich der Klimavorträge, eine fesselnde Darstellung der gegenwärtigen Klimakrise und deren Folgen. Das i-Magazin war vor Ort, um zu erfahren, warum EU-Taxonomie und die »Corporate Sustainability Reporting Directive« (CSRD) für einen Paradigmenwechsel sorgen werden.

von Thomas Buchbauer mit Unterstützung von AI

Wir leben in einer Welt, die zunehmend unter extremen Wetterbedingungen, steigenden Meeresspiegeln und einer bedrohten Biodiversität leidet. Andreas Jäger, bekannt geworden als Ö3-Wettermann und mittlerweile renommierter Klimaexperte, forderte anlässlich des »Janitza Energy-Forums 2024« einen radikalen Wandel im Kern unseres Finanz- und Wirtschaftssystems. Im Zentrum seines Vortrags stand die Idee, dass nachhaltige Finanzierung nicht nur möglich, sondern auch notwendig ist, um die drängendsten Umweltprobleme unserer Zeit zu lösen. Er beleuchtete, wie die Einführung der EU-Taxonomie und der Corporate Sustainable Reporting Directive (CSRD) eine Brücke schlägt zwischen ökonomischer Entwicklung und ökologischer Nachhaltigkeit.

Die finanzielle Transformation unter der EU-Taxonomie

Jäger begann seine Keynote mit einer kritischen Betrachtung der traditionellen Finanzmodelle, die oft kurzfristige Gewinne über langfristige ökologische und soziale Verantwortung stellen. „Die Banken stehen nun im Fokus, denn durch ihre Kreditvergabepraxis entscheiden sie über die ökologische Ausrichtung unserer Wirtschaft“, erklärte Jäger. Er unterstrich die Wichtigkeit der EU-Taxonomie als ein Werkzeug, das Investitionen lenkt und Firmen dazu anhält, ihre Umweltauswirkungen ernst zu nehmen. Unternehmen, die sich nachhaltig ausrichten, profitieren von günstigeren Krediten und Investitionen, während jene, die in umweltschädlichen Industriezweigen tätig sind, zunehmend finanzielle Nachteile erfahren.

Unterstützung kommt von Consulting-Unternehmen

Peter Sattler von Sattler Energie Consulting ging in seinem Vortrag auf Gesetze, Vorschriften und Förderungen ein. Er bietet mit seinen Kollegen Lösungen zur kontinuierlichen Verbesserung des gesamten Energie- und Nachhaltigkeitssystems. Während Großunternehmen und Industriebetriebe mit mehr als 250 Mitarbeitern oder einem Jahresumsatz von mehr als 50 Millionen Euro und einer Bilanzsumme von 43 Millionen Euro im Rahmen der Novelle des Energieeffizienzgesetzes heute schon verpflichtet sind, im 4-Jahresrhythmus Energieaudits durchzuführen bzw. ein zertifiziertes Energie- oder Umweltmanagementsystem einzuführen, werden künftig auch KMU davon betroffen sein.

»Klimajäger« und Moderator Andreas Jäger ging im Rahmen des »Janitza Energy-Forums 2024« auf sachlicher Ebene den Gründen und den Auswirkungen der Klimakrise auf den Grund, zeigte aber auch Lösungen, wie sich die Probleme lösen lassen. (Bild: www.i-magazin.at)

Globale Erwärmung und regionale Herausforderungen

Der Vortrag von Andreas Jäger nahm die Gäste von Janitza anschließend wieder mit auf eine Reise durch die globalen Auswirkungen des Klimawandels, von den schwindenden Gletschern der Arktis bis zu den überhitzten Agrarflächen dieser Erde. Jäger malte ein Bild der weltweiten ökologischen Krise, das sowohl alarmierend als auch mobilisierend war. Er zog Parallelen zwischen internationalen Klimaereignissen und lokalen Maßnahmen, wie sie in Österreichs Weinviertel gesehen werden, wo Bauern durch Techniken wie die Direktsaat den Humusaufbau fördern und so den Wasserverbrauch minimieren – ein direkter Beitrag zum Klimaschutz.

Technologische Revolution: Innovation als Hoffnungsträger

„Die Technologie hat uns teilweise in diese Krise geführt, aber sie birgt auch die Lösungen für unsere Zukunft“, so Jäger. Er spricht über die rasante Entwicklung der Photovoltaik, die inzwischen eine der günstigsten Energiequellen weltweit ist. Die Elektromobilität nimmt Fahrt auf und verspricht eine Verringerung der Treibhausgase im Verkehrssektor. Smarte Technologien und das Internet der Dinge (IoT) ermöglichen effizientere Energieverbrauchsmodelle und helfen, Ressourcen zu schonen.

Bei Janitza weiß man es aus eigener Erfahrung

Eine tragende Rolle im laufenden Veränderungsprozess spielt auch das Produktportfolio von Janitza, das von Hardware bis Software ein spezielles Angebot liefert, die Energie- und die Mobilitätswende in den Griff zu bekommen. Während mit einem intelligenten Lastmanagement Produktionsausfälle vermieden und Energiestrategien entwickelt werden können, macht die skalierbare Software »GridVis« Energieflüsse sichtbar und hilft, Energieeinsparpotenziale aufzudecken. Wolfgang Peherstorfer, NLL von Janitza in Österreich, und sein Kollege Gerhard Ruzicka präsentierten dem Publikum schließlich, worauf es ankommt. Die beiden führten den Anwesenden anhand des »hauseigenen« Best-Practice-Beispiels vor Augen, wie ein Verbesserungsprozess abläuft und welche Erkenntnisse man als Unternehmen zum eigenen Vorteil daraus ziehen kann.

Innovation und Normung – wie passt das zusammen?

Bei all diesen Themen spielt vor allem auch die Forschung eine entscheidende Rolle. Während Jäger in seiner Keynote die Bedeutung von Wissenschaft und Forschung als Treiber für innovative Lösungen unterstrich, war es an Daniel Herbst vom Institut für Elektrische Anlagen und Netze der TU Graz, die Notwendigkeit von Normen und Vorschriften hervorzuheben – schon alleine deshalb, um gemeinsam eine Sprache zu sprechen. Herbst hielt in seinem Vortrag ein launiges Plädoyer für das Normenwesen und rief die Gäste dazu auf, in den Gremien mitzuwirken.

Das »Janitza Energy-Forum 2024« lockte zahlreiche Gäste aus den Fachbereichen an, denen unter anderem aufgezeigt wurde, wie man als Unternehmen der Corporate Sustainable Reporting Directive (CSRD) gerecht werden kann. (Bild: www.i-magazin.at)

Technologische Innovationen: Die Rolle der »grünen Schwäne«

Inmitten der Herausforderungen identifizierte Jäger innovative Technologien, die Hoffnung auf umweltschonende Lösungen bieten. Er sieht in Agri-PV, Humusaufbautechniken in der Landwirtschaft und der Begrünung von Dächern Beispiele für »grüne Schwäne« – disruptive, positiv wirkende Neuerungen, die das Potenzial haben, unsere Praktiken grundlegend zu verändern. Diese Technologien optimieren nicht nur die Landnutzung, sondern bieten auch praktische Lösungen zur Reduktion der CO2-Emissionen und zur Steigerung der biologischen Vielfalt. Andreas Jäger ging anlässlich des Janitza Energy-Forums 2024 vor den Gästen aus der Elektrotechnik, der Industrie und dem Planungswesen ins Detail: „Wir brauchen auch Methoden, um das CO2 wieder abzubauen. Wir müssen also nicht nur die CO2-Quellen zum Versiegen bringen, sondern aktiv CO2 aus der Luft holen. Eine natürliche Methode ist, Humus aufzubauen. Denn die Böden – genauer gesagt die Humusböden der Welt – speichern mehr Kohlenstoff als die Wälder und die Luft zusammen. Das heißt, die Lösung ist relativ einfach. Wenn wir die Landwirtschaft so umstellen, dass sie die Böden beim Anbau schützt, statt sie zu vernichten, und dadurch Humus aufbaut, können wir einen großen Teil von dem CO2, das wir seit der Zeit von Mozart in die Luft blasen, wieder herausholen“, zeichnete Jäger ein optimistisches Bild.

Die Zunahme von Wetterextremen durch Klimaveränderungen

Jäger erklärte weiter, wie die globale Erwärmung das Wetter direkt beeinflusst. Eine wärmere Atmosphäre kann mehr Feuchtigkeit halten, was zu heftigeren Regenfällen und intensiveren Trockenperioden führt. Diese veränderten Bedingungen resultieren in häufigeren Stürmen, Überschwemmungen und Dürren – Phänomene, die weltweit zu beobachten sind und die Lebensgrundlagen vieler Menschen bedrohen.

Der »Klimajäger« malte in seinem emotional geführten, aber sachlich fundierten Vortrag ein Bild des globalen Klimawandels, das sowohl durch seine Vielschichtigkeit als auch durch seine Dringlichkeit besticht. „In Grönland schwindet das Eis mit einer Geschwindigkeit, die selbst pessimistische Modelle in den Schatten stellt“, führte er aus, um den alarmierenden Rückgang der Gletscher zu veranschaulichen. Die Bedrohung durch steigende Meeresspiegel trifft besonders auf Regionen zu, die ihre Existenz gefährdet sehen, wie etwa die Malediven oder Teile Bangladeschs. In Kalifornien führten anhaltende Trockenphasen zu den verheerendsten Waldbränden in der jüngeren Geschichte, während in Deutschland extreme Wetterphänomene wie der Hitzesommer 2018 und das Hochwasser im Ahrtal 2021 die Realität des Klimawandels vor Augen führen. In Griechenland folgten den Waldbränden auf den Inseln Rhodos, Korfu und Euböa im letzten Sommer extrem intensive Niederschläge am Festland. Rund 700 mm Niederschlag an einem Tag – so die Aussage von Jäger – sorgten für massive Überschwemmungen in den Regionen Mittelgriechenlands. Als Vergleich: Rund 660 Millimeter Niederschlag fallen in Wien jedes Jahr im Durschnitt der letzten Jahrzehnte – so die offizielle Information auf der Website der Bundeshauptstadt.

Ein dringender Aufruf zum Handeln

Zum Abschluss seines Vortrags betonte Jäger die Notwendigkeit, dass jeder Einzelne einen Beitrag leisten muss. Die Umstellung auf eine nachhaltige Lebensweise ist nicht nur eine private, sondern auch eine politische Herausforderung, die aktives Engagement erfordert. „Es geht nicht nur darum, Emissionen zu reduzieren, sondern auch darum, aktiv Systeme zu verändern und die öffentliche Meinung zu beeinflussen“, sagte er vor dem Publikum.

Jägers Botschaft ist klar: Die Klimakrise ist eine umfassende Bedrohung, die eine ebenso umfassende Antwort erfordert. Von der Neuausrichtung der Finanzwelt über die Adaption von Landwirtschaftstechniken bis hin zur Förderung technologischer Innovationen und der Bewältigung extremer Wetterereignisse – es ist ein Kampf auf vielen Fronten, der Kooperation, Innovation und Entschlossenheit erfordert.

Jäger hinterließ ein erkennbar nachdenkliches Publikum, das aber auch mit der Gewissheit aus dem Janitza Energy-Forum ging, dass der Wandel möglich ist, wenn alle Beteiligten verantwortungsvoll und entschlossen handeln.

Seine Botschaft ist klar: Der Klimawandel wartet nicht – also sollten wir das auch nicht tun.

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