Energie-Debatte:

„Smart Building ist in der Klimapolitik Trumpf“

von Jasmin Fuerbach
Foto: © ivanashoots

Nachrichten zu explodierenden Energiekosten, blockierten Beschaffungswegen und Versorgungsknappheit prägen nach wie vor die Medienlandschaft. Den Auswirkungen der Energiekrise kann sich kaum mehr jemand entziehen. Unternehmer:innen fragen sich, wo die größten Hebel liegen. Robert Pfarrwaller, CEO des Elektrogroßhändlers Rexel Austria, plädiert dafür, dass eines der größten Einsparungspotentiale im Gebäudebereich liegt. Im Sinne von „Smart Building“ werden durch Messinstrumente und Zähler Energieflüsse sichtbar. So kann in Industrieunternehmen, öffentlichen Gebäuden, aber auch Privathaushalten Optimierungspotential identifiziert und Energie effizienter eingesetzt werden.

In einem Punkt sind sich alle Expertinnen und Experten rund um die Energiedebatte einig: Bevor optimiert wird, muss festgestellt werden, wo der Verbrauch anfällt. Der Bericht „Energie in Österreich“ des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie für das Jahr 2022 zeigt, dass der produzierende Sektor knapp 30 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs in Österreich ausmacht und für knapp 35 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich ist.

Industriebetriebe denken um

„Somit ist klar, dass die Industrie beim Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit eine wesentliche Rolle spielt. Einerseits haben die Industriebetriebe aufgrund steigender Energiekosten rein aus ökonomischer Sicht ein Interesse daran nachhaltiger und ressourcenschonender zu arbeiten, andererseits informieren sich auch Konsument:innen heutzutage zu diesen Themen und richten ihr Kaufverhalten danach aus“, sagt Pfarrwaller. Schlussendlich sind die meisten Industrieunternehmen auch durch internationale, europäische und nationale Abkommen gesetzlich verpflichtet, Maßnahmen in dieser Hinsicht zu setzen. Mitunter hat sich Österreich zur Agenda 2030 der Vereinten Nationen und somit zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele bekannt.

Smart Building: 20 Prozent CO2-Reduktion möglich

„Der Gebäudebereich kann zum Gamechanger in der Klimapolitik werden, kein anderer Sektor erreicht annähernd gleich großes Potenzial. Dieses wird aber kaum ausgeschöpft. Sanierung darf nicht bei der Dämmung, neuen Fenstern oder dem Tausch von Öl- und Gaskesseln enden. Das Management von Licht, Konsumverhalten, Energieproduktion (Photovoltaik) und -speicherung sowie Automatisierung bzw. Digitalisierung müssen heute eine gleichwertige Rolle im Gebäudemanagement spielen“, ist der CEO von Rexel Austria überzeugt. Das Zukunftspotential bestätigt auch eine kürzlich veröffentlichte Studie vom Austrian Institute of Technology (AIT). Dieser zufolge kann durch „Smart Building“ eine 20-prozentige CO2-Reduktion erreicht werden. Die Umsetzung sieht mitunter stärkere Automatisierung in Gebäuden vor – insbesondere in Bereichen, die viel Energie verbrauchen, wie Beleuchtung, Kühlung und Heizung. Beim letzteren Punkt sind die Einsparungsmöglichkeiten am höchsten, denn hier kommt eine effiziente Reglung in Zusammenwirken mit ganzheitlicher Gebäudeautomation zum Einsatz. Bei einer Sanierungsrate von fünf Prozent ergibt sich ein Einsparungspotential von bis zu 85.000 Tonnen CO2. Alle Technologien und erforderlichen Komponenten, die für die Umsetzung notwendig benötigt werden, sind bereits heute über die qualifizierten Gewerbebetriebe verfügbar.

Energiemonitoring im Einsatz

In Smart Buildings wird nur dann Energie verbraucht, wenn sie tatsächlich benötigt wird. Das reicht von einfachen Bewegungsmeldern bis hin zu intelligenten, vernetzten Gebäudesteuerungen. Intelligente Vernetzung im Gebäude bringt nicht nur Kostensenkung und aktiven Klimaschutz, sondern auch mehr Lebensqualität. Pfarrwaller erläutert: „Der erste Schritt muss immer sein, die eigene Energie-Infrastruktur kritisch zu hinterfragen. Wir merken, dass die Nachfrage nach Energiemonitoring-Lösungen, die gezielt Lastspitzen identifizieren und Energieverschwendung aufzeigen, enorm steigt. Bei den derzeitigen Energiepreisen amortisiert sich so eine Investition noch viel schneller und ist daher noch interessanter für Unternehmen.“ Über die aktuelle Energiepreisthematik hinaus, würden Nachhaltigkeit, Reduktion des CO2-Fußabdrucks und Energieeffizienz auch langfristig eine große Rolle spielen. Somit ist Pfarrwaller zufolge jedes Unternehmen gut beraten, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Großunternehmen wären ohnehin zum regelmäßigen Energieaudit verpflichtet, KMU’s ziehen verstärkt nach. Über seine Marke Regro, die Industriekundschaft bedient, begleitet Rexel den Prozess von Anfang bis Ende – von der Ermittlung der technischen Machbarkeit über die Beratung bei Förderungen bis hin zur Installation des Energiemonitoring-Systems, die zumeist bei laufendem Betrieb stattfindet. Mit seiner Akademie ist Rexel einer der größten Schulungsanbieter zum Thema Energieeffizienz für Firmen aus Industrie, Facility Management, Elektrogewerbe und -handel.

Vom Industrieunternehmen zum Privathaushalt

Was der Elektrogroßhändler seiner Kundschaft verkauft, hat das Unternehmen zunächst in einem Selbstversuch geprüft. So konnte im 23.000 m2 großen Logistikzentrum in Weißkirchen eine jährliche Stromeinsparung von 15 Prozent erreicht werden, was einer jährlichen CO2-Reduktion von 60 Tonnen entspricht. „Im Idealfall schafft ein Unternehmen ein autarkes Energiesystem aus erneuerbaren Quellen, unter anderem mithilfe von Solarenergie und Elektromobilität. So entsteht Unabhängigkeit von fossilen Energien, Preisschwankungen und Versorgungssicherheit. Es wird ein eigener Versorgungskreislauf geschaffen, in dem man Produzent und Konsument gleichzeitig ist. Dieses System ist auch im Kleinen anwendbar, Stichwort Smart Home, das ist sehr stark im Kommen. Wenn Unternehmen ihre Vorbildwirkung erfüllen, ziehen Privathaushalte nach“, so Pfarrwaller. In jedem Fall erzielt jede Investition in die Reduktion des Energieverbrauches nicht nur Kosteneinsparungen, sondern zahlt auch in die Klimaziele der Regierung ein.

Weitere Informationen auf www.rexel.at

Quelle: Rexel

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